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"Spectre" im Faktencheck

Jochen Kürten29. Oktober 2015

Ist Daniel Craig immer noch in Form? Wie böse ist Christoph Waltz? Und wie verführerisch sind die Bond-Girls? Antworten auf sieben Fragen zum neuen James Bond-Film.

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Deutschlandpremiere - James Bond Spectre
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Am Donnerstag (5.11.) kommt der neue, lang erwartete 24. James-Bond-Film "Spectre" regulär in die Kinos. Ohne allzu viel verraten zu wollen, die Spannung soll ja erhalten bleiben, haben wir einen ersten Bond-Check gewagt mit den wichtigsten Fakten. Sieben Fragen, sieben Antworten zum neuen James-Bond-Film:

Wie präsentiert sich Hauptdarsteller Daniel Craig in "Spectre"?

Keine Frage, Daniel Craig ist gut in Form. Wie schon in den früheren drei Bond-Abenteuern mit dem britischen Darsteller bekommt der Zuschauer einen gut durchtrainierten, mimisch angemessen, zurückhaltend auftretenden Bond geboten. Dass Craig nicht der Mann für das Humorfach ist, dass er nicht über den umwerfenden Charme eines Sean Connery verfügt, wusste man schon vorher.

Daniel Craigs Vorzüge liegen woanders: Er verkörpert den knallhart auftretenden Action-Bond überzeugend. Blut, auch das eigene, und Schweiß sind seine Begleiter. Und natürlich nimmt man ihm auch ab, dass er auf Frauen anziehend wirkt. Craig hatte im Vorfeld der Premiere angedeutet, dass er künftig womöglich für die Rolle nicht mehr zu Verfügung steht. Das wäre einerseits schade, denn Craig ist ein guter Bond. Andererseits scheint die Rolle ausgereizt. Ein frischer Darsteller würde der Serie vielleicht neue Perspektiven eröffnen.

Wie überzeugend ist Christoph Waltz als Bösewicht?

Die vielleicht größte Enttäuschung im neuen Bond. Sicher, eingefleischte Waltz-Fans werden ihre Freude haben an Franz Oberhauser, wie der Österreicher in "Spectre" heißt. Doch Waltz macht nichts anderes als in seinen bisherigen Hollywood-Auftritten auch. Regisseur Quentin Tarantino hatte den deutschsprachigen TV-Star einst für Hollywood entdeckt - seitdem hat sich der Schauspieler kaum weiterentwickelt.

Deutschlandpremiere - James Bond Spectre
Friedlich vereint bei der Deutschlandpremiere in Berlin: Daniel Craig, Naomie Harris ("Miss Moneypenny") und Christoph WaltzBild: picture-alliance/Eventpress Schraps

Das darstellerische Können von Waltz dürfte größer sein, als es seine Auftritte in "Spectre" vermuten lassen. Sein diabolisches Grinsen, seine süffisanten verbalen Auslassungen, sein plötzliches Umschalten von charmant auf eiskalt – Waltz beherrscht all dies. Der Rolle des Oberbösewichts in James Bond-Filmen fügt er nur nichts Neues hinzu, was man von früheren (deutschsprachigen) Bond-Bösewichtern nicht schon kennt.

Sind die Bond-Girls in "Spectre" eine Klasse für sich?

Von Bond-Girls zu sprechen, verbietet sich eigentlich. Anders als in den meisten Vorgängerfilmen der berühmten Agentenserie sind es hier zwei bereits etablierte Schauspielerinnen, die Daniel Craig durch den Film begleiten. Monica Bellucci (immerhin schon 51) versprüht zu Beginn des Films ihren herb-italienischen Charme. Doch Regisseur Sam Mendes räumt ihr nur ein paar wenige Filmminuten ein.

Es ist dann die französische Aktrice Léa Seydoux, die zur dominierenden Bond-Schauspielerin in "Spectre" wird. Seydoux, die der Kinogänger spätestens seit ihrem überragenden Auftritt im Cannes-Sieger von 2013, "Blau ist eine warme Farbe", kennen und lieben gelernt haben, ist keine klassische Bond-Schönheit. Dafür aber eine gute Schauspielerin mit enormer Leinwand-Präsenz. Sie ist Daniel Craig eine ebenbürtige Partnerin. Welche der früheren Bond-Damen konnte das schon von sich sagen?

Bietet der neue Bond genügend aufregende Schauplätze?

Wechselnde Schauplätze und exotische Drehorte gehören zu den James-Bond-Filmen wie Action, Abenteuer und Agenten. "Spectre" erfüllt diese Vorgaben. Der Film beginnt mit einer klassischen Action-Sequenz mit großen Statistenheeren im Herzen der mexikanischen Hauptstadt. Das bietet viel fürs Auge und dürfte die Erwartungen der weltweiten Bond-Gemeinde befriedigen.

Auch die anderen Drehorte, Rom, die österreichischen Alpen, die marokkanische Wüste, sind gut gewählt. Vor allem spielt "Spectre" aber auch in der Ur-Heimatstadt von James Bond, in London. Auch hier gelingen viele spektakuläre Szenen. "Spectre" ist, was die Schauplätze betrifft, nicht sensationell und ungewöhnlich, aber solide und geradezu von klassischer Anmutung.

Wie fallen die Action-Szenen aus?

Der berühmte Prolog, die ausgedehnte Action-Sequenz am Anfang eines jeden Bond-Films, ist gelungen, spektakulär, exotisch und aufregend. Mexiko-Stadt am Feiertag des Todes ist wunderbar gewählt als Szenerie für Getümmel und Verfolgungsjagden. Im weiteren Verlaufe des Films dürften die Zuschauer, die Bond-Filme zuallererst wegen guter Actionkost ansehen, auf ihre Kosten kommen.

Zu Lande, auf der Straße, zu Wasser und immer wieder in der Luft liefern sich Bond und Co. ausgedehnte Hetzjagden. Doch im Gegensatz zum vorletzten Bond, "Ein Quantum Trost", wird "Spectre" nicht von der Actionlast erdrückt. Schnitt, Montage und Dramaturgie stammen zwar aus dem Baukasten des modernen Blockbuster-Kinos, doch Darsteller und Handlung stehen in "Spectre" im Vordergrund.

Hat die Handlung von "Spectre" Tiefe – was erzählt der neue Bond?

Natürlich macht auch "Spectre" nichts anderes als alle Bond-Filme zuvor: Er erzählt vom ewigen Kampf des britischen Geheimdienstagenten gegen die Weltverschwörung. Waren es früher Russen, irre Atombomben-Bastler oder Arabisch sprechende Fieslinge, sind es seit geraumer Zeit die Bösewichter des digitalen 21. Jahrhunderts. Doch ihre Ziele sind die gleichen.

In "Spectre" sind es die digitalen Datensammler der Neuzeit, die James Bond und die alte Welt zur Strecke bringen wollen. Bond steht für eine Zeit, die scheinbar zu Ende geht. Für eine Welt der "ehrlichen" Arbeit, für den Kampf Mann gegen Mann. Es ist ein analoger James Bond, der sich am Ende (natürlich) durchsetzt in einer Welt von Big Data, Bits und Bytes.

Kino - James Bond Spectre
Analoger Bond im digitalen Zeitalter: Daniel Craig in seiner Paraderolle als Spion im Auftrag Ihrer MajestätBild: Sony Pictures

Wie fällt die Gesamtbilanz von "Spectre" aus?

"Spectre" erscheint auf eine angenehme Art und Weise altmodisch. Dass Bond mit seinen meist herkömmlichen Hilfsmitteln gegen den Wahnsinn der digital gestimmten Bösewichter triumphiert, ist so überraschend wie sympathisch. "Spectre" fügt dem James-Bond-Universum zwar nichts wesentlich Neues hinzu, doch manchmal ist Alter und Reife ja nicht verkehrt.

Allerdings gab es auch in der Vergangenheit schon einige Filme aus der Serie, die die gute alte Zeit beschworen haben. James Bond muss aufpassen, dass er sich nicht wiederholt. Denn irgendwann könnte er dann wirklich alt aussehen.