1000 Kilometer auf den Spuren der Ottonen
Auf Hügeln und auf Bergflanken, in Flusslandschaften und malerischen Orten werden Burgen, Klosterkirchen und Ruinen wie auf einem Tablett dargeboten. Zur Zeit der Romanik war Deutschland noch ein Reich ohne Hauptstadt. Der König zog mit seinem Tross von Burg zu Burg, von Stadt zu Stadt, von Pfalz zu Pfalz.
In und um Magdeburg
Die heutige Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts war die Lieblingsresidenz von Otto I. Magdeburg lag bereits im frühen Mittelalter am Kreuzweg wichtiger Handelsstraßen, als Kaiser Otto I. 968 hier ein Missionsbistum errichtete. Das Kloster Unserer Lieben Frauen ist eine bedeutende romanische Anlage mit wuchtigen Rundtürmen. Der Dom St. Mauritius und St. Katharina, dessen Bau 1209 begonnen wurde, dokumentiert den Übergang von der Spätromanik zur Gotik.
Im Harz
Im Mai 919 richtete sich das Interesse Europas auf die Quitilingaburg im nördlichen Harzvorland, wo der sächsische Stammesherzog Heinrich von den fünf Stämmen des Ostfrankenreiches zum König gewählt worden war. 936 machte seine Witwe Mathilde den königlichen Herrensitz von Quedlinburg zu einem unabhängigen Frauenstift und damit zu einem kulturellen und politischen Mittelpunkt. Der Domschatz zeigt wertvolle Schmuckstücke, darunter das berühmte Quedlinburger Evangeliar und Fragmente eines prachtvollen Knüpfteppichs.
Quedlinburg ist aber auch ein Eldorado der Fachwerkkunst. Wegen seiner mehr als 1600 historischen Fachwerkhäuser, von denen über 500 inzwischen wieder restauriert sind, wurde es von der UNESCO in die Denkmalliste aufgenommen.
Bereits seit Anfang des 9. Jahrhunderts war Halberstadt Sitz eines Bistums und damit ein Machtzentrum des Mittelalters. Berühmt ist der Dom, eines der charaktervollsten und reichsten Beispiele gotischer Baukunst in Deutschland. Gegenüber steht die viertürmige Liebfrauenkirche, die als Paradebeispiel romanischer Kirchenarchitektur berühmt ist. Im Innern sind vor allem die farbig gefassten romanischen Stuckreliefs der Chorschranken bewundernswert.
Auf dem Weg nach Leipzig
Die Stadt Querfurt ist das Ergebnis der Burgenpolitik Heinrichs I. und Ottos I., die im ganzen Land strategische Festungen bauen ließen. Diese Burg Querfurt zählt zu den größten, ältesten und besterhaltenen Burganlagen in ganz Deutschland, sie ist siebenmal so groß wie die Wartburg in Eisenach. Jeder der mächtigen Türme ist anders gestaltet. Vor der äußeren Burgmauer sind Burggräben tief in den Fels gehauen.
Geballte Romanik erwartet den Besucher in Merseburg. Faszinierend die Silhouette mit Dom und Schloss hoch über der Saale. Die vermutlich älteste deutsche Literatur stammt von hier: Die berühmten Merseburger Zaubersprüche gehören zu den wertvollsten Schätzen der mittelalterlichen Handschriftensammlung im Domstiftsarchiv. Otto der Große erhob Merseburg zum Bistum. Später hielten Kaiser und Könige hier ihre Hoftage ab.
Zwischen Saale und Unstrut
Die Stadt Memleben liegt im landschaftlich reizvollen Unstruttal. Von der einst mächtigen Pfalz, in der Heinrich I. und sein Sohn Otto der Große starben, zeugen noch einige Reste. Von der Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert sind die romanischen Ruinen erhalten. Der rekonstruierte Grundriss der mittelalterlichen Anlage vermittelt einen Eindruck von der gewaltigen Dimension einer Pfalz der Ottonenzeit. (pg)