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Iranische Politik blockiert Sportler-Träume

Bei der U23-Ringer-WM in Polen hat es erneut einen Eklat um die iranische Boykott-Politik gegen israelische Sportler gegeben. Einer von mehreren Vorfällen in der Vergangenheit.

Iran Alireza Karimi
Bild: MEHR

Es ist eine Behauptung, die schon so häufig ad absurdum geführt wurde: Der Sport ist unpolitisch heißt es oft, wenn es um brisante Themen im Wechselspiel zwischen körperlicher Ertüchtigung und staatlichen Handelns geht.

Der Iran liefert gerade wieder ein neues Beispiel dafür ab, welch überaus bedenkliche Ausmaße der Antisemitismus und die damit verbundenen politischen Entscheidungen haben können. Im Iran dürfen Sportler wegen der politischen Feindschaft mit Israel und aus Solidarität mit Palästina nicht gegen israelische Athleten oder Mannschaften antreten. Bei der U23-Ringer-WM in Polen kam es nun zu einem erneuten Eklat gegen israelische Sportler.

Karimi muss bereits das zweite Mal verzichten

Der Freistil-Ringer Ali-Resa Karimi, einer der Favoriten auf die Goldmedaille, musste auf Anweisung seiner Trainer im Achtelfinale gegen den Russen Alichan Schabrailow verlieren, weil er sonst in der nächsten Runde gegen einen israelischen Gegner hätte antreten müssen. "Ich hatte so hart trainiert und so fest an den WM-Titel geglaubt. Dann aber kamen die Anweisungen und es war wie ein Eimer kaltes Wasser auf all meine Träume", sagte Karimi der Nachrichtenagentur ISNA am Dienstag.

Für den 23-Jährigen ist es das zweite Mal, dass er wegen der iranischen Anti-Israel-Politik auf einen eventuellen WM-Titel verzichten musste. Nun fordert Karimi die vom iranischen Ringerverband vorgesehene WM-Prämie von 60 Goldmünzen (umgerechnet ungefähr 16 000 Euro) ein.

Taekwondo-Kämpfer verzichtete ebenfalls

Erst im vergangenen August wurde der Kapitän der iranischen Fußballnationalmannschaft, Massoud Schojaei, vom Team ausgeschlossen und könnte nun sogar die WM 2018 in Russland verpassen. Schojaei hatte mit seinem Club Panionios Athen in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv gespielt.

Diese anti-israelische Haltung des Iran wird schon seit der islamischen Revolution 1979 paraktiziert und einige Sportler haben bereits ähnliche Auswirkungen erleben müssen. Etwa bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur im Jahr 2010.

Dort verzichtete damals der iranische Taekwondo-Kämpfer Mohammad Soleimani angeblich wegen einer Verletzung auf das Finale seiner Gewichtsklasse. Der 17 Jahre alte Israeli Gili Haimovitz wäre sein Gegner gewesen, der dadurch kampflos Gold gewann.   

Schwimmer Alirezaei sorgte in Peking 2008 für Verwirrung

Das Nicht-Antreten des iranischen Schwimmers Mohammad Alirezaei hat bei den Olympischen Spielen in Peking im Jahr 2008 für Verwirrung gesorgt. Zunächst hatte laut einer ISNA-Meldung das Nationale Olympische Komitee des Iran (INOC) den Start des Athleten über 100 Meter Brust freigegeben, obwohl in diesem Lauf auch der Israeli Tom Beeri gemeldet war.

Weil der Iraner auf Bahn eins und der Israeli auf Bahn sieben eingeteilt waren, hätte es sich nicht um ein direktes Duell gehandelt, zitierte die Nachrichten-Agentur einen Sprecher des INOC. Am Ende blieb Alirezaeis Platz aber doch frei. Laut iranischen Angaben war der Sportler erkrankt. Beobachter vermuteten auch damals ein Eingreifen der iranischen Staatsführung.