1400 Klagen gegen VW
21. September 2016Am Montag war die die Verjährungsfrist für Schadenersatzklagen gegen den Autobauer im benachbarten Wolfsburg abgelaufen. Allein an diesem Tag seien noch rund 750 Klagen eingereicht worden, sagte ein Gerichtssprecher am Mittwoch. Überwiegend kämen die Klagen von Privatanlegern, die sich von VW getäuscht fühlten.
Unter den Klägern sind aber auch mehrere institutionelle Anleger, die rund zwei Milliarden Euro erstreiten wollen. Die Kläger werfen VW vor, zu spät über die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren informiert zu haben. Der Konzern hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet.
Musterprozeß in Braunschweig
Die Anleger verlangen einen Ausgleich für die hohen Kursverluste, die sie im Zuge der Affäre um die Manipulationen erlitten haben. Nach Bekanntwerden des Skandals vor rund einem Jahr war die VW-Aktie an den Börsen eingebrochen. Noch immer liegt sie rund 20 Prozent unter ihrem Wert vor Ausbruch des Skandals.
Wegen der vielen Kläger und Klagen habe man Personal und Lagerkapazitäten "deutlich verstärkt", hieß es beim Landgericht in Braunschweig. Die Klagen der Privatanleger sollen dort gebündelt werden und in ein sogenanntes Musterverfahren münden. Die Auswahl dieses Musterklägers wird nach Angaben des Gerichts frühestens im Oktober fertig sein.
Reichen 35 Milliarden?
Unter den Klägern sind auch mehrere deutsche Bundesländer. Auch die USA wollen laut Landgericht Schadenersatz. In den USA selbst hat sich Volkswagen mit den Behörden bisher auf die Zahlung von 15 Milliarden Dollar an Strafen und Schadenersatz geeinigt. VW hat 18 Milliarden Euro für die juristischen Folgen des Skandals beiseite gelegt. Allerdings werden den Konzern Klagen in aller Welt treffen, und Beobachter gehen davon aus, dass die Kosten dafür eine Höhe von 35 Milliarden Euro erreichen könnten.
Gemessen an den Verkaufszahlen scheint der Skandal Volkswagen bisher nicht besonders geschadet zu haben: In den USA, wo der Skandal aufflog, brachte der Konzern in den ersten acht Monaten dieses Jahres zwar 13 Prozent weniger Autos neu auf die Straße. Insgesamt aber kann Europas größter Autobauer im Verlauf dieses Jahres ein Plus von 1,3 Prozent bei den ausgelieferten Wagen vorweisen.
ar/wen (dpa, rtr, afp)