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Frieden von unten

1. September 2010

Der eine kämpft für Gerechtigkeit in Peru, der andere gegen Rassismus in Deutschland. Zwei Männer, zwei Welten. Doch sie haben das gleiche Ziel: mehr Menschlichkeit. Dafür haben sie den Aachener Friedenspreis erhalten.

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Marco Arana Zegarra und Austen Peter Brand (Foto: dpa)
Marco Arana Zegarra und Austen Peter BrandBild: picture-alliance/dpa

Beide sind Priester. Beide haben eine bessere Welt vor Augen. Beide wissen: Dafür muss man etwas tun. Und doch leben sie in verschiedenen Welten. Der peruanische Umweltschützer Marco Arana und der Duisburger Menschenrechtsaktivist Austen Peter Brandt haben am Mittwoch (01.09.2010) den Aachener Friedenspreis entgegengenommen.

Porträt des peruanischen Umweltaktivisten Marco Arana (Foto: Tierra y Libertad)
Marco AranaBild: Tierra y Libertad

Marco Arana stammt aus Cajamarca, einer Kolonialstadt im Nordwesten Perus. Es ist eine der ärmsten Gegenden des Landes, obwohl es hier die größte Goldmine Südamerikas gibt. Mit seinem Kampf gegen den offenen Tagebau und die damit verbundene Umweltverschmutzung wurde Arana bekannt. Der katholische Priester gründete 2002 die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation "Grufides". Die Organisation unterstützt unter anderem Kleinbauern, die für den Goldabbau von ihrem Land vertrieben wurden.

Nächstenliebe heißt auch: Liebe zur Natur

Die offene Tagebaumine Yanacocha hat das Gesicht Cajamarcas verändert: Wo früher grüne Hügel waren, sind heute riesige Erdkrater geblieben. Mit hochgiftigem Zyanid lässt der US-Bergbaukonzern Newmont den Goldstaub aus den Steinen waschen. Flüsse und Grundwasser werden verseucht.

Ansicht der Goldmine Yanacocha bei Cajamarca in Peru (Foto: GNU)
Die Goldmine Yanacocha bei Cajamarca in PeruBild: GNU

Seine Motivation zum politischen Engagement begründet der Priester Arana mit Nächstenliebe: "Aber der Nächste, das ist nicht mehr nur der Mensch, das ist heute auch die Erde, die Natur." Für seinen Einsatz nimmt Arana einiges in Kauf: Er und seine Familie erhielten immer wieder Morddrohungen, auf die Straße gehe er nur noch mit einem Leibwächter.

Vom Priesteramt suspendiert

Doch Arana will weiterkämpfen, auch auf politischer Ebene. Im kommenden Jahr kandidiert er bei den Präsidentschaftswahlen für die Partei "Tierra y Libertad" (Land und Freiheit). Nicht zur Freude der katholischen Kirche: Denn die hat ihn vom Priesteramt suspendiert, weil Klerikern Parteipolitik verboten ist.

Arana bedauert die Suspendierung, sagt jedoch, er könne "nicht in Frieden leben", wenn er nur sein Amt bewahren wollte, während seine "Geschwister Gewalt und Ungerechtigkeit erleiden". Als seinen Anspruch gibt er an, "ethisch korrekte Politik" zu machen, die soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz im Blick habe.

Die Mechanismen des Rassismus verstehen

Springerstiefel (Foto: dpa)
Verstehen, wie Rassismus entstehtBild: picture-alliance/dpa

Ähnlich hohe Ziele hat auch Austen Peter Brandt: ein evangelischer Pfarrer, geboren in London, deutscher Staatsbürger mit schwarzer Hautfarbe und familiären Wurzeln in Nigeria. Brandt bezeichnet sich selbst als "Brückenmensch" zwischen den Kulturen. 1993 gründete er den Anti-Rassismus-Verein "Phoenix".

Die Initiative bietet Trainings an, um die Mechanismen von Rassismus zu verstehen und zu verhindern. In Rollenspielen, Einzel- und Gruppenübungen und durch Videoaufzeichnungen sollen die Mitglieder der weißen Mehrheitsgesellschaft erfahren, wie Rassismus und Diskriminierung entstehen. Außerdem unterstützt der Verein Menschen, die Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geworden sind.

Preisverleihung am Antikriegstag

Der Vereinsname "Phoenix“ erinnert zum einen an den Sagenvogel, der sich aus der Asche emporschwingt. Andererseits geht er zurück auf die britische Menschenrechtsaktivistin Sybil Theodora Phoenix, die das Konzept für die Anti-Rassismus-Trainings entwickelte. Brandt begegnete ihr 1979 und ließ sich von ihr ausbilden, dann brachte ihre Idee mit nach Deutschland.

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich an der Basis für Frieden und Völkerverständigung einsetzen. "Wir wollen sie ehren, wenn sie Frieden gestiftet haben durch Gerechtigkeitssinn, Menschlichkeit, durch Gewaltlosigkeit, Zivilcourage, Tatkraft, Sachlichkeit und Herz", heißt es in der Gründungserklärung. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 2000 Euro dotiert und wird alljährlich am Antikriegstag, dem 1. September, vergeben.

Autorin: Monika Dittrich (epd, dpa, kna)

Redaktion: Michael Borgers