60 Jahre Volkswagen in Brasilien
Vor 60 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Wolfsburger Unternehmens in Brasilien. Ein Rückblick in Bildern.
Aller Anfang ist klein
Zwölf Angestellte nahmen am 23. März 1953 in Sao Paulo ihre Arbeit auf. Von 1953 bis 1957 montierten sie in einer kleinen Lagerhalle Käfer und VW-Busse. Die Teile kamen überwiegend aus Deutschland. Es waren die ersten von mehr als 20 Millionen Autos, die "Volkswagen do Brasil" in den nächsten 60 Jahren produzieren würde.
Das erste richtige Werk
Mitte der 50er-Jahre nahm in Deutschland die Wirtschaft Fahrt auf - und in Brasilien die Industrialisierung. 1956 baute VW seine erste Pkw-Fabrik außerhalb Deutschlands, und zwar in São Paulo. Im Folgejahr rollten die ersten "Kombis" aus der Halle, hierzulande bekannt als "Bulli". Die Hälfte der Teile wurden in Brasilien gefertigt.
Die ersten Millionen
1970 begann VW Brasil in andere lateinamerikanische Länder zu exportieren. Noch im selben Jahr erreichte VW Brasil die Eine-Million-Marke. Zwei Jahre später feierte man den millionsten Käfer. Die Zeit war reif für ein zweites brasilianisches Werk, das 1976 ebenfalls im Bundesstaat São Paulo eröffnet wurde.
Nationalheld Käfer
Mehr als drei Millionen Käfer wurden in Brasilien hergestellt - auch dort eines der erfolgreichsten VW-Modelle aller Zeiten. Er war so beliebt, dass Liebaber ihm später einen eigenen - inoffiziellen - "Feiertag" widmeten. Der vorerst letzte brasilianische Käfer lief 1986 vom Band. Er steht heute im Volkswagenmuseum in Wolfsburg.
Wiedergeburt auf Zeit
1993 erlebte der Käfer in Brasilien eine kurze Renaissance: Auf Anregung des Präsidenten Itamar Franco nahm das brasilianische VW-Werk 1993 noch einmal die Produktion auf. Doch die Zeiten hatten sich geändert: Der spartanische "Kugelporsche" konnte mit neueren Modellen nicht mehr konkurrieren. 1996 verschwand das Modell endgültig aus dem Programm.
Bye, bye Bulli
Das gleiche Schicksal drohte Ende 2013 auch dem VW-Bus. Ohne ABS und Airbags erüllt er einfach nicht mehr die aktuellen Sicherheitsanforderungen. Bis er jedoch aus Brasiliens Straßenbild verschwunden ist, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Noch 2011 wurden 1,5 Millionen Stück hergestellt.
VW-Klassiker
Im Laufe der brasilianischen Unternehmensgeschichte entwickelte Volkswagen auch eine ganze Reihe Modelle, die nur dort und in Lateinamerika vertrieben wurden. Der erste ausschließlich in Brasilien entworfene und fabrizierte "Volks" war der "Brasília", eingeführt 1973 (vorne 2. v. l.).
Geburt eines Stars
Der mit Abstand erfolgreichste Wagen von Volkswagen do Brasil war jedoch der 1980 präsentierte Gol. Ein Kleinwagen extra für Lateinamerika entwickelt.
Die ewige Nummer eins
Seit dem ersten großen Facelifting ähnelt der Gol eher einem Golf, ist aber wesentlich kleiner. 1987 übernahm er die Spitze der brasianischen Pkw-Verkaufscharts und hat sie bis heute kein einziges Mal abgegeben. 2012 überschritt die Produktion die Sieben-Millionen-Marke.
Wüstenschiff aus Brasilien
Nicht nur in Lateinamerika feierten VWs aus Brasilien Erfolge. Bis heute fahren Passats brasilianscher Fabrikation durch die Straßen des Irak. Insgesamt 170.000 Fahrzeuge wurden zwischen 1983 und 1988 in das Land exportiert. Im Irak ist der Wagen als "Brazili" bekannt, seine Heckscheibe ziert der Schriftzug "Made in Brazil".
Zweckgemeinschaft Autolatina
Ende der 80er Jahre versank Brasilien in einer Inflation. Das Pkw-Geschäft geriet ins Stocken. In der Not schlossen sich VW und Ford zu "Autolatina" zusammen. Ein Resultat war der Ford Versailles, eine Variante der VW-Limousine Santana. Nach Erholung des Binnenmarktes trennten sich die Unternehmen 1994 wieder.
Mehr Motoren
Das dritte VW-Werk wurde 1996 eröffnet - eine Motorenfabrik. Drei Jahre später folgte ein weiteres. Mit insgesamt 24.000 Angestellten und fünf Fertigungsstätten gehört Volkswagen nicht nur zu den bekanntesten Automarken Brasiliens, sondern ist auch neben General Motors der zweitwichtigste Arbeitgeber der Branche in Brasilien.
Technische Pioniere
Volkswagen do Brasil entwickelt nicht nur eigene Modelle, sondern entwickelt auch Technologien, die der dortige Markt fordert: 2003 stellte die VW-Filiale als erstes Unternehmen ein "Flex-Fuel-Modell" vor: ein Fahrzeug, dessen Motor mit Alkohol, Normalbenzin oder jeder beliebigen Mischung beider Treibstoffe läuft.
Mit Wasserkraft voraus
In den kommenden Jahren will VW Milliarden in neue Produkte und seine brasilianischen Werke investieren. Dazu gehört auch ein zweites Kleinwasserkraftwerk zur Stromerzeugung. Das erste nahm 2010 den Betrieb auf. Gemeinsam sollen beide Anlagen 40 Prozent des Energiebedarfs von VW do Brasil decken.
Der Unsterbliche
Nach China ist Brasilien der größte Markt für Volkswagen. Allein im Rekordjahr 2012 verkaufte "VW do Brasil" 768.395 Fahrzeuge und produzierte 852.086 Einheiten. Damit ist VW der größte Autobauer und -exporteur des Landes. Das Jahr 2013 begann VW mit der Präsentation des Enkels eines alten Bekannten: Der Novo Fusca ist kein New Beetle, sondern ein neuer Käfer.