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Interview mit Ruth Leuwerik

"Die Rollen stimmten eigentlich immer" - Ruth Leuwerik über ihre Filmkarriere

Ruth Leuwerik (1959)
Ruth Leuwerik (1959)Bild: AP

"Die Welt" vom 08.05.62 berichtete von einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach, aus der hervorging: "Beliebteste Schauspielerin ist wie im Vorjahr Ruth Leuwerik. Auf den nächsten Plätzen folgen Maria Schell, Sophia Loren, Liselotte Pulver und Elizabeth Taylor." Ein solches Ergebnis war für diese Zeit selbstverständlich, denn Ruth Leuwerik befand sich damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ein Filmstar und Publikumsliebling eben.

Fräserin und Stenotypistin

Ruth Leuwerik in dem Film "Rosen im Herbst" (1955)
Ruth Leuwerik in dem Film "Rosen im Herbst" (1955) Bild: picture-alliance

Zur Welt kam Ruth Leuwerik am 23.04.24 in Essen, wo sie auch zur Schule ging. Als Schülerin der höheren Handelsschule wurde sie dienstverpflichtet und arbeitete als Fräserin in einer Fabrik. Ihr weiterer Weg führte sie zur Tätigkeit als Stenotypistin, zugleich jedoch versuchte sie sich ihren Berufswunsch zu erfüllen und nahm nebenbei Schauspielunterricht. Den ersten Kontakt mit den Theaterbrettern machte sie an der Wanderbühne des "Westfälischen Landestheaters" Paderborn sowie am Stadttheater Münster. Die ersten "ernsthaften" Engagements folgten sodann bald: 1947 ging sie nach Bremen, ein Jahr später nach Lübeck und schließlich im Jahr darauf an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, wo sie auch 4 Jahre bleiben sollte. Dort schlüpfte sie in verschiedene Rollen wie etwa als Gretchen in "Faust", die Lucille in "Dantons Tod" oder auch die Cordelia in "König Lear". Doch ihre große Karriere sollte nicht beim Theater, sondern beim Film beginnen.

Ruth Leuwerik in Stockholm (1957)
Ruth Leuwerik in Stockholm (1957) Bild: AP

Die ersten Preise

"Dreizehn unter einem Hut" hieß eine Komödie von 1950, in der Ruth Leuwerik zum ersten Mal vor der Kamera stand. Zwar war das nur eine Nebenrolle – die Hauptparts übernahmen Gusti Gerhards und Rudolf Platte – doch der Anfang war nun getan und der Durchbruch sollte lediglich drei Jahre auf sich warten lassen. 1953 kam der Film "Ein Herz spielt falsch" in die Kinos – ein eher simpel gestricktes Melodram, das jedoch Ruth Leuwerik und ihrem Filmpartner O.W. Fischer - neben Fischer zählte in dieser Zeit auch Dieter Borsche zu ihren Partnern - einen Preis brachte: den "Bambi" 1953. Zugleich fand die Überreichung der Auszeichnung zum ersten Mal öffentlich statt – bisher war es üblich, den Preis im privaten Kreis den Trägern auszuhändigen. Auf den Internetseiten des Bambi wird von diesem Tag folgendes berichtet: "Das Publikum feierte die beiden Stars und am Ende konnten sich Leuwerik und Fischer nur mit Hilfe der  Polizei eine Gasse durch die begeisterte Menschenmenge bahnen." Und es sollte nicht nur bei der einen Auszeichnung bleiben. Bereits ein Jahr später wurde Ruth Leuwerik mit dem Filmband in Silber als beste Hauptdarstellerin in dem Drama "Geliebtes Leben" belohnt. Für die Schauspielerin begann nun die Zeit intensiver Arbeit. Sie drehte bis zu drei Filme pro Jahr und wurde als "Königin des Melodrams" gefeiert.

Ruth Leuwerik besuchte die Sonderausstellung "Die ideale Frau. Ruth Leuwerik und das Kino der fünfziger Jahre" (2004)
Ruth Leuwerik besuchte die Ausstellung "Die ideale Frau. Ruth Leuwerik und das Kino der fünfziger Jahre" (2004) Bild: picture-alliance

"Innere Emigration"

Einen Knick in der bisher reibungslosen Karriere von Ruth Leuwerik brachte das Jahr 1962. Zwar feierte sie große Erfolge als Baronin Maria Trapp in den Filmen "Die Trapp-Familie", "Die Trapp-Familie in Amerika" und nicht zuletzt bei der Verfilmung des tragischen Lebens der Schauspielerin Renate Müller im Jahre 1960 unter dem Titel "Liebling der Götter", doch die etwas missglückte Verfilmung des Romans "Die Rote" von Alfred Andersch veranlasste Ruth Leuwerik sich immer mehr ins Privatleben zurück zu ziehen. Nach Angaben des "Kölner Stadt Anzeigers" vom 22.04.86 sprachen ihre Münchner Freunde von einer "inneren Emigration." Acht Jahre später stand sie erneut vor der Kamera: so war sie in den Filmen "Und Jimmy ging zum Regenbogen" und "Unordnung und frühes Leid" zu sehen. Sie wirkte auch bei einigen Fernsehproduktionen mit – darunter bei der Verfilmung der Buddenbrooks – und schließlich 2009 in dem Dokumentarfilm "Ruth Leuwerik erzählt…". Neben den zwei ersten Auszeichnungen wurde die Grande Dame des deutschen Films mit zwei Dutzend Preisen geehrt. Die bis jetzt letzte Auszeichnung ist seit 2010 in Berlin zu sehen: ein Stern auf dem Boulevard der Stars.

Ruth Leuwerik und Hein Rühmann in dem Film "Das Haus in Montevideo" (1963)
Ruth Leuwerik und Heinz Rühmann in dem Film "Das Haus in Montevideo" (1963) Bild: picture-alliance/KPA

Im Februar 1984 sprach DW-Mitarbeiter Klaus Colberg mit Ruth Leuwerik über ihre Karriere.

Autor: Andreas Zemke

Redaktion: Diana Redlich