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Adorno-Preis trotz Protests

11. September 2012

Die Philosophin Judith Butler ist mit dem Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet worden. Schon im Vorfeld gab es Proteste des Zentralrats der Juden: Die Jüdin Butler unterstütze die Hamas.

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Judith Butler bei der Preisverleihung (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zur Begründung für die Preisverleihung hieß es, die "Gender Studies"-Forscherin Butler sei eine der "maßgeblichen Denkerinnen unserer Zeit. Für Fragen über Identität und Körper sind ihre Schriften maßgeblich und werden weltweit rezipiert."

Eine der Hauptannahmen der 56-Jährigen ist, dass Worte die Macht besitzen, Dinge zu bestimmen. So wäre es vor allem die Bezeichnung "Junge" oder "Mädchen", die die Geschlechteridentität definiere. Die Auszeichnung Butlers wird begleitet von Protesten des Zentralrates der Juden in Deutschland.

Vor der Paulskirche hatten pro-israelische Aktivisten gegen die Ehrung Butlers protestiert. Mehrere Dutzend Teilnehmer hielten Schilder mit Aufschriften wie "Kein Adorno-Preis für Judith Butler" oder "Kein Israelhass im Namen Adornos" hoch. Von Polizeikräften getrennt riefen auf der anderen Seite des Zugangs Unterstützer Butlers Slogans für Palästina und hielten Plakate mit "Thank you Judith" hoch.

"Verbündet mit den Todfeinden Israels"

Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats, äußerte diese Vorwürfe. Dies zeige sich an Butlers Unterstützung für islamistische Organisationen wie Hamas und Hisbollah. Dabei wird Bezug genommen auf eine Aussage Butlers, diese Organisationen wären "ein Teil der globalen Linken". Das habe Butler in einer Diskussion mit Studenten 2006 gesagt. Butler spricht von Denunziation und einem Missverständnis.

In der Mittwochausgabe der "tageszeitung" schreibt sie: "Rückblickend gesehen, hätte ich den Begriff, der mir aus dem Publikum vorgeschlagen wurde, zurückweisen müssen." Außerdem könne sie niemals "ein Bündnis mit egal welcher Person oder Gruppe eingehen, die antisemitisch, gewaltätig, rassistisch, homophob oder sexistisch ist".

Eigene jüdische Geschichte

In der "Zeit" sagte Butler: "Angesichts meines geschichtlichen Hintergrunds ist es mir als Jüdin wichtig, mich gegen Ungerechtigkeiten auszusprechen und alle Formen von Rassismus zu bekämpfen." Die Großeltern der jüdisch-amerikanischen Butler flohen einst vor den Pogromen aus Russland und Ungarn nach Amerika.

Der Adorno-Preis wird alle drei Jahre vergeben und ist mit 50.000 Euro dotiert. Er dient der Förderung und Annerkennung hervorragender Leistung in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film. Der Preis geht auf den jüdisch-deutschen Philosophen Theodor W. Adorno zurück.

pt/fab (dpa/kna/dapd)