Städte werden Vorreiter im Klimaschutz
31. Oktober 2016
New Orleans, USA
New Orleans ist berühmt für seine kulturelle Vielfalt, aber steht auch wie kaum eine andere Stadt für die Gefahren des Klimawandels. In der Stadt hat man die Wucht der Naturgewalten zu spüren bekommen und weiß inzwischen, dass man einen Weg finden muss, mit den Wassern vor der Haustür in Harmonie zu leben, selbst wenn heftige Stürme heranrollen.
Elf Jahre ist es her, da wurde die Stadt besonders heftig getroffen. Hurricane Katrina verursachte Schäden in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar, 1,5 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Aber New Orleans hat Dämme wieder aufgebaut und ein Netzwerk von Pumpen und Flutwänden errichtet, für den Fall einer neuen Jahrhundertflut. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese jedes Jahr auftreten könnten, liegt nur bei einem Prozent, aber der Klimawandel könnte das Risiko erhöhen.
Der Ausbau der Küstenregionen ist Teil des "100 Resilient Cities Project". Dessen Ziel ist es, die Umgebung auf die Bedrohungen vorzubereiten, die mit dem Klimawandel einhergehen und den eigenen Beitrag dazu zu reduzieren, indem der Emissionsausstoß reduziert wird. Gelingen soll das, indem Entwässerungs- und Verkehrssysteme verbessert werden und die Bewohner lernen, wie wichtig ihre Umwelt für sie selbst ist. Hausbesitzer werden dabei unterstützt und erhalten Vergünstigungen, wenn sie erneuerbare Energiequellen nutzen und ihre Häuser sturmsicher ausbauen.
Da Nang, Vietnam
Da Nang ist die drittgrößte Stadt Vietnams. Sie liegt direkt an der Mündung des Han, ist beliebt bei Touristen und wächst schnell. Ebenfalls schnell wächst auch der Druck auf die Stadt. Sie ist sowieso schon gefährdet durch Stürme und Taifune, die aus dem Südchinesischen Meer herüber kommen. Die Bebauung von Überschwemmungsgebieten erhöht zusätzlich die Gefahr und das Ausmaß von daraus resultierenden Überschwemmungen.
Extreme Wetterereignisse wie diese treffen vor allem Menschen, deren Häuser nicht widerstandsfähig genug sind. Und hat es sie einmal getroffen, haben die Familien kaum das Geld, um den entstandenen Schaden zu reparieren, oder gar die Gebäude für die Zukunft sicherer zu machen.
Das will die Initiative "Building Storm-Resistant Houses" ändern. Das Projekt vergibt Mikrokredite, die dazu beigetragen haben, dass Hunderte von Familien ihre Häuser gegen die Auswirkungen von Extremwetter wappnen konnten. Dafür hat die Initiative 2014 den "United Nations Momentum for Change Award" gewonnen. Dieser Ansatz, um die Gebäude der Stadt zu stabilisieren und die Leben der Einwohner zu schützen, wurde in die Resilienz-Strategie der Stadt aufgenommen.
Addis Ababa, Äthiopien
Addis Ababa ist in kurzer Zeit rasant gewachsen. Die Fläche der Stadt hat sich in nur 15 Jahren verdoppelt und knapp 3,3 Millionen Menschen leben jetzt hier.
Der Anstieg der Bevölkerung, der vor allem durch Landflucht verursacht wird, setzt die gesamte Infrastruktur unter Druck. Die meisten Haushalte haben keinen Wasseranschluss. Die Menschen versorgen sich über öffentlich zugängliche Wasserstellen, an Flüssen oder Brunnen. Diese Wasserstellen sind oft mit Fäkalien und Industrieabfällen verschmutzt. Die Kanalisation ist nicht mitgewachsen und kann die Anforderungen einer Mehrmillionenstadt nicht erfüllen.
Ein weiteres Problem ist Luftverschmutzung. Die Stadt ist voller alter Autos, Fabriken blasen Abgase in den Himmel, und in den meisten Haushalten wird noch mit Holz gekocht und geheizt.
Aber die äthiopische Regierung versucht die Umweltprobleme Addis Ababas und die Folgen des Klimawandels mit ihrer grünen Wirtschaftsstrategie zu bekämpfen, die 2011 vorgestellt wurde. Das Ziel ist es, Wirtschaftswachstum zu erreichen, aber nicht auf Kosten der Umwelt. So hat Addis Ababa mit einem Stadtbahnsystem und "energiefreundlichen" Expressbussen den öffentlichen Nahverkehr gefördert. Als Teil der "C40 Cities Climate Leadership Group", eines Netzwerks von Megametropolen weltweit, die im Klimaschutz aktiv sind, hat sich Äthiopiens Hauptstadt auch dazu verpflichtet, Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Bogotá, Kolumbien
Man sieht es vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber Kolumbiens Hauptstadt Bogotá ist nur einen Steinwurf entfernt von einer der grünsten und artenreichsten Regionen der Welt. Mit einer Bevölkerung von fast 7 Millionen Menschen ist sie nicht nur der größte Ballungsraum des Landes, sondern auch eine der am schnellsten wachsenden Metropolen Südamerikas.
Als die spanischen Eroberer Mitte des 16. Jahrhunderts in der Region ankamen, die heute die Hauptstadt ist, fanden sie sich in einer Welt aus Moosen und Mooren, Lagunen und Seen wieder. Das Gebiet nannten sie Páramos, "das Land des Nebels". Der Artenreichtum ist enorm, 60 Prozent der Pflanzen gibt es nur hier. Außerdem befindet sich hier der Chingaza-Nationalpark, die wichtigste Wasserquelle Kolumbiens und der Wasserspeicher Bogotás. Der staatliche Wasserversorger hat fast die Hälfte der Fläche des Nationalparks gekauft, um die Wasserquelle zu schützen und tut damit auch viel für die Artenvielfalt rund um die Metropole.
Auch innerhalb der Stadt geschieht allerhand, um das Klima und die Umwelt zu schützen. Vor allem beim öffentlichen Nahverkehr. Das städtische Expressbussystem Transmilenio zum Beispiel wurde 2000 ins Leben gerufen. Es befördert mehr als 70 Prozent der Stadtbevölkerung. Jedes Jahr werden damit 350.000 Tonnen schädliches Klimagas vermieden. Das Unternehmen plant auch die alten Dieselbusse nach und nach durch Hybridfahrzeuge zu ersetzen. Das gleiche gilt auch für die Taxis der Stadt.
Freiburg, Deutschland
Die beschauliche Stadt Freiburg, mit ihren schönen alten Häusern und von idyllischer Landschaft umgeben, versteht sich als die Geburtsstätte der deutschen Umweltschutzbewegung. Schon in den 1970er-Jahren sind Menschen hier mit grünem Gewissen gegen ein Kernkraftwerk auf die Straße gegangen.
Darauf ist die Stadt stolz. Sie setzt auch viel daran, ihr Image einer nachhaltigen Stadt zu pflegen. Seit Anfang 2011 gibt es die "Stabsstelle Nachhaltigkeitsmanagement", sie ist direkt dem Oberbürgermeister unterstellt und soll den Nachhaltigkeitsprozess steuern, Erfahrungen bündeln und sich auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten.
2012 hat Freiburg den "Deutschen Nachhaltigkeitspreis" als nachhaltigste Großstadt Deutschlands bekommen. Schon ein kleiner Spaziergang durch die Stadt zeigt warum. Heute gibt es überall Solaranlagen - egal, ob auf dem Fußballstadion, dem Rathaus oder auf Schulen, Kirchen und sogar einer Mülldeponie. Das ist auch sinnvoll, denn Freiburg hat mehr als 1800 Sonnenstunden im Jahr. So viel hat kaum eine andere Stadt im Land. Das Ziel ist, die Stadt und ihre Umgebung bis 2050 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu versorgen.