Carl-Laemmle-Preis für Roland Emmerich
17. März 2017Klotzen, nicht kleckern, müssen sich die Stadtväter von Laupheim gedacht haben, als sie für den ersten Carl Laemmle Produzentenpreis keinen geringeren als Hollywood-Produzent und Regisseur Roland Emmerich auswählten. Der 61-Jährige mit den schwäbischen Wurzeln ist bekannt für Blockbuster wie "Independence Day", "Godzilla" oder "Stargate", die in Kinos weltweit die Kassen klingeln ließen. Er ist nach wie vor der erfolgreichste Hollywood-Regisseur aus Deutschland.
"Schwäbische Tugenden" - geschätzt in Hollywood
Seine Karriere hatte einst mit einem Studienprojekt begonnen: "Das Arche Noah Prinzip" schaffte es 1984 ins Programm der Berlinale. Später gründete Emmerich dann die Produktionsfirma Centropolis Films, die seitdem rund 20 Spielfilme produziert hat, darunter auch die oben genannten Blockbuster. Dabei hätten ihm auch "schwäbische Tugenden" gute Dienste geleistet, wie er selbst sagt: "Wir Schwaben sind uns sehr bewusst, wie unsere Budgets sind" so Emmerich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er habe immer versucht, Filme zehn, zwanzig Prozent günstiger zu machen als seine Kollegen. "Das hat sich rumgesprochen."
Ein wenig Bammel hatten die Organisatoren schon: Die Nominierung der Hollywood-Größe war eine medienwirksame Show, aber würde der bisher einzige Preisträger auch persönlich nach Laupheim kommen? Gleich nach dem Votum der Jury schickte der Vorsitzende eine E-Mail an den Auserwählten in Amerika. Großes Aufatmen am nächsten Morgen: Emmerich rief voller Begeisterung zurück: Natürlich werde er kommen.
Carl Laemmle: Laupheims berühmter Sohn
Dieses Jahr wäre der in Laupheim geborene Filmproduzent Carl Laemmle 150 Jahre alt geworden, seine Geburtsstadt widmet ihm diverse Feierlichkeiten und eine große Ausstellung. 1884 wandert der damals 17-jährige jüdische Junge nach Amerika aus. Und startet durch: Als Gründer der Universal Studios erschafft Laemmle die wichtigste Filmmetropole der Welt: Hollywood. Er gehört zu den erfolgreichsten Filmproduzenten seiner Zeit. Bis 1936 produziert er über 9000 Filme, darunter "Der Glöckner von Notre Dame", "Das Phantom der Oper" oder "Im Westen nichts Neues", für den er 1930 den Oscar entgegennimmt. Danach macht Universal mit Filmen wie "Dracula" und "Frankenstein" das Genre des Horrorfilms salonfähig.
"S´sch meglich" ("Es ist möglich") - dieses Motto hat Laemmle sich nach bester schwäbischer Manier zu eigen gemacht. Nach seinem Ausstieg aus dem Filmgeschäft 1936 setzt sich Laemmle für die zur Emigration gezwungenen Juden Deutschlands ein: Er übernimmt mehr als 300 Bürgschaften und ermöglicht damit ihre Auswanderung. Carl Laemmle stirbt kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges am 24. September 1939 in seiner Villa in Beverly Hills. Für Roland Emmerich war Laemmle immer ein Vorbild, wie er selbst sagt. Mit dem Preis fühle er sich daher sehr geehrt: "Mein zweites Drehbuch Joey habe ich Carl Laemmle gewidmet, the founder of Universal Studios in Laupheim near Ulm. Und jetzt bekomme ich den Carl-Laemmle-Preis", so Emmerich im Gespräch mit der Deutschen Welle.
Erfolgreiche Schwaben unter sich
Der Produzentenpreis wird von der Stadt zusammen mit der Produzentenallianz, einer der wichtigsten Produzentenverbände in Deutschland, gestiftet. Carl Laemmle verkörpere mit seinem Lebenswerk wie kaum ein anderer den "Urvater" der Produzenten, begründen die Preisverleiher die neue Ehrung. "Eine mit dem Carl-Laemmle-Preis vergleichbare Auszeichnung gab es bisher in Deutschland nicht", sagt der Vorstandsvorsitzende der Produzentenallianz, Christoph Palmer - rein zufällig ebenfalls ein Schwabe. Preise für Schauspieler oder Regisseure gebe es bekanntlich reichlich. "Aber der Produzent, der die Finanzierung in Händen hält, die Besetzung vornimmt, der im Prinzip das kreative Zentrum ist, wurde bisher nicht mit einem eigenständigen Lebenswerk-Preis ausgezeichnet."
Im Rahmen der festlichen Preisverleihung wurde Emmerich die "Laemmle"-Skulptur – ein kleines weißes Keramik-Lamm Lämmchen – verbunden mit einem Preisgeld von 40.000 Euro überreicht. Der Carl Laemmle Produzentenpreis soll fortan jährlich das Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit auszeichnen und will damit die besondere Leistung der Produzenten im kreativen und wirtschaftlichen Prozess des Filmschaffens herausstellen. Außerdem dürften Erwägungen des Stadtmarketings eine nicht unwesentliche Rolle spielen: "Wir wollen Laupheim als Filmstadt etablieren", sagt Oberbürgermeister Rainer Kapellen. Dabei ist es natürlich hilfreich, wenn berühmt gewordene Schwaben ihrer alten Heimat mit positiven Gefühlen begegnen. So wie Roland Emmerich, der in Stuttgart geboren wurde: "Ich sehe mich natürlich auch immer noch als Schwabe", sagte Emmerich am Mittwoch bei einem Besuch in Stuttgart. "Ich war glücklich in Deutschland."
Ein wenig Hollywood-Glanz in Laupheim
Nicht nur, dass Roland Emmerich sofort zugesagt hat zur Preisverleihung zu kommen, er kam auch nicht allein: Seine Schwester Ute Emmerich, die an der Produktion der meisten seiner Filme beteiligt ist, und seine in Stuttgart lebende Mutter Hedwig Emmerich standen ebenfalls auf der Gästeliste - genauso wie Emmerichs Lebensgefährte Omar de Soto. Die Stadtverwaltung hatte insgeheim schon den nächsten großen Coup gewittert: Immerhin hatte Emmerich 2011 der Zeitschrift "Bunte" gesagt, die beiden hätten vereinbart, über eine Hochzeit nachzudenken, "wenn wir in fünf oder sechs Jahren noch zusammen sind". Die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht: Emmerich kündigte in Laupheim tatsächlich eine Hochzeit an: "Mein zukünftiger Mann - oder wie nennt man das auf Deutsch? - wir sind seit achteinhalb Jahren zusammen und diesen Sommer heiraten wir." Besser hätte der Abend für die Laupheimer wohl nicht laufen können.
jh/pl (dpa/carl-laemmle-produzentenpreis.de)