Marjory Linardy: Per Zufall zum Buch

Journalistin und Buchautorin: Vor knapp 20 Jahren kam Marjory Linardy nach Deutschland. Jetzt freut sich die DW-Journalistin auf die Frankfurter Buchmesse, wo sie ihr Buch über ihre Heimat Indonesien vorstellt.

Marjory Linardy, Indonesisch-Redaktion der DW
Bild: DW

Warum sie sich damals ausgerechnet für Deutschland entschied, kann sie nicht mehr genau sagen. Vielleicht habe sie der Theologe und Reformer Martin Luther beeinflusst. In ihrer Heimat Indonesien, dem Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung, bilden Christen wie Linardy eine respektierte Minderheit. Dem Inselstaat in Südsotasien fühlt sie sich sehr verbunden: Regelmäßig besucht sie dort ihre Eltern.

In Deutschland studierte sie Germanistik, Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaft. „Ich erzähle und schreibe gern. Das Studium erleichterte es mir, im Journalismus Fuß zu fassen.“ Das Handwerkszeug erlernte sie anschließend bei der DW.

Perspektive wechseln

Linardys Aufgaben als Redakteurin sind breit gefächert: Für das indonesische TV-Magazin „Inovator“ adaptiert sie Beiträge und betreut Vertonungen zu den Themen Wissenschaft, Umwelt und Lifestyle. Darüber hinaus unterstützt sie den Bereich Social Media: Facebook-Postings absetzen, Twittern, Blogs und den Kontakt mit den Nutzern pflegen. Die von ihr mitbetreute Facebook-Seite von DW-Indonesian zählt mittlerweile über 650.000 Fans. Außerdem ist Linardy zuständig für „Women talk online“, ein Blog für Frauenthemen weltweit. Die entsprechende Facebook-Seite zählt 160.000 Fans.

Wenn sie über die Rechte von Frauen in Schwellenländern spricht, wirkt Linardy entschlossen – unverkennbar ihr Thema! Die sonst recht zurückhaltende Journalistin erzählt dann von den Verhältnissen in Indonesien, von den Hürden, die Frauen in Indien zu überwinden haben oder in Pakistan, wo Emanzipation nahezu ein Fremdwort ist.

Das Buch kam zu ihr

Eine neue Herausforderung hat Marjory Linardy soeben gemeistert: „Das kuriose Indonesien-Buch“ erscheint am 20. August beim Fischer Verlag, im Vorfeld der internationalen Frankfurter Buchmesse. Indonesien ist in diesem Jahr Partnerland. „Das Buch ist zu mir gekommen“, schmunzelt Linardy mit Blick auf ihr Erstlingswerk.
Eine Mitarbeiterin des Verlags habe den Anstoß gegeben und Linardy dazu ermuntert. Es geht um Kuriositäten, um deutsch-indonesische Ähnlichkeiten. „Als ich ihr erzählte, dass wir in Indonesien Weihnachten auch mit dem Lied ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘ begehen, stand die Entscheidung fest.“

Indonesien entdecken

„Informationen über Indonesien stammen meist aus den Nachrichten und sind zum Großteil negativ behaftet“, bedauert Linardy das bescheidene Image ihres Landes in Europa. Deutschland stehe in Indonesien weniger für Literatur, als vielmehr für Technologie. Indonesien sei als Land sehr schwer greifbar, das liege sicher auch an den 17.800 Inseln. „Wer meine Heimat verstehen will, muss eine Menge lesen“, sagt Linardy selbstbewusst. Und setzt augenzwinkernd auf den Verkaufserfolg ihres Buchs.

Ihre persönliche Empfehlung für Literaturfreunde: „Deutsche Spuren in Indonesien“ von Rüdiger Siebert. Der ehemalige Leiter der Indonesisch-Redaktion schildert zehn Lebensläufe von Bundesbürgern, die in Indonesien ihre zweite Heimat gefunden haben.