China-Euphorie in Dubrovnik
13. April 2019Was bereits im Vorfeld spekuliert wurde, wurde am Freitag in Dubrovnik offiziell bestätigt: Auch die Griechen haben sich der Initiative 16+1 angeschlossen, aus der damit der Klub 17+1 geworden ist. Damit befinden sich 12 EU-Mitgliedstaaten in der Gruppe, zudem weitere fünf europäische Länder sowie China. Die Initiative wurde 2012 gegründet, um die Geschäfts- und Investitionsbeziehungen zwischen China und den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas zu fördern.
Der griechische Premierminister Alexis Tsipras nahm am Gipfel-Treffen in Dubrovnik teil. Die Chinesen sind seit langem in Griechenland präsent. Sie haben dort seit 2009 über fünf Milliarden Euro investiert. Sie sind zudem Haupteigentümer des griechischen Hafens Piräus.
Das meiste Geld fließt nach Serbien
Für China sind die mittel- und südosteuropäischen Staaten vor allem wegen des gigantischen Infrastrukturprojektes "Neue Seidenstraße" wichtig. Peking will im Rahmen dieses Projekts Milliarden in Häfen, Straßen, Bahnstrecken, Telekom-Netze oder Flughäfen investieren. So sollen neue Wirtschafts- und Handelskorridore nach Europa, Afrika, bis nach Lateinamerika, aber auch innerhalb Asiens entstehen.
In den letzten zehn Jahren hat China in Osteuropa viele Milliarden Dollar investiert - teils als Darlehen, teils als Bauaufträge. Die meisten Gelder sind nach Serbien geflossen: mehr als zehn Milliarden Dollar. Dort hat Peking vor allem in die Stahl- und Rüstungsindustrie sowie in Infrastruktur investiert. Es folgen Ungarn (knapp vier Milliarden Dollar) und Polen (etwa drei Milliarden Dollar).
China als Retter der kroatischen Wirtschaft?
Beim Gastgeber Kroatien gibt es in dieser Hinsicht noch ziemlich viel Luft nach oben: Dort betragen die chinesischen Investitionen nur 0,69 Milliarden Dollar. In den kroatischen Medien herrscht in diesen Tagen während des Treffens in Dubrovnik große Euphorie: Neben der detailgetreuen Berichterstattung über die Menüs der Staatsbanketts und über das Damenprogramm jagte auch eine gute Wirtschaftsnachricht die andere.
Die Peljesac-Brücke in Rekordzeit zu bauen? Kein Problem für Chinesen. Große Investitionen in kroatische Straßen und Schienen? Eine beschlossene Sache. Kroatische Landwirtschaftsprodukte auf dem chinesischen Markt? Schon unterschrieben. So mutieren während dieser Tage die Chinesen zu den lang ersehnten Rettern der maroden einheimischen Wirtschaft.
Und das Beste kommt noch: die mögliche Rettung der kroatischen Werft Uljanik, die praktisch vor der Insolvenz steht. Wie die kroatische Zeitung Jutarnji List aus "regierungsnaher Quelle" erfahren haben will, hat der chinesische Premierminister Li Keqiang höchstpersönlich am Mittwoch um vier Uhr morgens zum Hörer gegriffen und bei der chinesischen Werft CSIC angerufen. Die Vertreter von CSIC und Uljanik sollen sich nächste Woche in Zagreb treffen, und wenn man sich einig wird, könnte CSIC der strategische Partner der maroden Werft aus Pula werden.
China will sich weiter öffnen
Parallel zu dem politischen Gipfeltreffen fand in Dubrovnik auch ein Wirtschaftsforum statt, an dem etwa 1000 Unternehmer aus China und Europa teilnahmen. Neben den lukrativen Geschäften wurde bei dem Forum auch eine Internetplattform in Betrieb genommen, die bei der Koordinierung der Kontakte zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen der Mitgliedsländer helfen soll. In China gehören sogar 90 Prozent der Unternehmen in diese Kategorie - und jeden Tag werden im Durchschnitt 15.000 neue Firmen gegründet.
Wie schon vor einigen Tagen in Brüssel, hat Li Keqiang auch in Dubrovnik eine stärkere Öffnung des chinesischen Marktes für europäische Produkte und Firmen angekündigt. Um das misstrauische Brüssel nicht weiter zu verärgern, haben die Teilnehmer des Gipfeltreffens angekündigt, gemeinsame Verträge in Brüssel vorzulegen.
Das nächste Gipfel-Treffen dieser Art findet nächstes Jahr in China statt.