Hoffnung statt Trostlosigkeit
25. November 2014Es liest sich wie das Who is Who der westafrikanischen Musikszene: Tiken Jah Fakoly, Reggae-Star aus der Elfenbeinküste, der senegalesische Rapper Didier Awadi, die malischen Musiker Salif Keita, Oumou Sangaré, Kandia Kouyaté und das Dou Amadou & Mariam, aus Guinea Mory Kante und Sia Tolno. "Africa Stop Ebola" heißt ihr gemeinsamer Hit. "Ebola ist ein unsichtbarer Feind", singen sie auf Französisch und den westafrikanischen Sprachen Malinke, Soussou, Kissi und Lingala. "Geh zum Arzt. Es gibt Hoffnung, Ebola zu stoppen."
Auf Youtube hat das Video bislang fast 300.000 Klicks. Seit Anfang Oktober hat sich die Single eine Viertelmillion mal verkauft. Der Erlös geht an die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die in Sierra Leone, Liberia und Guinea bislang rund 6000 Ebola-Patienten versorgt hat.
Botschaft der Hoffnung
"Die Leute hören eher auf Musiker wie uns als auf die Politiker. Wir können die Botschaft in alle Stadtviertel und in alle kleinen Dörfer tragen, dass man Vorsichtsmaßnahmen treffen muss, um diese Pandemie zu stoppen", sagt Tiken Jah Fakoly im DW-Interview. Der Rapper hat das Projekt ins Leben gerufen. "Musik spielt eine wichtige Rolle bei uns, sie ist der kürzeste Weg, eine Botschaft zu vermitteln", pflichtet Musiker-Kollege Mory Kante bei.
Das Lied sei Ausdruck der Solidarität, sagt Claire Magone von Ärzte ohne Grenzen. "Die Menschen in unseren Behandlungszentren hören das Lied im Radio, es gibt ihnen Hoffnung." Das sei genau so wichtig wie das Geld, das das Lied einspiele.
Gegenpol zu Band Aid 30
"Africa Stop Ebola" ist ein Lied von Afrikanern für Afrikaner. Praktische Verhaltensregeln, gepaart mit der Überzeugung, dass die Epidemie überwunden werden kann. Es klingt wie ein Gegenentwurf zu Bob Geldofs Neuauflage des Charity-Hits "Do they know it's Christmas", in dem namenhafte westliche Künstler statt der Hoffnung die Trostlosigkeit in den von Ebola betroffenen Ländern besingen. Es gebe keinen Frieden und keine Freude an Weihnachten in Westafrika, heißt es da.
"Der Text hat mich schockiert. Die Botschaft von Band Aid 30 spiegelt die afrikanische Realität nicht im Geringsten wider", schreibt der britische Rapper Fuse ODG in der Tageszeitung The Guardian. Fuse ODG heißt mit bürgerlichem Namen Nana Richard Abiona, seine Familie kommt aus Ghana. Bob Geldof hatte ihn gefragt, ob auch er beim Band-Aid-Projekt mitmachen wolle. Fuse ODG lehnte ab. "Die vergangenen vier Jahre bin ich genau wegen des Friedens und der Freude über Weihnachten nach Ghana gefahren. Diesen Text zu singen, wäre für mich eine Lüge."
Gegen die gängigen Afrika-Klischees
Das Band-Aid-Projekt ist vielfach kritisiert worden, vor allem von Afrikanern. Denn es bedient sich dem im Westen gängigen Verständnis, dass ganz Afrika an Kriegen, Armut und Krankheiten zugrunde gehe. "Wenn solche Bilder über Jahrzehnte verbreitet werden, dann ist es wahrscheinlicher, dass der durchschnittliche Westeuropäer monatlich zwei Pfund spendet oder eine Charity-CD kauft, was ihm ein angenehmes, warmes Gefühl gibt. Aber es ist weniger wahrscheinlich, dass er nach Afrika in den Urlaub fahren oder dort investieren wird", schreibt Fuse ODG.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters beschreibt Tiken Jah Fakoly, der ivroische Initiator von "Africa Stop Ebola", Geldofs Initiative als löblich. Aber: "Wir müssen versuchen, Afrika nicht als den Kontinent zu stigmatisieren, der Hilfe braucht."