Acht Bücher, die (fast) nicht gedruckt wurden
Gut Ding will Weile haben? Das gilt wohl für so manchen Roman: Einst vergessen, verloren, verkannt erscheint er viele Jahrzehnte nach dem Tod des Autors. Dennoch lesenswert! Wir stellen bedeutende posthum-Werke vor.
F. Scott Fitzgerald: "Für Dich würde ich sterben"
In den Zwanzigerjahren verkauften sich seine leichten Liebesgeschichten gut. Doch als Fitzgeralds Texte in den Dreißigern kritischer, bissiger und sarkastischer wurden, wollte sie keiner mehr drucken. Das wird jetzt nachgeholt: In dem Sammelband "Für Dich würde ich sterben" finden sich 18 bislang unveröffentlichte Kurzgeschichten und Skizzen aus den schweren Jahren der Wirtschaftskrise.
Alexandre Dumas: "Der Ritter von St. Hermine"
Das über 900-Seiten lange Romanwerk von Alexandre Dumas (1802-1870) wurde erst 1988 in Paris entdeckt, jedoch bis 2005 geheim gehalten. Es erschien 1869 als Fortsetzung in einer Tageszeitung. Manche sehen darin den fehlenden Teil einer Trilogie historischer Abenteuerromane des Meisters. Seit Mitte 2005 gibt es den Roman als Buch. Da er unvollendet war, wurden einige Schlusszeilen ergänzt.
Walt Whitman: "Leben und Abenteuer von Jack Engle"
Ein literarischer Sensations-Fund: 165 Jahre nach dem Tod des US-amerikanischen Dichters tauchte Anfang 2017 ein neuer Roman auf. Dessen Existenz hatte man schlichtweg vergessen, schließlich war er bereits 1852 in einer Zeitung erschienen. Das Werk fasziniert im aktuellen US-Kontext: Whitman beschreibt ein New York der verschiedenen Nationalitäten und Religionen - ein Amerika der Menschlichkeit.
Jack London: "Das Mordbüro"
Eine Attentatsagentur mordet für eine bessere Welt. Ihr Geschäftsmodell ist einfach: Das Mordbüro verpflichtet sich gegen Vorkasse innerhalb eines Jahres einen Menschen zu töten. Ansonsten greift die Geld-zurück-Garantie. Jack London begann zwar an dem Roman zu schreiben, gab aber auf. Fast ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod schrieb Robert L. Fish "Das Mordbüro" zu Ende. Es erschien 1963.
Albert Camus: "Der glückliche Tod"
Es ist der erste Roman des französischen Autors. Ein existentialistisches Werk über das Streben nach Glück, Geld und Zeit. Hier verarbeitet Camus seine Erfahrungen als Lohnarbeiter der Hafenkommission in Algerien und seine Tuberkulose-Erkrankung. Der Nobelpreisträger schrieb es von 1936 bis 1938, entschied sich aber gegen eine Veröffentlichung. Zehn Jahre nach seinem Tod wurde dies nachgeholt.
Anne Franks Tagebuch
Da kommen einem beim Lesen die Tränen. Ein 13-jähriges, jüdisches Mädchen schreibt Weltliteratur, indem es von 1942 bis 1944 ihr Leben im Versteck eines Amsterdamer Hinterhauses dokumentiert. 1945 wurde Anne im Konzentrationslager ermordet, ihr Tagebuch von Freunden jedoch aufbewahrt. Nach Kriegsende kam Annes Vater dem Wunsch seiner Tochter nach und veröffentlichte das bedeutende Zeugnis.
Irène Némirovsky: Suite Française
Eigentlich sollten es fünf Teile werden, doch die Geschichte kam der in der Ukraine geborenen Jüdin in die Quere. 1942 wurde die Schriftstellerin in der Nähe von Paris verhaftet und ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie kurz nach ihrer Ankunft starb. Das Manuskript des unvollendete Romans "Suite Française" entdeckte eine ihrer beiden Töchter erst 1996. Er erschien 2004 in Frankreich.
Siegfried Lenz: "Der Überläufer"
Den Roman über einen deutschen Soldaten, der sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Partisanen und damit der Roten Armee anschließt, hatte Siegfried Lenz (1926-2014) bereits 1951 geschrieben. Doch der Verlag empfand das Buch als zu pazifistisch und lehnte es ab. 65 Jahre später, nach Lenz Tod, erschien es schließlich doch noch - und führte sogar die Bestsellerlisten an.