50 Jahre mit den weltbesten Jazzmusikern
Das Jazzfest Berlin war und ist ein Magnet für Weltstars, viele Musiker sind mehrmals dort aufgetreten. Für Nachwuchskünstler ist es ein Sprungbrett. Unsere Galerie zeigt Gesichter aus fünf Jahrzehnten Jazz.
Der Jazz-Papst
Joachim-Ernst Berendt (1922 - 2000): Musikjournalist, Autor, Produzent. Er rief die "Berliner Jazztage" 1964 im Rahmen der jährlichen Berliner Festspiele ins Leben und war sieben Jahre lang künstlerischer Leiter des Festivals. Mit dem "Jazzbuch" hat er ein Standardwerk verfasst, das in viele Sprachen übersetzt wurde und immer wieder aktualisiert wird. Für Jazzfans gilt das Buch als "Jazz-Bibel".
Trompete: Miles Davis
1964 war Miles Davis bereits ein Superstar. Für sein Konzert in Berlin am 25. September brachte er illustre Gastmusiker mit: Herbie Hancock (Klavier), Wayne Shorter (Saxophon), Ron Carter (Bass) und Tony Williams (Schlagzeug). Hier entstand die legendäre Platte "Miles in Berlin", die erste Aufzeichnung der Band, die später als "Miles Davis's Second Great Quintet" in die Jazzgeschichte einging.
Vocals: Sarah Vaughan
Die Grande Dame des Jazz betörte ihr Publikum mit ihrer tiefen rauchigen Stimme, die sie in Songs wie "Lullaby of Birdland" oder "Misty" bis in höchste Höhen hinaufschrauben konnte. Festival-Chef Berendt konnte sie zwei Mal nach Berlin holen: 1967 und 1969. Für schwarze US-Musiker war das Berliner Festival in den 60ern ein Geschenk: Sie konnten dort unbehelligt von Rassenhass frei auftreten.
Vibraphon: Lionel Hampton und Milt Jackson
Zweifellos die beiden berühmtesten Jazzmusiker an diesem Instrument. Joachim Ernst Berendt nannte Hampton einen "Vulkan an Vitalität". Das zeigte der Musiker auch bei seinen drei Auftritten in Berlin. Bei seinem letzten Konzert auf dem Jazzfest 1992 kam der zehn Jahre jüngere Milt Jackson als Special Guest mit auf die Bühne. Die beiden hatten mächtig Spaß, was auf dem Foto nicht zu übersehen ist.
Keyboards: Joe Zawinul
Er schrieb Songs für Miles Davis und Cannonball Adderley, prägte viele Jahre lang die internationale Musikszene. Der berühmte Weather Report-Song "Birdland" stammt von ihm, er gehörte zu den wichtigsten Musikern des Fusion-Jazz, kreierte seinen eigenen Synthesizer-Sound. Klar, dass auch er mehrmals bei den Berliner Jazztagen mit dabei war: 1975 (mit Weather Report), 1985 (Foto) und 2005.
Posaune: Albert Mangelsdorff
Seinen ersten Auftritt beim Jazzfest Berlin hatte er 1964 als Gastsolist beim Max Greger Orchestra. Im Jahr darauf spielte er mit Klaus Doldinger zusammen. Und dann war er fast jedes Jahr dabei, das letzte Mal zum 40. Jubiläum des Festivals 2004. Ein Jahr später starb er an Leukämie. Er war Deutschlands berühmtester Jazzposaunist und zählte zu den wichtigsten deutschen Jazzmusikern überhaupt.
Saxophon: Archie Shepp
Ein treuer Gast beim Festival. Zwischen 1967 und 2012 (Foto) war er vier Mal dort, dieses Jahr kommt er wieder mit seinem charakteristischen Sound: rau, schroff, leidenschaftlich, auch zart und hingebungsvoll. Er war und ist viel unterwegs, bespielt so ziemlich jedes Festival und kann sein Publikum fesseln. 1967 soll er in London sogar das berühmte Miles Davis Quintett an die Wand gespielt haben.
Vocals: Bobby McFerrin
1982 brachte Bobby McFerrin seine erste Platte heraus und trat mit den Songs beim Berliner Jazzfest auf. Der Vokalkünstler konnte nicht nur singen und hervorragend scatten, sondern auch Instrumente imitieren und verband seine verschiedenen Stile beim Singen. So war er seine eigene Band - ein Beatbox-Pionier. Weltbekannt wurde er 1988 mit seinem Song "Don't Worry, Be Happy".
Bandleader: Gil Evans
Eine Bigband und Free Jazz: Das wollte lange nicht zusammenpassen. Bis der kanadische Pianist Gil Evans kam und es einfach machte. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Miles Davis, dessen Trompetenspiel Evans zu seinem speziellen Orchester-Sound inspirierte. J. Berendt nannte ihn "den großen Arrangeur des Laissez-faire". Bei Evans klang es auch dann gut, wenn eine komplette Bigband frei spielte.
Introducing: Zentralquartett
Am 4. November 1990 trat das "Zentralquartett", die bekannteste Free-Jazz-Band der DDR, zum ersten Mal beim Berliner Jazzfest auf. Gänsehaut für die Jazzfreunde aus der ehemaligen DDR, die nun erstmals live dabei sein konnten. Zentralquartett-Pianist Ulrich Gumpert hatte kurz vorm Mauerfall 1989 das Werk "Die Engel" verfasst. Zum diesjährigen Jubiläum wird es auf dem Jazzfest aufgeführt.