32. Europäischer Filmpreis: Nominierte und Favoriten
Wer sind die Favoriten beim 32. Europäischen Filmpreis? An diesem Samstag werden die Euro-Oscars in Berlin verliehen - und ein deutscher Film hat schon jetzt gewonnen.
Königsdisziplin "Bester Film": "Systemsprenger"
Der Film von Nora Fingscheidt über ein Mädchen, das durch die staatlichen Erziehungsmodelle fällt und dadurch das "System" sprengt, ist aus deutscher Sicht die große Überraschung. Das Spielfilmdebüt wurde als einer von sechs Filmen als "Bester europäischer Film" nominiert. Die Auszeichnung für die beste Filmmusik hat der Film schon gewonnen - einige Kategorien wurden im Vorfeld entschieden.
In Konkurrenz mit den Altmeistern Roman Polanski und Co.
Regisseurin Nora Fingscheidt konkurriert in der Kategorie "Bester Film" mit prominenten Kollegen. Unter anderem tritt sie mit "Systemsprenger" gegen Roman Polanskis Film "J'accuse" (unser Bild), den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar ("Leid und Herrlichkeit") und Italiens Altmeister Marco Bellocchio ("Der Verräter") an. Um den Titel "Bester Film" bewerben sich 2019 insgesamt sechs Spielfilme.
"Beste Komödie": "The Favourite" als Favorit
Wie bei den Golden Globes gibt es beim Europäischen Filmpreis eine Extra-Kategorie "Beste Komödie". Hier sind drei Filme nominiert: "The Favourite" des Griechen Giorgos Lanthimos, "Ditte & Louise" von Niclas Bendixen aus Dänemark und "Tel Aviv on Fire" des palästinensisch-israelischen Regisseurs Sameh Zoabi. Als Favorit gilt "The Favourite", der auch in der Kategorie "Bester Film" dabei ist.
"Bester Regisseur/Beste Regisseurin": Pedro Almodóvar ...
Der Spanier Pedro Almodóvar ist gleich mehrfach nominiert. Sein Film "Leid und Herrlichkeit" ist unter den sechs Filmen der Königsdisziplin. Der Regisseur selbst ist aber auch als "Bester Regisseur" nominiert. In "Leid und Herrlichkeit" blickt Almodóvar, autobiografisch gefärbt, zurück auf sein Leben als Regisseur. Der Spanier tritt in dieser Kategorie gegen vier Konkurrenten an.
... oder Céline Sciamma?
Gut möglich, dass sich in der Kategorie "Bester Regisseur/Beste Regisseurin" diesmal eine Frau durchsetzt. Die Französin Céline Sciamma stellt sich in dieser Kategorie gegen die Regie-Schwergewichte Polanski und Almodóvar. Ihr Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" war bereits bei den Festspielen in Cannes mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden (unser Foto).
"Beste Schauspielerin" - vielleicht ein Frauenduo
Als "Beste Schauspielerin" dürfen sich auch die beiden Darstellerinnen aus dem Film "Porträt einer jungen Frau in Flammen" Hoffnung machen. Adèle Haenel (l.) und Noémie Merlant sind dort beide nominiert, allerdings getrennt. Möglich allerdings, dass die Jury des Europäischen Filmpreises auch beide auszeichnet. Nominiert ist auch Helena Zengel für ihren fulminanten Auftritt in "Systemsprenger".
Deutsche Chancen bei "Bester Schauspieler"
Bei den männlichen Hauptdarstellern ist 2019 auch ein Deutscher dabei. Alexander Scheer wurde für seine Rolle als DDR-Liedermacher Gerhard Rüdiger Gundermann nominiert. In dem Film von Regisseur Andreas Dresen hatte Scheer als eigenwilliger wie mutiger Musiker, der versucht sich in einem System voller Repressionen durchzusetzen, überzeugt. Auch nach der Wende blieb Gundermann engagiert.
"Bestes Debüt": "Atlantique" nominiert
In der Kategorie "Bestes Debüt" ist der französische Film "Atlantique" einer von sechs Nominierten. Regisseurin Mati Diop erzählt vom Leben der jungen Frau Suleiman (gespielt von Traore, unser Bild), die in einem Vorort von Dakar lebt, der Hauptstadt des Senegal. "Atlantique" erzählt von Armut und sozialen Benachteiligungen, von Flucht und der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa.
Ein Dutzend Filme im Rennen um den Publikumspreis
Am 7. Dezember wird in Berlin beim Europäischen Filmpreis auch ein "People’s Choice Award" verliehen, ein Preis, der nicht von der Jury vergeben wird, sondern in einer Publikumsumfrage ermittelt wurde. Hier sind zwölf Filme im Rennen. Unter anderem ist der italienische Film "Dogman" von Matteo Garrone dabei, der vom Leben eines Hundefriseurs erzählt, der mit Kriminellen in Kontakt kommt.
"Bester Dokumentarfilm": "For Sama" mit Siegchancen
Gute Chancen im Rennen um die Auszeichnung "Beste Dokumentation" hat die britisch-amerikanische Produktion "For Sama" der syrischen Journalistin Waad al-Kateab. Sie hatte über einen Zeitraum von fünf Jahren (2012 - 2016) das Leben im vom Bürgerkrieg heimgesuchten Aleppo gefilmt und dabei auch ihre eigene Schwangerschaft dokumentiert. "For Sama" war auch schon in Cannes ausgezeichnet worden.
Neue Formate auch beim Europäischen Filmpreis
Bei der 32. Ausgabe des Europäischen Filmpreises wird erstmals auch eine Serie ausgezeichnet. Hier steht der Sieger schon fest, da man bei diesem neu aufgenommenen Format zunächst auf die Nominierung verschiedener Serien verzichtet und direkt einen einzigen Preisträger ermittelt hat. Es ist die deutsche Serie "Babylon Berlin" der drei Regisseure Achim von Borries, Henk Handloegten und Tom Tykwer.