Taliban aus Schlüsseldistrikt vertrieben
23. Juni 2015Nach drei Tagen schwerer Gefechte haben afghanische Truppen wieder weitgehend die Kontrolle über den strategisch bedeutenden Distrikt Char Darah nahe der im Norden gelegenen Stadt Kundus übernommen. Aus den nördlichen Provinzen sei Verstärkung in Kundus eingetroffen, teilte ein Behördensprecher mit. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar Safi, erklärte, mindestens 85 Aufständische, sechs Soldaten und ein Zivilist seien seit Sonntag bei den Kämpfen getötet worden.
Die Taliban hatten den Distrikt am Samstag erobert. Ein Sprecher der Islamisten wies allerdings die Darstellung der Militärs zurück und erklärte, das Zentrum von Char Darah sei nach wie vor in der Hand der Taliban. Regierungstruppen hatten am Sonntag unterstützt von Kampfhubschraubern einen Gegenangriff begonnen.
Weitere Offensive vorbereitet
Das afghanische Verteidigungsministerium bestätigte den Bericht des Provinzgouverneurs. Gleichzeitig wies ein Sprecher darauf hin, es gebe noch vereinzelt Gefechte in Char Darah. Er ergänzte, die Streitkräfte bereiteten sich darauf vor, auch den Distrikt Dascht-e-Archie in Kundus aus der Hand der Taliban zurückzuerobern. Dieser war am Montag von Taliban-Kämpfern besetzt worden.
Die Provinz Kundus mit der gleichnamigen Hauptstadt besteht aus sieben Distrikten. Das Vorrücken der Islamisten schürte die Sorge, die Taliban könnten in Kürze auch mit ihrem Sturm auf die gleichnamige Stadt Kundus beginnen.
Die Bundeswehr war aus Kundus im Oktober 2013 abgezogen. Während ihres zehnjährigen Einsatzes dort waren mehrere deutsche Soldaten in Char Darah getötet worden.
Seit dem Ende des NATO-Kampfeinsatzes am Hindukusch Ende 2014 haben die Angriffe und Anschläge der Islamisten deutlich zugenommen. Die Taliban wollen in Afghanistan einen fundamentalistischen Gottesstaat errichten, in dem das islamische Recht der Scharia gilt. Im April starteten sie ihre Frühjahrsoffensive.
se/mak (dpa, afpe, rtre)