Ein tränenreiches freudiges Wiedersehen
21. Mai 2017Die Eltern der als "Chibok-Mädchen" bekanntgewordenen jungen Frauen trafen ihre Töchter in der Hauptstadt Abuja. Väter umarmten ihre Töchter, Mütter stießen unter Tränen Freudenschreie aus. "Alle haben heute getanzt. Sogar die Alten", sagte Yakubu Nkeki, dessen Nichte Maimuna eine der Freigelassenen ist, der Nachrichtenagentur AFP.
Innige Umarmungen, Schluchzen und Freudentränen
Bashir Ahmad, ein Berater von Präsident Muhammadu Buhari, veröffentlichte über Twitter ein Video von dem Wiedersehen.
Die 82 Mädchen waren Anfang Mai nach längeren Verhandlungen unter internationaler Vermittlung freigelassen worden, im Gegenzug setzte die Regierung fünf inhaftierte Kämpfer der radikalen Islamistenmiliz Boko Haram auf freien Fuß.
Behörden nehmen es sehr genau
Die Zusammenführung der inzwischen jungen Frauen mit ihren Familien hatte sich verzögert, weil die Mädchen noch von Sicherheitsdiensten befragt und ihre Identität zweifelsfrei geklärt werden musste. Zudem hegten die nigerianischen Behörden die Befürchtung, einige der Mädchen hätten sich möglicherweise in der Gefangenschaft mit ihren Geiselnehmern solidarisiert. Die Mädchen waren nach ihrer Freilassung zunächst in einer Einrichtung des nigerianischen Inlandsgeheimdiensts am Stadtrand von Abuja untergebracht.
"BringBackOurGirls"
Im April 2014 hatte Boko Haram mehr als 270 überwiegend christliche Schülerinnen im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren aus Chibok im instabilen Nordosten des Landes verschleppt. Sie sollen von Boko Haram zum Übertritt zum Islam genötigt und teilweise als Sexsklavinnen gehalten worden sein. Einige Mädchen haben während der Geiselhaft Kinder zur Welt gebracht.
Das Schicksal der Mädchen wurde zu einem Symbol für den Konflikt mit der Dschihadistengruppe in Nigeria. Zahlreiche Prominente setzten sich unter dem Slogan "BringBackOurGirls" für ihre Freilassung ein, darunter auch die damalige First Lady der USA, Michelle Obama.
Rund 50 der etwa 270 Mädchen konnten damals noch im Wirrwarr der Entführung fliehen. Einige wenige weitere wurden zwischenzeitlich vom Militär befreit. Nach dem jüngsten Gefangenenaustausch ist weiter unklar, wie viele Schülerinnen genau sich noch in der Gewalt von Boko Haram befinden. Schätzungen gehen von rund einhundert vermissten Mädchen aus.
Die sunnitischen Fundamentalisten von Boko Haram kämpfen seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias und terrorisieren die Bevölkerung in der Region. Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz kamen seit 2009 mindestens 14.000 Menschen ums Leben. Die Gewalt trieb nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,7 Millionen Menschen in die Flucht.
qu/ml (afp, dpa, APE)