Meilensteine der DW-Geschichte
1953: DW-Gründung in Köln
Am 3. Mai 1953 geht die Deutsche Welle von Köln aus als Hörfunksender mit einer Radioansprache von Bundespräsident Theodor Heuss erstmals auf Sendung. Gegründet von der Bundesregierung, soll sie dem Ausland die junge Bundesrepublik vermitteln und die Wiederaufnahme Deutschlands in die internationale Staatengemeinschaft medial begleiten. Zunächst sendet die DW über Kurzwelle und nur in deutscher Sprache. Die ersten Fremdsprachen kommen bereits 1954 hinzu; 2021 werden es 32 sein.
1957: Angebote für Deutschlernende
Das Programm "Lernt Deutsch bei der Deutschen Welle" startet 1957. Knapp 50 Jahre später wird 2005 die Förderung der deutschen Sprache ausdrücklich Teil des DW-Programmauftrags. Im Internet bietet die DW interaktive Möglichkeiten des Spracherwerbs für Lernende und Lehrkräfte, beispielsweise mit der beliebten Video-Novela "Nicos Weg" oder einem mobilen Deutschkurs für Geflüchtete und Migrant*innen.
1964: Die Ursprünge der DW Akademie
Internationale Hörfunkjournalist*innen nehmen im Juli 1964 am ersten Ausbildungskurs für Medienfachkräfte aus Entwicklungsländern teil. Der Auftakt einer Erfolgsgeschichte: Nur ein Jahr später nimmt das Deutsche Welle Ausbildungszentrum (DWAZ) seinen Betrieb auf. Fortan absolvieren hier jährlich Hunderte Journalist*innen, Techniker*innen und Manager*innen von Radiosendern aus Afrika, Asien und Lateinamerika vielfältige Fortbildungen.
1996 wird die Fernsehausbildungsstätte des Sender Freies Berlin integriert, aus dem DWAZ wird das DWFZ (Deutsche Welle Fortbildungszentrum). 2003 geht das DWFZ in der DW Akademie auf. Sie ist heute das Zentrum der Deutschen Welle für internationale Medienentwicklung, journalistische Aus- und Fortbildung und Wissensvermittlung.
1968: Krisenradio
Truppen des Warschauer Paktes beenden 1968 den "Prager Frühling" in der Tschechoslowakei. Die DW reagiert mit Programmerweiterungen in den osteuropäischen Sendesprachen. Die Geburtsstunde des "DW-Krisenradios": Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan 1979 weitet die DW ihre Sendungen auf Dari und Paschtu aus, 1989 erfolgt eine Ausweitung des chinesischen Kurzwellenprogramms als Reaktion auf das Tian’anmen-Massaker in Peking.
Der Bürgerkrieg in Ruanda 1994 betrifft die DW direkt: Die Mitarbeitenden der Relaisstation in der Hauptstadt Kigali sind eingeschlossen. Elf deutsche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von belgischen Streitkräften ausgeflogen, vier kehren bald darauf auf Bitten der neuen Regierung Ruandas zurück und nehmen den Kurzwellensender wieder in Betrieb.
In den 1990er Jahren prägen das im Krieg zerfallene Jugoslawien und der Transformationsprozess in den postkommunistischen Gesellschaften die journalistische Arbeit. Die DW sendet in Südosteuropa auf Albanisch, Bosnisch, Serbisch, Mazedonisch und Kroatisch.
1992: Fernsehen
Am 1. April 1992 startet die DW ein tagesaktuelles Fernsehprogramm aus den Räumen des Senders RIAS-TV in Berlin-Wedding. Es soll helfen, den steigenden Informationsbedarf aus und über das seit 1990 wiedervereinigte Deutschland zu decken. Heute betreibt die DW vier Fernsehkanäle auf Englisch, Deutsch, Arabisch und Spanisch.
1994: Internet
Als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland geht die DW am 1. September 1994 mit ihrer Online-Berichterstattung live. Erstes Thema ist die Bundestagswahl. Drei Minuten nach Schließung der Wahllokale steht die erste Prognose-Grafik im Netz.
1996: Umzug in der Voltastraße
Aus den Räumlichkeiten von RIAS-TV in der Berliner Voltastraße zieht die DW in ein benachbartes Gebäude. Der Berliner Architekt Josef Paul Kleihues hat das ehemalige AEG-Gelände neu gestaltet.
1997: DW-Gesetz
Das DW-Gesetz, im Dezember 1997 erlassen und 2001 und 2004 geändert, definiert die DW als gemeinnützige, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt.
1998: Bundesministerium für Kultur und Medien
Nach fast 40 Jahren geht nach den Bundestagswahlen die Rechtsaufsicht über die DW vom Bundesinnenministerium auf den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Bundeskanzleramt über. Bisherige Amtsinhaber*innen: Michael Naumann (SPD), Julian Nida-Rümelin (SPD), Christina Weiss (parteilos), Bernd Neumann (CDU), Monika Grütters (CDU) und seit 2021 Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen).
2003: Umzug von Köln nach Bonn
Parallel zum 50-jähriges Bestehen endet die Kölner Ära der DW: Der Sender zieht 35 km rheinaufwärts in den Bonner Schürmann-Bau, der vor dem Umzug der deutschen Hauptstadt von Bonn nach Berlin von Architekt Joachim Schürmann als Bürogebäude für die Abgeordneten des Bundestages entworfen wurde.
2008: Global Media Forum
Die erste internationale Medienkonferenz der DW, das Global Media Forum (GMF), findet vom 2. bis 4. Juni im World Conference Center Bonn statt. Die Keynotes vor rund 800 Gästen aus aller Welt halten der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier und die Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi.
Erik Bettermann, DW-Intendant von 2001 bis 2013, sagt auf dem ersten GMF: "Mit der regelmäßig geplanten Veranstaltung bringen wir die Expertise eines multinationalen, weltweit vernetzten Medienunternehmens ein, um eine Plattform für interkulturellen Austausch zwischen Akteuren der Globalisierung zu schaffen. Hier erarbeiten Medienvertreter aus aller Welt mit Entscheidern aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft interdisziplinär Lösungen für globale Herausforderungen, bei denen Medien eine zentrale Rolle spielen."
Aus weit mehr als 100 Ländern kommen jährlich rund 2.000 Experten aus Medien, Politik, Kultur und Gesellschaft zum Global Media Forum nach Bonn. Das GMF hat sich als größte internationale Medienkonferenz in Deutschland etabliert – als "the place made for minds".
2011: Erfolgsfaktor Vielfalt
Seit 2011 gehört die DW zu den Mitgliedern der deutschen Arbeitgeber-Initiative Charta der Vielfalt. Der Verein setzt sich für die Förderung von Diversität in der Arbeitswelt ein.
"Identity and Diversity" lautet auch das Thema des Global Media Forum im Jahr 2017.
2013 bis heute: Digitalisierung und neue Themenschwerpunkte
Intendant Peter Limbourg wird 2013 ins Amt gewählt. Unter seiner Leitung geht im Juni 2015 das englischsprachige Nachrichten- und Informationsprogramm auf Sendung. Auf dem Global Media Forum in Bonn drücken Staatsministerin Monika Grütters und Limbourg gemeinsam den symbolischen Startknopf. Der neue TV-Kanal sendet Magazine, Reportagen, Dokumentation, Interviews und Talk zu Themen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport. Zur vollen Stunde gibt es Nachrichten, je nach Tageszeit in unterschiedlichen Programmlängen. Durch eine gezielte Investition in neue Studiotechnik kann das laufende Programm jederzeit für "Breaking News" unterbrochen werden.
Die Digitalisierung hält Einzug in den Redaktionsalltag und führt nicht nur zu neuen technischen Geräten und Übertragungsverfahren, sondern auch zu neuen Arbeitsabläufen und -methoden. Der steigenden Nutzung des Internets steht das abnehmende Interesse an der Kurzwellen-Ausstrahlung gegenüber. Ende Oktober 2011 stellt die DW das deutschsprachige Programm via Kurzwelle ein und investiert in zukunftsfähige multimediale Formate.
Investitionen in neue digitale Technologien und Soziale Medien etablieren die DW als weltweit beachteten Nachrichtensender, der auch jüngere Zielgruppen erreicht. Mit einer stärkeren Regionalisierung des Programms wird auf aktuelle Krisen reagiert und die Berichterstattung in den Zielregionen ausgeweitet.
DW Freedom of Speech Award
Seit 2015 vergibt die DW jährlich im Rahmen des Global Media Forum den Freedom of Speech Award an Personen oder Initiativen, die sich besonders für Menschenrechte und die Meinungsfreiheit einsetzen.
Die bisherigen Preisträger des Freedom of Speech Award sind der Blogger Raif Badawi (2015), der nach Absitzen seiner zehnjährigen Haftstrafe (2012 bis 2022) in Saudi-Arabien das Land weiter nicht verlassen darf, Sedat Ergin (2016), ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Hürriyet, die White House Correspondents' Association aus den USA (2017), der iranische Politikwissenschaftler Sadegh Zibakalam (2018), die mexikanische Investigativjournalistin und Autorin Anabel Hérnandez (2019), 17 Journalist*innen aus 14 Ländern, die sich während der Corona-Pandemie gegen Desinformation einsetzten (2020), die nigerianische Investigativjournalistin Tobore Ovuorie (2021), die ukrainischen Fotojournalisten Mstyslav Chernov und Evgeniy Maloletka (2022) und der Journalist Óscar Martínez aus El Salvador (2023).
Flucht und Migration
Krisen prägen die Weltpolitik, die Themen Flucht und Migration gewinnen für die Berichterstattung an Bedeutung. Mit den Kooperationspartnern France Médias Monde und der italienischen Nachrichtenagentur ANSA startet die DW im März 2017 das Online-Projekt InfoMigrants. Die von der EU geförderte Informationsplattform richtet sich an Migrant*innen und Geflüchtete und wird ab 2021 in sechs Sprachen angeboten.
Papst Franziskus übermittelt 2017 in einem persönlichen Brief seine "aufrichtige Wertschätzung für diese wichtige Initiative".
2020: Pandemie und verstärkter Einsatz gegen Desinformationen
Mit Beginn der Pandemie zeigt die DW verlängerte Nachrichtensendungen und Sonderprogramme zum Thema. Mitte März 2020 reagiert das Programm mit einem neuen Format auf den erhöhten Informationsbedarf der Menschen weltweit: Buchstäblich über Nacht entsteht das Covid-19 Special und wird am nächsten Tag ausgestrahlt. Das tägliche TV-Format bietet Informationen rund um das Corona-Virus: zu Impfstoffentwicklung, Spätfolgen des Virus, Immunität und Maskenschutz, aber auch zu gesellschaftlichen Themen – etwa, wie die Pandemie unseren Alltag für immer verändern könnte. Die Idee zum Format hatte DW-Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge, zu dem Zeitpunkt noch Leiterin der Hauptabteilung Wirtschaft, Wissenschaft und Umwelt. Nach mehr als 500 Sendungen wird Covid-19 Special Ende 2022 zum letzten Mal ausgestrahlt.
2020 gründet sich auch das Faktencheck-Team der DW – als Antwort auf Desinformationen und Verschwörungsmythen, die im Laufe der Pandemie kursieren. Das Team veröffentlicht Faktenchecks online, im TV, und auf Social Media. Alle Teammitglieder sind speziell für das Prüfen von Fakten qualifiziert und arbeiten mit digitalen Recherche-Tools.
2022: Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und Umzug nach Riga
Anfang Februar erteilt die russische Regierung der DW ein Sendeverbot und stuft sie im März als "ausländischen Agenten" ein. Das Studio in Moskau wird geschlossen und ein neues Studio in der lettischen Hauptstadt Riga eingerichtet. DW-Intendant Peter Limbourg betont: "Wir werden weiterhin alles technisch und organisatorisch Mögliche tun, um unser Publikum in Russland und weltweit mit wichtigen Informationen zu versorgen." Für Interessierte in Russland gebe es "vielfältige Wege der Zensurumgehung." Im Kontext des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wird die Berichterstattung auf Ukrainisch und Russisch ausgebaut: Ab März 2023 wird die russische Nachrichtensendung DW Novosti täglich produziert. Im 2021 eingerichteten Kiew Hub arbeiten rund 20 journalistische Ortskräfte, hinzu kommen Korrespondent*innen von DW News sowie Cutter und Kameraleute.
2023: 70 Jahre Deutsche Welle
Mit einem Festakt in Anwesenheit von Staatsministerin Claudia Roth und zahlreichen weiteren Gästen aus Politik, Kultur und Medien feiert die DW am 10. Mai 2023 im Deutschen Bundestag ihr 70-jähriges Bestehen.
"Damit niemand glaubt, er könnte Worte und damit auch die Realität kontrollieren, dafür brauchen wir unabhängige Medien. Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten, die miteinander weltweit für die Freiheit des Wortes arbeiten. So wie die Deutsche Welle das seit 70 Jahren tut," so Bundeskanzler Scholz in seiner Grußbotschaft.Scholz bedankt sich für "70 Jahre, in denen sich Ihr Sender um die Demokratie verdient gemacht hat."
Für Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, steht die DW "nicht nur für das freie Wort – sie ist das freie Wort im Gespräch der deutschen Demokratie mit der Welt"; sie sei "unentbehrlich"im Hinblick auf die "bedrohlich wachsenden Gefahren für die Meinungs- und Pressefreiheit und die freie Information."