Brasilien im Sog der Rezession
Die Wirtschaftsleistung ging im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent zurück - so das brasilianische Statistikamt. Laut Wirtschaftsminister Henrique Meirelles erlebt das Land momentan die "schlimmste Wirtschaftskrise" in der Geschichte Brasiliens. Auch bereits im Jahr 2015 ist das Bruttoinlandsprodukt zurückgegangen. Damals waren 3,8 Prozent.
Unter dem Mandat des Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva (2003 bis 2010) von der Arbeitspartei (PT) verzeichnete Brasilien jahrelang ein kräftiges Wachstum - auch wegen der hohen Rohstoffpreise und der starken chinesischen Nachfrage. Seit die Preise für Öl, Soja und Brennstoffe sinken, zeigt sich, dass Brasilien immer noch massiv von seinen Rohstoffen abhängt.
Neue Regierung unter Druck
Besonders gebremst hat die Wirtschaft im vergangenen Jahr allerdings das Schlussquartal. Für die Monate Oktober bis Dezember sei die Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent im Quartalsvergleich geschrumpft, hieß es weiter beim Statistikamt. Volkswirte hatten nur einen Rückgang um 0,5 Prozent erwartet. Das Land hat seit Ende August einen neuen Präsidenten mit einem neuen Kabinett. Nach einem Amtsenthebungsverfahren musste Dilma Rousseff ihren Hut nehmen.Ihr Nachfolger Michel Temer setzt seitdem zur Wiederankurbelung der Wirtschaft auf ein hartes Sparprogramm. Im vergangenen Jahr hatte seine Regierung das Einfrieren sämtlicher Bundesausgaben für einen Zeitraum von 20 Jahren durchgesetzt. Jetzt werden harte Einschnitte vor allem bei Renten sowie im Bildungs- und Gesundheitswesen befürchtet.
Die Arbeitslosenquote liegt bei einem Rekordhoch von 12,6 Prozent im Januar. 12,9 Millionen Menschen sind demnach auf der Suche nach einer Arbeit.
Allerdings gibt es Aussicht auf bessere Zeiten für das wichtige Schwellenland. In der jüngsten Prognose vom Januar hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr wieder ein leichtes Wachstum von 0,2 Prozent erwartet. Im Jahr 2018 dürfte sich die brasilianische Wirtschaftsleistung demnach weiter beschleunigen und ein Wachstum von 1,5 Prozent erreichen.
nm/wen (dpa/afp)