Afrika-Cup: Was passiert jetzt mit den neuen Stadien?
12. Februar 2024Noch feiern die Menschen in der Elfenbeinküste ausgelassen den 2:1-Triumph ihrer Mannschaft im Finale des Afrika-Cups (AFCON) gegen Nigeria. Doch die Ernüchterung könnte schnell folgen. Sobald die Feiern über den Sieg beim Großereignis im eigenen Land vorüber sind, wird eine Frage in den Vordergrund rücken: Was passiert mit den neuen Fußball-Stadien, die extra für den AFCON gebaut worden sind?
Mehr als eine Milliarde US-Dollar (fast 930 Millionen Euro) hat die Elfenbeinküste, der größte Kakao-Produzent der Welt, investiert, um die Stadien, Straßen, Hotels und andere Einrichtungen des westafrikanischen Landes fit für den Afrika-Cup 2023 zu machen. Mit Unterstützung chinesischer Investoren und Bauunternehmen wurden vier neue Stadien errichtet worden: das Alassane-Quattara-Stadion in der Hauptstadt Abidjan (60.000 Zuschauer), in dem auch das Finale ausgetragen wurde, sowie die Stadien in San Pedro (20.000 Plätze), Yamoussoukro (20. 000) und Korhogo (20.000).
Das Schicksal anderer afrikanischer Fußballarenen, die nach Großereignissen dem Verfall preisgegeben wurden, soll nach dem Willen der AFCON-Gastgeber den Stadien der Elfenbeinküste erspart bleiben. "Die Elfenbeinküste wird ein Drehkreuz [für den Fußball - Anm. d. Red.] in der Region Westafrika werden", kündigt Idris Diallo, Präsident des nationalen Fußballverbands FIF an. "Alle Länder der Region, die keine [für internationale Spiele] zugelassenen Stadien haben, sind willkommen." Das mag gelegentlich funktionieren. Es ist jedoch ist kein nachhaltiger Plan, um die Stadien das ganze Jahr über zu bespielen.
Das Erbe der verlassenen Stadien
Seit der Afrika-Cup im Jahr 2019 von 16 auf 24 Mannschaften aufgestockt wurde, verlangt der afrikanische Fußballverband CAF von den Ausrichtern statt vorher vier nun sechs Stadien, in denen nach internationalen Standards gespielt werden kann. Wie jetzt in der Elfenbeinküste waren auch in Kamerun, dem Ausrichterland des AFCON 2022, vier Arenen neu gebaut worden. Hinterher waren sie kaum ausgelastet. "Es ist wichtig, einen Plan dafür zu haben, wie die Infrastruktur nach der Veranstaltung genutzt wird, sagt Adedamilola Adedotun von der Sportmanagement-Agentur Temple Company in der nigerianischen Hauptstadt Lagos gegenüber der DW. "Und das ist der Punkt, an dem afrikanische Gastgeberländer Schwierigkeiten haben."
In Kamerun wurden die Stadien in die Obhut des Nationalen Büros für Sport-Infrastruktur und Ausrüstung (ONIES) gelegt, um zu gewährleisten, dass die Arenen auch nach dem Afrika-Cup ausreichend genutzt wurden. Doch der Fußballverband Kameruns und die Regierungsbehörde stritten sich um die Nutzungsgebühren. Der Grund: Die Stadien mit einer Kapazität von bis zu 40.000 Plätzen waren für Spiele auf nationalem Niveau überdimensioniert.
Marodes AFCON-Stadion in Ghana
Ein mahnendes Beispiel ist das Essipong-Stadion in Sekondi, der zweitgrößten Stadt Ghanas. Das Stadion wurde für den AFCON 2008 gebaut. Die Kosten: rund 40 Millionen Dollar (37 Millionen Euro). Heute ist die Arena dem Verfall preisgegeben. Das Dach ist kaputt, der Rasen nicht mehr bespielbar, die Toiletten sind defekt. Die ghanaische Regierung hat erklärt, sie benötige rund drei Millionen Dollar, um das Stadion wieder instand zu setzen.
"Infrastruktur in Schuss zu halten ist ein Vollzeitjob. Dafür muss ein Bewusstsein geschaffen werden. Und es muss regelmäßig investiert werden, damit ein Bauwerk lange hält", sagt Mohsen Abdel Fattah, Geschäftsführer des African Sports & Creative Institute in Johannesburg, einer Denkfabrik der afrikanischen Sportindustrie.
Afrikanische Stadien 2.0
Der größte Verein im Land des AFCON-Siegers Elfenbeinküste ist ASEC Mimosas. Er trägt seine Heimspiele in der afrikanischen Champions League im 33.000 Zuschauer fassenden Felix-Houphouet-Boigny-Stadion in Abidjan aus. Doch das Stadion ist selten auch nur zur Hälfte gefüllt.
"Wir müssen über ein 2.0-Modell für afrikanische Stadien nachdenken", sagt Reda Laraichi von Rainbow Sports Global, einem Sportunternehmen in Paris, das seine Geschäfte in Afrika macht. "Man sollte Stadien bauen, die sich je nach Bedarf vergrößern oder verkleinern lassen. Das würde die Instandhaltungskosten senken."
Zukunft heißt Co-Gastgeber
Der nächste Ausrichter des Afrika-Cup hat diese Probleme nicht. Marokko, der AFCON-Gastgeber 2025, gehört zu den führenden afrikanischen Nationen in Sachen Fußball-Infrastruktur und hat kein Problem, sechs Stadien bereitzustellen, die internationalen Maßstäben genügen. Beim Afrika-Cup 2027 wird dann Neuland betreten: Die ostafrikanischen Länder Kenia, Tansania und Uganda teilen sich die die Gastgeber-Rolle.
Ein solches Modell kennt man im Fußball etwa von Welt- und Europameisterschaften. "Es macht mehr Sinn, gemeinsam Gastgeber zu sein und die Kosten und Investitionen zu teilen", sagt der südafrikanische Experte Abdel Fateh. "Wenn die Europäer und die Amerikaner es tun, sollten es die Afrikaner auch tun - auch wenn wir unsere eigenen spezifischen Herausforderungen haben."
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.