Interview mit Boris Becker
Mit 17 Jahren feierte er seinen ersten Wimbledon-Sieg und kein anderer prägte die deutsche Tennis-Szene wie er. Zusammen mit Steffi Graf machte er diesen Sport in Deutschland zum Massensport. Boris Becker war über Jahre der populärste Tennisspieler des Landes.
Borg als Vorbild
Boris Becker kam am 22. November 1967 in Leimen bei Heidelberg zur Welt. Den ersten Kontakt zum Tennis bekam er bereits im Alter von drei Jahren im Tennis-Club seines Vaters. Als 10-Jähriger gewann er seine ersten Turniere und wurde bald in die Nachwuchsmannschaft aufgenommen. Seine Begeisterung für diesen Sport wuchs ständig – waren es doch Zeiten, in denen der Schwede Björn Borg seine großen Triumphe auf dem Court feierte und auch Boris Becker motivierte. Nach weiteren Jahren intensiven Trainings kamen auch die ersten Erfolge: 1982 wurde Boris Becker deutscher Juniorenmeister und wiederholte diesen Erfolg noch zwei Mal. Es war der Beginn einer Tennis-Karriere, die ihres gleichen sucht. Das Jahr 1985 sollte für das weitere Leben des Leimeners entscheidend sein.
Tennisgeschichte neu geschrieben
"Der Spiegel" schrieb am 8.7.85 unter anderem Folgendes: "Rückartig stößt er die geballte Faust in die Luft, Punkt für ihn. Dann marschiert er schlaksig, bedrohlich schaukelnd zurück wie einst Western-Star John Wayne zum Shoot-out. … Fast jeder Becker-Auftritt artete zu einem nervenaufreibenden Drama aus." Gemeint war damit die Teilnahme von Boris Becker am Turnier auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon. Zuvor hat er noch die Junioren-Weltmeisterschaft gewonnen und stand nun als ungesetzter Spieler auf den Londoner Courts und bahnte sich mühsam den Weg ins Finale. Und der war bei weitem nicht leicht, denn seine Gegner waren keine geringeren Spieler als Joakim Nyström, Tim Mayotte, Henri Leconte und Anders Järryd – allesamt Spieler der ersten Garnitur und weit vor Boris Becker in der Weltrang-Liste platziert. Sein Gegner im Wimbledon-Finale war Kevin Curren, vor Turnier-Beginn an siebter Stelle der Weltrangliste. Das Match entwickelte sich zu einem packenden Duell, das sich über vier Sätze erstreckte. Am Ende stand er nun da: Arme und Augen gen Himmel gerichtet und schrieb Tennisgeschichte– ein siebzehnjähriger Sieger eines weltberühmten Turniers, das vor ihm kein deutscher Spieler je gewonnen hatte. Die Sensation war perfekt und ein neuer Tennisstar geboren: Boris Becker.
Tennis-Boom in Deutschland
Nach dem Sieg in Wimbledon setzte Boris Becker seine Profi-Karriere fort. Zunächst verbesserte sich seine Platzierung in der Weltrangliste wesentlich: gegen Ende des Jahres war er schon an sechster Stelle notiert. Und weitere Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Im Folgejahr konnte er nicht nur zahlreiche Grand-Prix-Turniere für sich entscheiden, sondern auch den Wimbledon-Titel verteidigen. Sein weiterer Weg als Tennisspieler war meistens vom Erfolg gezeichnet: Boris Becker triumphierte bei zahllosen Turnieren bis er schließlich die Nummer eins der Weltrangliste erreichte. Es war 1991, nach dem er den Tschechen Ivan Lendl im Finale der Australian Open besiegte. Seine aktive Sportkarriere beendete Boris Becker 1999. Insgesamt kann er auf über fünf Dutzend gewonnene Titel zurück blicken. Auch die Liste seiner Auszeichnungen ist imposant: unter anderem wurde Boris Becker vier Mal zum "Sportler des Jahres" gewählt, erhielt 1989 die "Goldene Kamera" und 2008 wurde er zur "Legende des Sports" erklärt. Zusammen mit Steffi Graf löste der Leimener in Deutschland einen wahren Tennis-Boom aus. Vergleicht man etwa die Angaben des Statistischen Bundesamtes, so stellt man fest, dass die Zahl der Mitglieder in den Tennis-Clubs im Vergleich zum Ende der 70er-Jahre ab Mitte der 80er-Jahre sich verdoppelt hat. Und das nicht nur sehr zu Freuden sowohl der Sportartikel-Industrie, sondern auch des Handels.
Im Dezember 1985 sprach DW-Redakteur Hanspeter Detmer mit Boris Becker über seinen Wimbledon-Erfolg.
Autor: Andreas Zemke
Redaktion: Uta Hardes-Schmeißer