ADAC - Neustart mit altem Personal
10. Mai 2014Die Spitzen von Deutschlands größtem Automobilklub waren sich einig: Bei der Hauptversammlung des ADAC in Saarbrücken sprachen sich mit großer Mehrheit für die Erneuerungspläne aus. Ein personeller Neuanfang wurde, wie erwartet, verschoben.
Service vor Profit
Um das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen, sollen Arbeitsgruppen bis November konkrete Maßnahmen erarbeiten, wie die Organisation transparenter, demokratischer und vor allem glaubwürdiger gemacht werden kann. Es soll dabei strenger zwischen dem Verein und den Unternehmen getrennt werden. Unter anderem sollen Aufsichtsräte wie bei der Versicherungstochter des ADAC künftig mit externen Fachleuten anstatt mit ehrenamtlichen Funktionären besetzt werden. Die unternehmerischen Ziele sollen auf ein "sinnvolles Maß" heruntergefahren werden. "Mitgliederorientierung kommt beim ADAC klar vor wirtschaftlicher Orientierung", sagte der amtierende Präsident des fast 19 Millionen Mitglieder zählenden Vereins, August Markl, in seiner Rede vor den 197 Delegierten.
Der ADAC setzt dabei auch auf ein sogenanntes Whistle-Blower-System. Über ein via Internet benutzbares Portal können Menschen anonym Hinweise auf Unregelmäßigkeiten oder Verstöße geben. Die Meldungen werden nicht vom Autofahrerclub selbst verarbeitet, sondern von einer externen Anwaltskanzlei.
Kein neuer Präsident
Die Reformen sollen aber mit dem alten Personal umgesetzt werden. Wie erwartet verschoben die Delegierten die Wahl eines neuen Präsidenten. Markl selbst wird damit den Reformprozess zu Ende führen. Der frühere Vizepräsident war kommissarisch eingesetzt worden, nachdem Präsident Peter Meyer im Zuge des Skandals Mitte Februar zurückgetreten war.
Der Führungsposten soll pätestens im Mai 2015 soll auf der planmäßigen Tagung des Gremiums in Bochum neu besetzt werden.
Kein Vertrauen in die gelben Engel
Der ADAC war nach dem Bekanntwerden von Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" im Januar sowie zahlreicher anderen Vorwürde in eine tiefe Vertrauenskrise geraten. So soll der Verein Rettungshubschrauber für dienstliche Zwecke eingesetzt, rettungssteuerliche Privilegien ausgenutzt und undurchsichtige Geschäfte bei der Pannenhilfe gemacht haben.
Anschließend hatte die ACAD-Führung die Journalisten der Süddeutschen Zeitung, die die Misstände aufgedeckt hatte, stark angegriffen. Rund 290.000 Mitglieder verließen seitdem den Verein.
chr /wl (dpa)