60 Jahre Europapokal
Landesmeister- und UEFA-Cup, Champions und Europa League - die Wettbewerbe änderten ihre Namen, die Faszination blieb. Die DW-Sportredaktion erinnert sich an persönliche, denkwürdige Momente aus 60 Jahren Europapokal.
Borussia Dortmund - Juventus Turin 3:1 (1997)
1,2,3 - Lars Ricken wird eingewechselt - 4,5,6 - sein Team Dortmund liegt gegen Juv zwar 2:1 vorne, doch der Favorit aus Italien drückt - 7,8,9 - der 20-Jährige sieht, wie Möller den Ball erhält und startet durch - 10,11,12 - das Leder rollt ihm in den Lauf - 13,14,15 - mit der ersten Berührung lupft Ricken den Ball über Torwart Peruzzi und macht mich zum Champion 1997. Was ein Tor! (H. Hesse)
Bayer Uerdingen - Dynamo Dresden 7:3 (1986)
Mit 0:2 hat Bayer Uerdingen das Hinspiel im Europapokal der Pokalsieger bei Dynamo Dresden verloren. Zur Pause des Rückspiels liegen sie aussichtslos 1:3 zurück. Was folgt ist die wahnsinnigste Aufholjagd der Fußballhistorie: In der 58. Minute schafft Wolfgang Funkel den Anschlusstreffer. Am Ende steht es 7:3 und Uerdingen ist weiter - mein Vater weckt mich, um mir das zu erzählen. (J. Krepela)
Inter Mailand - Tottenham Hotspur 4:3 (2010)
Nach nur 35 Minuten, liegen die Spurs gegen den Titelverteidiger nicht nur 0:4 hinten, sondern, haben auch nur noch zehn Mann auf dem Platz. Alle Anzeichen deuten auf ein Debakel hin. Gareth Bale hat aber etwas anderes vor: Mit drei nahezu identischen Treffern (52. Minute, 90, 90+1), schießt er einen lupenreinen Hattrick und rettet damit die Ehre der "Lilly Whites." (C. Penfold)
Karlsruher SC - FC Valencia 7:0 (1993)
Meine frühesten UEFA-Pokal-Erinnerungen: Nachdem der Karlsruher SC das Achtelfinal-Hinspiel gegen Spaniens Tabellenführer FC Valencia mit 1:3 verliert, muss ein Wunder her. Und "Euro-Eddy" vollbringt's: Beim 7:0-Triumph im Rückspiel macht Edgar Schmitt, der sich eine Woche zuvor bei einem Unfall mit seinem Auto viermal überschlägt, vier Tore. Das Aus folgt erst im Halbfinale. (S. Wiertz)
AC Mailand - FC Liverpool 2:3 i.E. (2005)
Ich sitze zusammen mit meinem Kumpel Jamie, einem Liverpool-Fan, vor dem Fernseher. Zur Halbzeit steht es 0:3 und machen wir schon Pläne, was wir sonst noch so an dem Abend anstellen könnten. Zum Glück gucken wir weiter - bis zum Elfmeterschießen. Als Liverpool den dritten Elfer versenkt, springt Jamie durch die Bude wie ein Flummi und rennt durchs ganze Haus. Was für ein Finale! (J. Harding)
1. FC Köln - Queens Park Rangers 4:1 (1976)
Als 13-Jähriger stehe ich in der Südkurve. 0:3 hat mein FC das Achtelfinalhinspiel im UEFA-Cup bei den Queens Park Rangers verloren. Im Rückspiel die kalte Dusche: 0:1 in der 4. Minute. Alles aus? Von wegen! Nach einer Stunde steht es 4:1 für den FC. Eine Chance jagt die andere, doch der erlösende fünfte Treffer will nicht fallen. Am Ende sind die FC-Spieler stehend k.o. - ich auch. (S. Nestler)
Alemannia Aachen - FC Zenit 2:2 (2004)
Unterlegener kann man wohl nicht sein: Meine Aachener haben im UEFA-Cup gegen St. Petersburg keine Chance und nutzen sie dennoch. "Fußballgott" Erik Meijer trifft zum 1:0 für den Zweitligisten, Stefan Blank in der 89. Minute per Elfer zum 2:2-Endstand. Gänsehaut im Kölner Stadion. Die Alemannia übersteht die Gruppenphase, erst in der Zwischenrunde ist gegen Alkmaar Endstation. (A. Sten-Ziemons)
Juventus Turin - FC Liverpool 1:0 (1985)
Es soll die Krönung einer Ära sein: Englische Klubs haben sieben der vorherigen acht Europapokal-Finals gewonnen. Als Liverpool sich warmläuft, um den fünften Landesmeister-Cup innerhalb eines Jahrzehnts zu holen, lösen Randalierer im Brüsseler Heysel-Stadion eine Katastrophe aus: 39 Tote, 600 Verletzte. Englische Vereine werden sechs Jahre lang aus dem Europapokal ausgeschlossen. (M. Trobridge)
Real Madrid – Borussia Dortmund 0:2 (1998)
Das erste Tor ist gefallen. Es war ein sehr schönes. Jetzt ist es kaputt. Zerbrochen liegt das weiße Gestänge auf dem Rasen des Madrider Bernabeu-Stadions, weil Real-Fans randalierten. Ersatz? Keiner da. 76 Minuten gebanntes Warten auf ein Tor, die für mich nicht enden wollen. "Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan", sagt TV-Reporter Marcel Reif. Wie recht er hat. (J. Weber)
FC Bayern - Glasgow Rangers 1:0 n.V. (1967)
In Nürnberg läuft das Pokalsieger-Finale. Und ich bin 180 Kilometer weit weg! Kann nicht aufstehen. Gefangen im eigenen Körper. Nicht einmal Fernsehen gibt es hier! Ich schreie: Bayern, Bayern! Aber keiner versteht es. Ich juble, als Bulle Roth trifft. Keiner hört es. Der erste sportliche Höhepunkt meines Lebens ist verpasst. 14 Stunden zuvor hatte ich das Licht der Welt erblickt. (T. Oelmaier)
Manchester United - FC Bayern 2:1 (1999)
Bei mir hat sich dieses Bild eingebrannt: Lothar Matthäus sitzt auf der Ersatzbank, hat ein kaltes Bier neben sich stehen und schaut ungläubig auf den Platz. Gerade war er noch bereit den Finalsieg zu feiern, doch dann kommt alles anders. Manchester dreht die Partie in der Nachspielzeit! Es war mehr als die "Niederlage dahoam", es war eine vernichtende Pleite. (J. Harding)
AC Mailand - Leeds United 1:1 (2000)
Leeds United reist zum letzten Gruppenspiel ins San Siro und braucht gegen den AC Mailand mindestens ein Remis, um weiterzukommen. Dominic Matteos Kopfball bringt Sekunden vor der Pause die Führung. Zwar gleicht Serginho noch aus, aber es reicht. Eine der besten Europapokal-Nächte von United. Und ein Lied über Matteo und seinen Treffer wird in Leeds auch heute noch gesungen. (A. Chaffer)
Vor 60 Jahren spielte mit dem damaligen Deutschen Meister Rot-Weiss Essen erstmals eine deutsche Mannschaft im neu aus der Taufe gehobenen Europapokal der Landesmeister. Zeitgleich startete auch der Messepokal, Vorgängerwettbewerb des UEFA-Cups. 1960 kam auch der Europapokal der Pokalsieger hinzu.
Für die Essener war 1955 bereits nach der ersten Runde Schluss, Gegner Hibernian Edinburgh war zu stark. Der Niederlage des RWE gegen die "Hibs" folgten zahlreiche weitere Europapokal-Duelle - einige von ihnen sprichwörtlich legendär und für die Mitglieder unserer Sportredaktion mit ganz persönlichen Erinnerungen verbunden.