Ab die Post - Deutsche Post DHL unterstützt Haiti mit Logistikerfahrung
29. Januar 2010Fokus auf schnelle und gezielte Verteilung von Hilfsgütern
Nach dem Erdbeben in Haiti stockt der Welt der Atem: hunderttausende Opfer, verwüstete Städte - und ein ohnehin schon zerrüttetes Land steht vor einem Scherbenhaufen. Zahlreiche Hilfsorganisationen, Regierungen und NGOs schicken Hilfsgüter, um die Menschen in dem ärmsten Land Lateinamerikas zu unterstützen. Weiterhin sind Menschenleben in Gefahr, deshalb spielt die schnelle und gezielte Verteilung von Hilfsgütern eine wichtige Rolle. Genau darauf haben sich die Disaster Response Teams der DHL spezialisiert. "Als erstes wird eine Konferenzschaltung organisiert, um alle Leute, die an der Soforthilfe beteiligt sind, zusammenzubringen. Dann wird die Lage vor Ort analysiert und über die konkreten Schritte abgestimmt. Sehr wichtig ist dabei der erste Eindruck des Teams vor Ort", so beschreibt Susanne Meier, Abteilungsleiterin Corporate Social Responsability Strategie und Politik der DHL den Ablauf vor einem Einsatz.
Einsatzbereitschaft in Rekordzeit
Die Disaster Response Teams können innerhalb von 24 Stunden aktiviert werden und sind spätestens nach 72 Stunden einsatzbereit. Weltweit gibt es drei Teams mit rund 200 freiwilligen DHL-Helfern aus verschiedenen Unternehmensbereichen wie Logistik, Finanzmanagment und Unternehmenskommunikation, die jederzeit und überall auf der Welt dienstbereit sind.
Organisation reibungsloser Abläufe
Die Logistikexperten reisen zu den betroffenen Regionen oder Flughäfen, um die organisatorischen Abläufe zu unterstützen. Sie sorgen dafür, dass wichtige Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Medikamente und Hygienebedarf reibungslos weitertransportiert werden können – auch unter schwierigen Bedingungen. Dabei wird ihr Einsatz in enger Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen durchgeführt: "Insgesamt geht es in der Partnerschaft darum, die UN mit unserer Logistik-Expertise und unserem globalen Netzwerk zu unterstützen - und vor allem mit unserem Know-How und der Einsatzbereitschaft unserer Leute."
Hervorragende Kooperation mit dem US-Militär
Ob beim Erdbeben in Indonesien, den Überschwemmungen auf den Philipinen oder dem Tsunami an den Küstengebieten des Indischen Ozeans - Erfahrungen konnten die Teams genug sammeln. Nach Haiti wurden fünf Fluglogistik-Experen geschickt, um auf dem Flughafen von Port-au-Prince internationalen Hilfsorganisationen beim Entladen der Hilfspakete zu helfen. Vier Tage nach dem Erdbeben hatte Haitis Regierung die Kontrolle über den Flughafen an die USA übergeben. Die US-Regierung sendete daraufhin bis zu 10.000 Soldaten in die Region. Die Zusammenarbeit mit dem US-Militär funktioniere sehr gut, bestätigt Chris Weeks, Leiter für humanitäre Angelegenheiten bei der DHL: "Sie haben den Flughafen gesichert, sie stellen Verkehrskontrollen und Helikopter zu Verfügung, um die Menschen in Krankenhäuser und Waisenhäuser zu bringen. Außerdem kümmern sie auch um das ganze Entladen der Flugzeuge. Sie machen den Weg frei für Hilfsorganisationen, damit diese ihre Arbeit sicher ausführen können."
Neuer Einsatzort: Santo Domingo
Seit das US-Militär für die Kontrolle über den Flughafen verantwortlich ist, hätte sich das Disaster Response Team aus Port-au-Prince zurückgezogen, erklärt Weeks. Mittlerweile sei ihr Arbeitsort Santo Domingo, die Hauptstadt der Dominikanischen Republik. Dies hat auch logistische Gründe: "Viele der großen Flugzeuge aus Europa können nicht auf dem Flughafen von Port-au-Prince landen, weil er zu klein und zu schlecht ausgebaut ist. Deshalb werden sie auf den Flughafen von Santo Domingo umgeleitet, der zu einer Art Fracht-Flughafen umfunktioniert wurde."
Täglich Tonnen an Frachtladungen
In Santo Domingo helfen die Mitglieder des Disaster Response Teams nun den kleineren NGOs und Hilfsagenturen, ihre Hilfsgüter zu entladen und in Transporter zu verfrachten. Um die Logistik gewährleisten zu können, bekamen sie von den örtlichen Behörden etwa 3000 Quadratmeter Fläche auf dem Flughafen Santo Domingo für das Team zur Verfügung gestellt. So viel Platz brauchen sie, denn es kommen täglich Tonnen an Frachtladungen an, die gemanagt werden müssen: "Sobald die großen Flugzeuge hier gelandet sind, werden ihre Container ausgeladen. Sie müssen zeitweise gelagert, durch den Zoll gebracht und dann in geschlossene Container umgeladen werden. Das dauert eine Weile und kostet viel Aufwand. Dann können die beladenen Transporter die Grenze nach Haiti überqueren", so erklärt Weeks die Arbeit des Teams.
Weg mit Hindernissen
Zehn bis zwölf Stunden dauert die Fahrt von der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo bis nach Port-au-Prince. Die dominikanische Regierung zeige sich hilfsbereit, zumindest verhindere sie nicht die Durchfahrt der Trucks an der Grenze, versichert Weeks. Sobald die Trucks auf dem Weg nach Haiti sind, fangen jedoch die eigentlichen Herausforderungen an, mit denen vor allem die Hilfsorganisationen zu kämpfen haben: "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass viele dieser Güter auf dem Schwarzmarkt landen werden, wenn die Hilfsorganisationen sich nicht genügend um die Sicherheit ihrer Güter kümmern. Außerdem besteht auch die Gefahr, dass Menschen diesen Weg nutzen, um Drogen zu schmuggeln. Wir müssen wirklich sehr gut aufpassen, dass dies nicht passiert", so Weeks.
Die Arbeit vor der Arbeit
Chris Weeks und seine fünf Mitarbeiter werden noch so lange vor Ort bleiben, bis die anfängliche Welle von internationalen Charterflügen mit Hilfsgütern auf ein Niveau gesunken ist, so dass die lokalen Behörden damit allein umgehen können. Weeks geht von einem Zeitraum von drei Wochen aus.
Autorin: Daniela Späth
Redaktion: Mirjam Gehrke / Esther Broders