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Ölpreis auf Vier-Jahres-Tief

10. Oktober 2014

In Syrien, im Irak und in der Ukraine herrschen kriegsähnliche Zustände. Trotzdem befindet sich der Ölpreis im Sinkflug und ist so billig wie zuletzt 2010.

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Ölpumpen Los Angeles
Bild: picture-alliance / dpa

Am Freitagmorgen fiel der Preis für die richtungsweisende europäische Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise um 2,2 Prozent auf rund 88 Dollar je Barrel (159 Liter). Damit rutsche der Preis erstmals seit langem unter die Marke von 90 Dollar und lag damit so tief wie seit Ende 2010 nicht mehr.

Das US-Öl WTI rutschte sogar um 2,5 Prozent ab und notierte mit gut 83 Dollar pro Barrel auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2012.

Ein Grund für die Talfahrt liegt im Rohöl-Überangebot. Vor allem die USA fördern massiv Öl - dank der Schieferölproduktion, dem sogenannten Fracking. Und auch das Ölkartell Opec holte jüngst mehr Öl aus dem Boden denn je. Das sinkende Angebot aus Irak, Iran und Nigeria konnte so mehr als kompensiert werden.

Zudem droht sich die ohnehin schwache Nachfrage weiter abzuschwächen, da sich die Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft zusehends eintrüben.

EU kommt nicht aus dem Tal

So warnte IWF-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag auf der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank vor einem Rückfall des Euroraums in eine Rezession und forderte mehr staatliche Investitionen. Der IWF senkte die Wachstumsprognose für die Eurozone von 1,1 auf 0,8 Prozent für dieses Jahr und von 1,5 auf 1,3 Prozent für 2015. In Frankreich stagniert die Wirtschaft seit Monaten, Italien rutschte gar in eine Rezession zurück.

In Deutschland, das bislang noch als Wachstumslokomotive in der schwachen Eurozone galt, häufen sich die Indizien für einen Abschwung. Anfang der Woche veröffentlichte das Statistische Bundesamt negative Zahlen aus der Industrie: Sowohl Aufträge als auch Produktion lagen im August auf einem Fünf-Jahres-Tief. Am Donnerstag dann vermeldete das Amt sinkende Exportzahlen und die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute korrigierten ihre Wachstumsprognose für dieses und nächstes Jahr deutlich nach unten.

China Symbolbild Wirtschaft Skyline Peking
Platzt demnächst in China eine Immobilienblase?Bild: Imago

Aber nicht nur in Europa, auch in China gehen die Wachstumsaussichten und damit die Nachfrage nach Rohstoffen wie Öl deutlich zurück: Die Regierung in Peking erwartet 2014 das schwächste Wachstum seit 24 Jahren. Einige Volkswirte befürchten sogar einen Einbruch der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft.

Eine Immobilienpreisblase, Überkapazitäten in einigen Industriebranchen, die enorme Verschuldung von Unternehmen und privaten Haushalten sowie der große Markt der Schattenbanken zählen zu den Risiken in China.

Ende des Verfalls nicht in Sicht

Auch in anderen großen Schwellenländern läuft es nach Jahren des Booms nicht mehr gut. In Brasilien senkte die Zentralbank ihre Wachstumsprognose für 2014 von 1,6 auf 0,7 Prozent. "In den rohstoffexportierenden Schwellenländern bleiben die Aussichten eingetrübt, denn die Rohstoffpreise dürften aufgrund der mäßigen Dynamik der Weltindustrieproduktion kaum steigen", sagten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten voraus.

Ein Ende des Preisverfalls bei Rohöl ist deshalb vorläufig nicht in Sicht. Im Gegenteil: Der Leiter der Rohstoff-Analyse der Commerzbank, Eugen Weinberg, beobachtet in einer aktuellen Marktanalyse einen "Preisunterbietungswettbewerb" und stellt fest, dass immer mehr Marktteilnehmer auf fallende Preise setzen. Sein Fazit: "Am Ölmarkt macht sich allmählich Panik breit."

jw/bea (dpa, rtr)