Abschied vom Kino: Hayao Miyazaki
5. September 2013Einen goldenen Löwen wird er in diesem Jahr wohl kaum bekommen. Dafür ist sein neuer Film "The wind rises", der gerade beim Festival in Venedig präsentiert wurde, zu umstritten. Die Geschichte eines Flugzeugingenieurs, dessen Erfindungen vom japanischen Militär missbraucht werden, provozierte rechte wie linke Kreise. Die einen warfen dem Großmeister des Zeichentrickfilms (Anime) eine verharmlosende Darstellung des sich durch seine Forschungen schuldig machenden Ingenieurs vor. In Japan hingegen beschuldigte man Miyazaki einer unnationalistischen Haltung. Miyazaki ist inzwischen eine Legende des Kinos. Es war dieser Regisseur, der den Trickfilm bei den großen Festivals in Cannes, Venedig und Berlin hoffähig machte. Bei der Berlinale erhielt er 2002 einen Goldenen Bären. Ein Jahr später bekam er den Oscar.
Große Teile des Werks des Japaners, der mit seiner Zeichenkunst das Genre revolutioniert hat, liegen auch in Deutschland auf DVD vor. Gerade erschienen ist erst der 1989 erschienene Film "Kikis kleiner Lieferservice" im BluRay-Format (erschienen bei Universum). Ein zauberhafter Film über das Erwachsenwerden mit der für Miyazaki so typischen phantasievollen Bildsprache. Und auch dieses Frühwerk kann für sich beanspruchen, was amerikanische Trickfilme nur selten schaffen: junge und ältere Zuschauer zu begeistern. Dass er nun in Venedig, wo er 2005 einen Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhielt, seinen Rückzug vom Kino verkünden ließ, bedauern somit Millionen Fans in aller Welt.