50 Jahre Numerus Clausus - diese Genies hätten ihn wohl nicht geschafft
1968 führte die Rektorenkonferenz den "Numerus Clausus" ein. Nur Schüler mit sehr guten Abi-Noten konnten ab da etwa Medizin studieren. Diese erfolgreichen Forscher wären nach diesem Maßstab eher Looser.
Albert Einstein hasste sinnloses Pauken und Drill
Physik-Genie Albert Einstein ist ein Beispiel dafür, dass ein "schlechter Schüler" auch motiviert werden kann - wenn die Rahmenbedingungen stimmen. In München langweilt ihn die Grundschule, er leidet unter autoritären Lehrern und gilt als lernunwillig. Nach einem Umzug in die Schweiz macht er dort sein Abitur. Insgesamt zwar mittelmäßig aber mit Bestnoten in Mathe und Physik.
In Conrad Röntgens Zeugnis stand: nur mäßig fleißig
Wilhelm Conrad Röntgen flog vom Gymnasium, weil sein Lehrer vermutete, dass er eine Karikatur von ihm angefertigt hatte. Trotzdem schaffte er es an die Universität: Röntgen legte die Aufnahmeprüfung für Physik und Maschinenbau direkt ab - ohne Abi. Für die Entdeckung der nach ihm benannten Strahlung erhielt er 1901 den allerersten Physik-Nobelpreis.
Der Grund für den NC: Volle Hörsäle, schlechte Studienbedingungen
1968 demonstrieren Studenten gegen den Sanierungsstau an den Unis, über vergammelte Möbel und übervolle Hörsäle. Besonders eng geht es in den Fachbereichen Medizin und Pharmazie zu. Die Fächer sind hoffnungslos überlaufen - auch weil es geburtenstarke Jahrgänge sind.
Kontroverse Diskussionen um den NC
Die Studentinnen und Studenten wollen den Muff der Vergangenheit ausmisten. Es ist die Zeit der Studentenrevolten. Am 27.März 1968 beschließt die Westdeutsche Rektorenkonferenz Zugangsbeschränkungen für begehrte Studienfächer, um die Platznot zu mildern. Auch diese Entscheidung wurde kritisch diskutiert.
Besser studieren - aber nicht für alle
So sieht es heute in einem deutschen Medizin-Hörsaal aus. Genug Platz und gute Lernbedingungen. Der Preis dafür: Nur diejenigen mit den besten Abiturnoten dürfen gleich nach der Schule Medizin und andere begehrte Fächer studieren. Wer einen mittelmäßigen Notendurchschnitt hat, muss oft lange auf einen Studienplatz warten.
Louis Pasteur - Spitzenforscher mit mittelmäßigen Schulnoten
Warten musste auch Louis Pasteur. Er wächst mit vier Geschwistern in einer Familie von Gerbern auf - kein sehr angesehener Beruf. Pasteur ist ein strebsamer Schüler. Als ihm klar wird, dass er nicht unter den Klassenbesten sein würde, wiederholte er ein Schuljahr. Der französische Chemiker hat Impfstoffe gegen verschiedene Infektionserkrankungen entwickelt.
Der will nicht hören!
Thomas Edison hatte nicht viel Spaß auf der Schule. Sein Lehrer hielt ihn für einen "Hohlkopf", dabei war er einfach nur schwerhörig. Edison verbrachte nur einige Monate auf der Schulbank. Seine Bildung erhielt er vor allem von seiner Mutter - selbst eine Lehrerin. Edison studierte nie, sondern begann eine erfolgreiche Erfinderkarriere in den Bereichen Elektrizität und Elektrotechnik.
Zwei Schulabbrecher als große Erfinder
Edison (rechts) neben seinem Erfinderkollegen George Eastman, dem Gründer der Firma Kodak. Eastman hat unter anderem das Fotopapier und den Rollfilm erfunden. Hier führen sie eine Filmkamera vor. Der spätere Filmpionier brach - wie Edison - seine Schule früh ab, da der Vater starb und er arbeiten musste. Schon mit 14 Jahren war er Bürobote einer Versicherungsgesellschaft.
Nobelpreis trotz schlechter schulischer Leistungen
Der deutsche Physiker Wilhelm Wien musste das Gymnasium wegen schlechter Leistungen verlassen. Weil er Privatunterricht bekam, gelang es ihm doch noch, sein Abitur an einem anderen Gymnasium abzuschließen. Er studierte und promovierte in Berlin. Für die Beschreibung der Gesetzmäßigkeiten der Wärmestrahlung erhielt Wien 1911 den Physik-Nobelpreis.
Nobelpreis auch im "schlechtesten Fach"
Der Physiker Rudolf Mößbauer legte sein Abitur 1955 - also vor der Einführung des Numerus Clausus ab. Dass er mit seinen Lehrer nicht immer gut zurecht kam, gab er selber zu: Das Schulfach Physik sei wegen der Qualität des Unterrichts eines der schlechtesten gewesen. Gehindert hat es ihn dennoch nicht. Er forschte an Atomkernen. 1961 erhielt er den Nobelpreis.