Afghanischer Polizist erschießt deutsche Journalistin
4. April 2014Einen Tag vor der Parlamentswahl in Afghanistan ist im Osten des Landes die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus (48) getötet worden. Sie wurde von einem Polizisten erschossen, wie die Behörden in der Provinz Chost mitteilten.
Schütze war Kommandeur des Checkpoints
Zudem sei die kanadische Journalistin Kathy Gannon (60) bei dem Vorfall schwer verletzt worden, hieß es von Behördenseite weiter. Beide Frauen arbeiteten für die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und hatten jahrelange Erfahrung in der Region und anderen Konfliktgebieten.
Die beiden Reporterinnen waren zur Berichterstattung über die afghanische Präsidentenwahl nach Chost gereist. Ein Polizeisprecher sagte, die Frauen seien mit einem Wahlkonvoi in die Provinzhauptstadt Chost-Stadt gefahren. Sie seien dann mit einem einheimischen Fahrer eigenständig weiter in den Distrikt Tanai an der pakistanischen Grenze gefahren, um von dort über die Wahl zu berichten. Ihr Fahrer sei unverletzt geblieben.
Der Schütze ist den Angaben zufolge Kommandeur eines Checkpoints vor dem Büro des Distriktgouverneurs. Ein anwesender Mitarbeiter von AP Television ergänzte, der Polizist habe mit den Worten "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") das Feuer auf die Frauen eröffnet. Danach habe er sich widerstandslos festnehmen lassen.
Sicherheitslage extrem angespannt
Die erste Runde der afghanischen Präsidentenwahl findet am Samstag statt. Im Vorfeld der Abstimmung verstärkten die radikal-islamischen Taliban ihre Angriffe. Sie drohten damit, die Wahl zu boykottieren und gewaltsam zu stören. Die Sicherheitslage am Hindukusch ist deshalb extrem angespannt.
Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak. "Anja war eine lebhafte, dynamische Journalistin, die wir alle wegen ihrer einfühlsamen Aufnahmen, ihrer Warmherzigkeit und ihrer Liebe zum Leben sehr mochten", erklärte AP-Chefredakteurin Kathleen Carroll in New York.
Im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in Kabul auf offener Straße erschossen worden.
sti/mak (dpa, afp, rtr)