Republikaner vom Klimawandel überzeugen
DW: Als sich Hurrikan "Irma" Florida näherte, sagte Scott Pruitt, Chef der Umweltbehörde "Environmental Protection Agency" (EPA), dass jetzt nicht die richtige Zeit sei, über den Klimawandel zu sprechen. Stimmen Sie da zu?
Bob Inglis: Ich weiß nicht, warum es - um es mit Pruitts Worten zu sagen - unsensibel wäre, die langfristige Lösung eines Problems zu diskutieren, während die Menschen mit den unmittelbaren Konsequenzen konfrontiert sind. Natürlich wollen wir, dass die Evakuierung der Betroffenen im Fokus steht, aber eine große Nation sollte in der Lage sein, mehr als nur das zu tun. Sie sollte herausfinden können, wie man solche Katastrophen in der Zukunft abwendet. Das könnte betroffenen Menschen - wie zum Beispiel meiner Familie - auch etwas Trost spenden.
Ich halte die Aussage von Pruitt deshalb für töricht. Meine Familie musste aus der Küstenregion South Carolinas - dem "lowcountry" - fliehen. Es ist töricht zu sagen, dass sich niemand - insbesondere auch nicht die EPA - auf die Langzeitfolgen konzentrieren sollte. Es ist eigentlich die törichste Aussage, die ich mir vorstellen kann.
Republikanische Parteiführer - allen voran Präsident Donald Trump - bezweifeln, dass der Klimawandel wirklich existiert. Glauben Sie, dass die Hurrikane "Irma" und "Harvey" irgendwelche Auswirkungen darauf haben werden, wie andere republikanische Politiker den Klimawandel bewerten?
Ich muss einfach glauben, dass es die Menschen beeinflusst. Ich habe die Bilder aus meiner überfluteten Heimat gesehen. So hoch waren die Überschwemmungen noch nie. Irgendwann werden wir begreifen, was die Natur uns immer wieder sagen will. Es gibt ein altes Sprichwort, dass der [ehemalige demokratische South Carolina] Senator Fritz Hollings sinngemäß zu sagen pflegte: "An dem zweiten Tritt eines Maulesels bist du selber schuld." Und wir sind von diesem Maultier immer wieder getreten worden. Vielleicht werden wir es irgendwann als lehrreich empfinden.
Sie waren Mitglied des Kongresses aus South Carolina, verloren aber letztendlich gegen einen republikanischen Herausforderer von rechts. Dies lag zum Teil an Ihrer Haltung zum Klimawandel. Glauben Sie wirklich, dass heutzutage Ihre Ansichten zum Klimawandel für einen republikanischen Politiker weniger schädlich wären als damals vor sechs Jahren?
Auf jeden Fall, denn damals befanden wir uns inmitten einer großen Wirtschaftsflaute. Dieser Abschwung ist nun vorbei. Außerdem haben wir nun mehr Möglichkeiten, aus unserer Umwelt zu lernen. Ich glaube, wir alle wissen, dass wir gerade den Klimawandel erleben. Nur einige von uns hält der Stolz ab, anzuerkennen, dass er menschlich verursacht wird. Wir Republikaner geben das nur sehr zögerlich zu. Unser Stolz verbietet es uns, anzuerkennen, dass andere - die das Problem Klimawandel früher anerkannt haben - damit im Recht waren. Das müssen wir überwinden.
Aber natürlich ist es auch so, dass die bisherigen Lösungswege gegen den Klimawandel lange Zeit für Republikaner nicht attraktiv waren. Sie hörten vom Emissionshandel "Cap-and-Trade" und erkannten, dass das sehr kompliziert war. Sie hörten von sauberen Kraftwerken, doch das war aus ihrer Sicht zu regulativ.
Sie haben noch von keiner Lösung gehört, die in ihrem Sinne wäre und wie wir sie jetzt bei republicEn.org anbieten. Damit werden sie in der Lage sein, zu sagen: Natürlich haben wir ein Problem mit dem Klimawandel, wir mochten nur die bisherigen Lösungen dafür nicht. Aber jetzt, wo es Lösungen gibt, mit der die freie Wirtschaft den Klimawandel lösen kann, sind wir bereit zu handeln.
Wie würden Sie versuchen, Menschen zu überzeugen, die den Klimawandel bezweifeln?
Das ist wirklich schwierig. Zuzugeben: "Okay, du hast Recht" ist echt hart für Menschen. Du musst ihnen auch entsprechend Raum geben und ihnen mit Güte begegnen. Vielleicht muss man auch auf Dinge hinweisen, wo man selber falsch lag, um sie wissen zu lassen, dass wir alle mal Fehler machen und uns korrigieren müssen - das ist Teil des Lernens.
Bob Inglis diente von 1993 bis 1999 und wieder von 2005 bis 2011 als Kongressabgeordneter in South Carolina. 2012 gründete er die Energie- und Unternehmensinitiative republicEn.org. Damit sollen speziell Republikaner angesprochen werden.
Das Interview führte Michael Knigge.