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RSF hilft mit, DW-Website in Russland zugänglich zu machen

Trotz Sperre wird die russischsprachige Webseite der Deutschen Welle auf hohem Niveau abgerufen. Der DW hilft dabei die jahrelange Erfahrung mit Zensurumgehung. Unterstützung gibt es jetzt von Reporter ohne Grenzen.

Deutschland | Berlin - Tag der Pressefreiheit 2017
Bild: Stauffenberg/ Eventpress/picture alliance

Pressemitteilung von Reporter ohne Grenzen:

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat im Rahmen des Projekts #CollateralFreedom die russischsprachige Nachrichten-Website der Deutschen Welle wieder zugänglich gemacht. Diese Unterstützung bietet RSF auch anderen von Zensur betroffenen Medien an.

"Ausländische Online-Medien sind neben unabhängigen russischen Medien unverzichtbar", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Da sie dem Druck entgehen können, dem russische Medienschaffende ausgesetzt sind, spielen sie bei der Verbreitung von unabhängigen Nachrichten in Russland, insbesondere online, eine wichtige strategische Rolle."

Vor der Sperrung war die russischsprachige Website der Deutschen Welle mit durchschnittlich 4,4 Millionen Besucherinnen und Besuchern pro Monat eine der beliebtesten Nachrichtenseiten. Etwa zwei Millionen aller monatlichen Zugriffe kamen aus Russland. Um den Zugang zur DW-Website zu ermöglichen, hat RSF die gleiche Methode angewandt wie vor zehn Tagen für die Freigabe von Meduza, der beliebtesten unabhängigen russischen Nachrichtenseite, die ebenfalls von Moskau zensiert worden war.

RSF umgeht diese staatliche Zensur, indem die Organisation eine exakte Kopie bzw. einen Spiegel der Website („Mirror site“) erstellt. Dieser wird auf internationalen Servern bzw. Content Delivery Networks (CDNs) platziert. CDNs hosten auch viele andere Dienste und können daher nicht so leicht blockiert werden. Wenn autoritäre Regierungen CDNs, die die Spiegelseiten hosten, direkt angreifen, entstehen ihnen selbst Nachteile: Sie blockieren dadurch auch ihren eigenen Zugang zu allen anderen von CDNs bereitgestellten Diensten. Der drohende Kollateralschaden hält die Regime von diesem nächsten drastischen Schritt ab.

DW im Visier des russischen Staates

Der russische Staat hatte die DW bereits im Visier, bevor seine Truppen am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert sind. Schon vorher ist die Schließung des russischen DW-Büros angeordnet worden, am 3. Februar ist der Sender auf die Liste der "ausländischen Agenten" gesetzt worden. Dies kann als Vergeltung dafür betrachtet werden, dass zuvor dem russischen Fernsehsender RT (früher Russia Today) verboten worden war, in Deutschland zu senden. Die DW hat ihr russischsprachiges Angebot jedoch nicht aufgegeben. Sie verlegte es kurzerhand in die lettische Hauptstadt Riga und wird von dort aus weiterarbeiten.

Die Deutsche Welle verfügt über Erfahrung mit Internetzensur und weiß diese zu umgehen, damit Menschen, die in autoritären Regimen leben, freie und unabhängige Informationen erhalten. Der Sender arbeitet mit der Zensurumgehungssoftware Psiphon zusammen und bietet außerdem einen sogenannten Onion-Service an. Dieser ermöglicht es, die DW-Website über den Tor-Browser anonym zu besuchen. Einen Überblick darüber, was die DW ihren Nutzerinnen und Nutzern empfiehlt, um Zensur zu umgehen, finden Sie hier.

Russland hat es auf ausländische Medien ebenso abgesehen wie auf unabhängige russische Medien. Das Ziel von Präsident Wladimir Putin ist immer dasselbe: die russische Bevölkerung mit der Propaganda des Kremls zu benebeln, damit er unbehelligt Krieg führen kann.

Collateral Freedom – Spiegelseiten für alle Medienkanäle

RSF hat am 18. März auch die Website von Caucasian Knot wieder online gestellt. Dieses unabhängige Fachportal berichtet seit 2001 über den Kaukasus. Dabei legt das Medium besonderes Augenmerk auf Menschenrechte sowie die Pressefreiheit und dokumentiert sorgfältig Rechtsbrüche in der Region. Während einer weiteren Zensurwelle durch den russischen Generalstaatsanwalt am 16. März wurde Caucasian Knot im russischen Internet zum Schweigen gebracht. Die Websites anderer Medien, die den Krieg in der Ukraine dokumentieren, wurden ebenfalls blockiert, darunter Bellingcat, ein unabhängiges Kollektiv von Forschenden und Bürgerjournalisten mit Sitz in Amsterdam.

Auch andere zensierte Medien können sich bei RSF melden, damit Spiegelseiten eingerichtet werden und sie ihrer Aufgabe, Nachrichten und Informationen zu liefern, weiter nachgehen können.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit 2021 steht Russland auf Platz 150 von 180 Staaten.