14 Tote nach Schüssen an Prager Universität
Veröffentlicht 21. Dezember 2023Zuletzt aktualisiert 22. Dezember 2023Bei dem Schusswaffenangriff an der Hochschule in der tschechischen Hauptstadt wurden 25 Menschen verletzt, davon mindestens zehn schwer bis lebensgefährlich. Auch der Schütze ist tot, der 24-Jährige richtete sich nach den Bluttaten selbst. Wie die Polizei weiter mitteilte, war er Student an der Universität. Er habe kurz zuvor seinen Vater ermordet und sei deswegen gesucht worden. Der mutmaßliche Täter habe sich wahrscheinlich von Amokläufen im Ausland inspirieren lassen.
Innenminister Vit Rakusan sagte im Fernsehen, dass es keine Bestätigung für einen weiteren Schützen gebe. Es bestehe auch kein Zusammenhang zum internationalen Terrorismus. Rakusan teilte ferner mit, dass der Schütze seine Waffen legal besessen habe. Unter den Verletzten seien auch drei Ausländer - zwei Menschen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und ein niederländischer Staatsbürger. Es dürfte der schlimmste Schusswaffenangriff in der Geschichte der seit 1993 unabhängigen Tschechischen Republik sein.
Schüsse in der Philosophischen Fakultät
Die Polizei rief sofort nach Bekanntwerden der Tat die Menschen auf, die Gegend weiträumig zu meiden. Anwohner sollten nicht aus dem Haus gehen. Auf Fotos war später zu sehen, wie Studenten das Universitätsgebäude mit erhobenen Armen verlassen.
Die Schüsse fielen an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität am Jan-Palach-Platz. Dort werden Geisteswissenschaften unterrichtet. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, darunter waren Spezialkräfte. Der Jan-Palach-Platz befindet sich nur wenige hundert Meter von der bekannten Karlsbrücke entfernt, dem Wahrzeichen der Stadt an der Moldau.
Nach einem Bericht des Fernsehsenders Nova soll sich der Schütze zuletzt auf dem Dach des Fakultätsgebäudes aufgehalten haben. Auch eine Explosion sei zu hören gewesen. Studenten und Mitarbeiter der Universität hatten in den sozialen Medien mitgeteilt, dass sie sich in Hörsälen und Büros verbarrikadiert hätten. Die Menschen sollten nach und nach aus dem Gebäude gebracht werden. Der Rettungsdienst schickte mehrere Rettungswagen, Notärzte und einen Großraumrettungswagen zum Einsatzort.
Präsident kondoliert Angehörigen
Der tschechische Präsident Petr Pavel zeigte sich "schockiert" über den Angriff. Er sprach den Angehörigen der Opfer im vormals Twitter genannten Onlinedienst X sein "tiefes Bedauern und aufrichtiges Beileid" aus.
International rief der Vorfall Bestürzung hervor. "Der Anschlag mitten in Prag trifft Europa im Herzen. Wir sind in Trauer", erklärte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock im Onlinedienst X. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drückte ihr Beileid aus und betonte auf X: "Ich bin schockiert über die sinnlose Gewalt, die heute mehrere Menschenleben in Prag gefordert hat." Von "erschütternden Nachrichten" schrieb Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die wie die französische Ministerpräsidentin Elisabeth Borne ihre "Solidarität" ausdrückte.
Die Karls-Universität in Prag wurde 1348 gegründet und zählt damit zu den ältesten europäischen Universitäten. Sie hat insgesamt fast 50.000 Studentinnen und Studenten. Davon studieren rund 8000 an der Philosophischen Fakultät Fächer wie Germanistik, Slawistik und Geschichtswissenschaft.
haz/kle/sti (dpa, rtr, afp)