DW-Journalist von Rechtsextremen in Athen angegriffen
Jacobi sagte, er habe beim Filmen der Demonstration auf dem Syntagma-Platz bemerkt, wie sich eine Gruppe von ungefähr zehn jungen Männern aus der Menge löste und auf ihn zukam. Die Frage, ob er Thomas Jacobi sei, habe er bejaht, daraufhin hätten die Täter direkt auf ihn eingeprügelt.
Aufgrund ihrer unzureichenden Ausrüstung hätten die Polizisten die Verstärkung eines entfernt stehenden Einsatzkommandos angefordert. Jacobi sagte, er sei der Situation letztendlich dank der Hilfe von vier Kolleginnen und Kollegen entkommen. Die Kamera mit Aufnahmen der Täter habe er retten können, jedoch seien seine Mobilfunkgeräte zerstört und das Aufnahmegerät gestohlen worden.
Jacobi hat nach der Entlassung aus dem Krankenhaus Strafanzeige erstattet, muss aber zeitnah weitere Arzttermine wahrnehmen. Eigenen Angaben zufolge geht es ihm gut, abgesehen von einem blauen Auge, Schürfwunden auf der Nase sowie Kopfschmerzen.
Thomas Jacobi ist als freier Journalist unter anderem für die Französisch-Redaktion der DW tätig. Am Sonntag war er nicht im Auftrag des deutschen Auslandssenders in Griechenland. 2016 hat Jacobi den Dokumentarfilm „Goldene Morgenröte, eine persönliche Angelegenheit“ über die griechische rechtsextreme Partei „Chrysi Avgi“ (Goldene Morgenröte) gedreht. Derzeit arbeitet er an einer Fortsetzung. Jacobi sagte, er gehe davon aus, dass er in Athen angegriffen wurde, weil Mitglieder der Partei ihn erkannt hätten.
„Ich werde mich nicht einschüchtern lassen“, so Jacobi, und weiter: „Es ist auch wichtig, dass man zeigt, dass man präsent ist. Und ich bin ja nicht derjenige, der im Unrecht ist, weil ich auf die Demonstration gegangen bin. Im Unrecht sind die, die mich angegriffen haben.“
„Wir sind bestürzt und müssen mit Entsetzen feststellen, dass Journalistinnen und Journalisten immer häufiger Gewalt und Drohungen ausgesetzt sind“, sagte DW-Chefredakteurin Ines Pohl. „Obwohl der Rechtsstaat den Schutz von Journalisten gewährleistet und Gewalt juristisch verfolgt, wie zuletzt im Fall Jan Kuciak, stellen wir mit Bedauern fest, dass wir auch in der EU zunehmend eine Kultur der Intoleranz erleben.“
„Meinungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden, und für diese setzen wir uns aktiv als DW ein“, so Pohl.