50 Jahre Tibet-Aufstand
Am 10. März jährt sich zum 50. Mal der Aufstand der Tibeter und die Flucht des Dalai Lama ins Exil.
Politische Unterstützung
Der indische Premierminister Nehru stattete dem Dalai Lama am 24. April in der in den Ausläufern des Himalaya gelegenen Bergstation von Mussoorie einen Besuch ab. Offensichtlich mit indischer Unterstützung hatte der Dalai Lama wenige Tage zuvor, am 18. April, die tibetische Unabhängigkeit von China gefordert.
Ein China treuer Stellvertreter
Schon am 28. März gab der chinesische Staatsrat ein "Kommuniqué zur Rebellion in Tibet" heraus, in dem die Auflösung der tibetischen "Lokalregierung", die Verfolgung der "Verräter" und die Einsetzung eines neuen "Vorbereitenden Ausschusses für die Autonome Region Tibet" mit dem Pantschen Lama an der Spitze bekannt gegeben wurde. Der 21-jährige Pantschen Lama stand den Kommunisten mit Sympathie gegenüber.
Waffenübergabe
Tibetische Aufständische übergeben Soldaten der Volksbefreiungsarmee in Lhasa ihre Waffen. Das undatierte Bild erschien am 13. April 1959 bei einer New Yorker Bildagentur.
Militärische Übernahme 1950
1949, als die Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg die Nationalisten besiegten und die ersten Pläne zur "Befreiung" Tibets von seinem Jahrhunderte alten theokratischen Herrschaftssystem schmiedeten, war Tibet de facto politisch unabhängig. Um zu verhindern, dass seine Unabhängigkeit auch de jure international anerkannt würde, stand für Mao Zedong fest, dass die Tibet-Frage umgehend gelöst und die "Einigung" Chinas vorangetrieben werden müsste. Am 6. Oktober 1950 begann vom Südwesten her der Einmarsch der Volksbefreiungsarmee in Tibet.
Grenzstation
Ein Brettertor markiert die Grenze von Indien nach Tibet, aufgenommen Anfang April 1959.
Aus Rebellion wird Wut
Ende März demonstriert eine Gruppe von Tibetern in der indischen Grenzstadt Kalimpong.
Bewachte Rast
Trotzdem wurden der Dalai Lama und seine Anhänger verfolgt. Kämpfer seiner persönlichen Garde und einer Truppe des ihm ergebenen Stammes der Khampa beschützten den tibetischen Gottkönig. Am 31. März überquerte er die Grenze nach Indien.
Dauerhafte Truppenverstärkung
Um eine umfassende Rebellion zu verhindern, beschließt das Zentralkomitee am 20. März, weitere Truppen nach Tibet zu entsenden. Die Zentrale Militärkommission gibt grünes Licht für eine "umfassende Gegenoffensive".
Politische Vereinnahmung
Beim ersten Nationalen Volkskongress in Peking, am 13. Oktober 1954, demonstrieren der frisch gewählte Vorsitzende der VR China und der Dalai Lama freundliches Einvernehmen. Mao war sich immer darüber im Klaren, dass die Tibet-Frage nicht allein mit militärischen Mitteln zu lösen sei. Er unterschätzte jedoch die Bedeutung der tibetischen Geschichte und Kultur – ein Fehler, der den Aufstand von 1959 mit herbeiführte.
...die Flucht nach Indien
Im März 1959 treffen viele tibetische Flüchtlinge im indischen Lager Missamari ein.
Gute Beziehungen
Am 4. September erwiderte das tibetische Oberhaupt diese Ehre mit einem Besuch in Nehrus Haus in Neu Delhi, wo er sich mit der Tochter des Premiers, Indira Ghandi, unterhielt.
Der Dalai Lama flieht
Als es am 17. März in der Nähe seines Sommersitzes "Norbulingka", an dem sich der Dalai Lama aufhält, zu Schießereien kommt, entschließt er sich zur Flucht. Währenddessen schießt die Rote Armee mit schwerer Munition auf die Aufständischen im Lhasa-Tal.
Wachsende Spannungen
Nachdem der Dalai Lama nach seiner Flucht in Assam freundliches Asyl erhielt, wandelten sich die Spannungen zwischen Indien und China in Feindschaft.
Mit allen Mitteln, auf allen Wegen…
Mit dem Dalai Lama fliehen viele Tibeter nach dem Volksaufstand auf abenteuerliche Weise durch das unwegsame Grenzgebiet ins benachbarte Indien.
Invasion
Die tibetischen Truppen waren nicht in der Lage, der VBA Widerstand entgegen zu setzen. Der Zugang nach Tibet war unwegsam, deshalb musste die chinesische Armee für ihre Invasion neue Brücken schlagen. Die erste Straße aus der nordöstlichen tibetischen Provinz Amdo, der heutigen Provinz Qinghai, nach Lhasa wurde erst 1954 gebaut.
Niederlage
Die tibetische Rebellion war schon bald unterdrückt – unser Bild zeigt Aufständische, die am 21. März auf ihren Abtransport in ein Gefangenenlager warten.
Freundschaft hier, Feindschaft dort
Der tibetische Führer wurde im September bei seinem ersten Besuch in der indischen Hauptstadt, nachdem er Asyl erhalten hatte, warm empfangen. Keine acht Monate nach der tibetischen Rebellion war aus der freundschaftlichen Zusammenarbeit, die Peking und Neu Delhi in den 50er-Jahren beidseitig genützt hatte, erbitterte Feindschaft geworden.
Grenzkonflikte
Im April 1959 verstärkte China seine Truppen an der chinesisch-indischen Grenze. Die Gebirgspässe nach Nepal und Ladakh in Kaschmir wurden blockiert. Der tibetische Aufstand brachte die lang schwelenden Probleme zwischen Indien und China offen zum Ausbruch. Im August und im Oktober verschlechterte Zusammenstöße an der Grenze die Beziehungen noch mehr.
Flucht über den Himalaya
Mao sah die Flucht des Dalai Lama als günstige Gelegenheit, ihn als Verräter hinzustellen. Er hatte schon in der Woche vorher geschrieben: "Wenn der Dalai Lama mitsamt seiner Entourage flieht, sollten unsere Truppen ihn nicht aufhalten." Am 21. März, dem vierten Tag seiner Flucht, überquert das 23-jährige tibetische Oberhaupt den Zogala-Pass nach Süd-Tibet.
Widerstand
Ab 1956 wurde die Umwandlung Tibets und der Kampf gegen die "Dalai-Lama-Clique" entschiedener vorangetrieben – besonders radikal mit dem "Großen Sprung" von 1958. Immer mehr Tibeter rebellieren gegen die chinesische Herrschaft. Am 10. März 1959 verbreitet sich das Gerücht, der Dalai Lama solle entführt werden, und es kommt zu gewalttätigen Demonstrationen. Am 17. März versammeln sich viele Tausende vor dem Potala-Palast. Sie protestieren gegen die chinesische Besetzung und die Unterdrückung durch die Kommunisten. Nur Stunden später brechen die Kämpfe aus.
Erzwungene Kompromisse
Die Regierung in Lhasa musste 1951 akzeptieren, dass Tibet als Teil der Volksrepublik China behandelt und in eine "volksdemokratische" Gesellschaft umgewandelt werden würde. Die Kommunisten räumten im Gegenzug für die Anerkennung der chinesischen Herrschaft durch den Dalai Lama eine längere Übergangsfrist bei den Reformen ein. Im September 1954 geben der Dalai Lama und der Pantschen Lama bei der Wahl des chinesischen Volkskongresses ihre Stimme ab.