10 Dinge, die Sie über die Berlinale wissen sollten
6. Februar 2017Wieviele Filme werden gezeigt?
Insgesamt werden bei der 67. Berlinale (9.2.-19.2.2017) 399 Filme gezeigt, 18 davon laufen im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären. Die Anzahl der Aufführungen ist natürlich noch viel höher, weil viele Filme mehrfach präsentiert werden. 125 von diesen knapp 400 Filmen wurden von Frauen inszeniert.
Gibt es ein Generalthema?
Nein. Es gibt ein paar Themen, die sich durch die verschiedenen Programmreihen ziehen. Einige Filme behandeln das Schicksal von Flüchtlingen, wie zum Beispiel Aki Kaurismäkis Wettbewerbsbeitrag "Die andere Seite der Hoffnung" ("The Other Side of Hope"). Traditionell werden auf der Berlinale zahlreiche Filme mit politischen Sujets gezeigt, in diesem Jahr auch wieder viele Dokumentationen. Auf das Thema Europa trifft man häufig. Auch sind einige Filme über Künstler zu sehen. Manche Beiträge befassen sich im hundertsten Jahr der russischen Oktoberrevolution mit Utopien.
In der Sektion "Panorama" laufen viele Filme zum Thema Homosexualität. Gezeigt werden dort auch mehrere Beiträge zu sogenannten "Schwarzen Welten" - Filme also, die sich um das Leben und die Geschichte von Schwarzen drehen. Laut Aussage von Berlinale-Chef Dieter Kosslick soll auch eine Menge Humor im Programm sein. Der Name Donald Trump fiel bei der Eröffnungspressekonferenz im Übrigen kein einziges Mal. "Unser Programm ist Protest genug", sagte Kosslick auf Fragen der Journalisten nach Reaktionen des Festivals zum neuen US-Präsidenten.
Welche Stars werden erwartet?
Neben den vielen Regisseurinnen und Regisseuren, die ihre neuen Werke bei der Berlinale persönlich vorstellen, wartet das Publikum natürlich gespannt auf die Schauspiel-Stars. Hollywood ist in diesem Jahr vor allem mit männlichen Darstellern vertreten: Richard Gere und Ethan Hawke, Cillian Murphy und Robert Pattinson werden erwartet. Die Australier Geoffrey Rush und Hugh Jackman sind ebenfalls dabei. Was die Damen der Filmwelt betrifft - die kommen anno 2017 eher aus Europa: Cécile de France und Penélope Cruz, Catherine Deneuve und Kristin Scott Thomas. Das deutsche Kino wird u.a. von Nina Hoss und Moritz Bleibtreu, von August Diehl, Bruno Ganz und Hanna Schygulla vertreten.
Wie präsentiert sich das deutsche Kino?
In diesem Jahr recht stark. Insgesamt laufen 104 deutsche Filme quer durch die Programmreihen. Im Wettbewerb sind mit Volker Schlöndorff, Thomas Arslan und Andres Veiel drei Regisseure dabei. Ausschließlich deutsche Filme gibt es in der Reihe "Perspektive deutsches Kino", das dem Nachwuchs eine Plattform gibt. 36 deutsche Filme laufen in der Sektion "Lola", die sich vor allem an Filmhändler aus dem Ausland richtet.
Welche internationalen Highlights sind zu erwarten?
Große Erwartungen knüpfen sich natürlich an etliche Filme im Wettbewerb. Dort laufen neben dem neuen Film von Aki Kaurismäki auch Beiträge von Regiegrößen wie Agnieszka Holland (Polen), Sally Potter (GB), Hong Sangsoo (Südkorea) und Alex de la Iglesia (Spanien). Aus den USA kommen James Mangold und Oren Moverman. Interessant dürften auch zwei Filme von bekannten Schauspielern sein, dem Amerikaner Stanley Tucci und dem Österreicher Josef Hader. Aber auch in den anderen Berlinale-Sektionen werden bekannte Regisseure auflaufen, hier nur eine kleine Auswahl: James Gray, Raoul Peck, Fernando Trueba, Bruce LaBruce, Romuald Karmakar. Natürlich ist die Berlinale aber vor allem auch eine Spielwiese für Entdeckungen und hierzulande noch wenig bekannte Filmemacher. Das könnten dann die Stars von Morgen sein.
Welche Programm-Reihen sind wichtig?
Neben dem Wettbewerb und den etablierten Reihen "Panorama" und "Forum" verdient die Sektion "Generation" immer starke Beachtung. Viele Berlinale-Profis lieben dieses Angebot, bei dem sich die Filme vor allem an ein ganz junges und jugendliches Publikum richten. Dort kann aber auch der ältere Zuschauer viele Filmperlen entdecken. Die Sektion "NATIVe" zeigt Filme indigener Völker aus dem hohen Norden. Beim "Kulinarischen Kino" darf sich der Besucher nicht nur über die vielen Werke zum Thema Ernährung & Umwelt eingeladen fühlen, sondern wird selbst zu Tisch gebeten. Freunde des Kurzfilms kommen bei den "Berlinale Shorts" auf ihre Kosten.
Was tut die Berlinale für die Filmgeschichte?
Traditionell werfen die Berliner Filmfestspiele auch einen Blick zurück in die Filmgeschichte. In der großen historischen Retrospektive geht es diesmal um das Science-Fiction-Genre. Hier laufen ein paar bekannte, vor allem aber viele neu zu entdeckende Werke auch aus Osteuropa oder Asien. Die Reihe "Berlinale Classics" bemüht sich um restaurierte Werke der Filmgeschichte, die lange nicht mehr in ihrer ursprünglichen Originalfassung zu sehen waren. Dort werden zum Beispiel Helmut Käutners "Schwarzer Kies" oder der mexikanische Film "Canoa" wiederaufgeführt. Beim digital aufgerüsteten Zombie-Klassiker "Night of the Living Dead" darf man sich gruseln.
Gibt es auch Serien beim Filmfestival?
Ja, das Seriengucken hat auch bei Filmfestivals inzwischen Tradition. Im Haus der Berliner Filmfestspiele dürfen sich die Zuschauer zum Beispiel auf "4 Blocks" von Marvin Kren über die Drogen- und Clanszene in Berlin freuen. Gezeigt wird auch die Serie "SS-GB" von Philipp Kadelbach, die in einem Großbritannien spielt, in dem die Nazis den Sieg davongetragen haben. Für Freunde der Filmgeschichte steht noch ein Leckerbissen auf dem Programm: Rainer Werner Fassbinders innovative TV-Serie "Acht Stunden sind kein Tag" von 1972 wird in der restaurierten Fassung aufgeführt.
Wo werden die Filme gezeigt?
Im ganzen Stadtgebiet. Das Zentrum des Festivals ist der Potsdamer Platz. Hier finden allabendlich die feierlichen Premieren des Wettbewerbs am Roten Teppich statt. Doch auch die "alten" Festivalkinos wie Zoopalast und Delphi im Westen der Stadt gehören zu den traditionellen Berlinale-Spielstätten. Etabliert hat sich inzwischen auch "Berlinale Goes Kiez". Das Festival erreicht so auch die einzelnen Berliner Stadtbezirke. Dort werden ausgewählte Festivalfilme gezeigt, zum Beispiel in Wilmersdorf oder Weißensee, in Schöneberg oder Neukölln. Auch Potsdam-Babelsberg ist 2017 dabei.
Welche Preise gibt es in diesem Jahr?
Natürlich den Goldenen sowie die Silbernen Bären im Wettbewerb. Seit 2006 gibt es auch einen mit 50.000 Euro dotierten Debütfilmpreis, für den in diesem Jahr 16 Beiträge der verschiedenen Sektionen nominiert sind. Über die gleiche Summe dürfen sich Produzenten und Regisseure freuen, die 2017 den erstmals vergebenen "Glashütte Original Dokumentarfilmpreis" erhalten. Darüber hinaus werden in einzelnen Sektionen weitere Auszeichnungen vergeben. Den "Teddy" erhält in der Sektion "Panorama" ein Film des schwul/lesbischen Kinos. Die italienische Kostümdesignerin Milena Canonero, bekannt u.a. durch ihre Arbeit für Stanley Kubrick, bekommt in diesem Jahr den Goldenen Ehrenbären. Die "Berlinale Kamera 2017" geht diesmal an die chinesische Verleiherin Nansun Shi, den australischen Schauspieler Geoffrey Rush sowie den ägyptischen Filmkritiker Samir Farid.