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Afrika-Klimagipfel fordert massive finanzielle Unterstützung

6. September 2023

Im Kampf gegen die Erderwärmung nehmen Afrikas Staaten die Industrieländer in die Pflicht: Sie wollen ihre Bedürfnisse stärker berücksichtigt sehen. Experten sehen Afrika auf einem neuen Weg - vom Opfer zum Akteur.

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Afrika-Klimagipfel in Kenia
Der Präsident Kenias, William Ruto, auf dem ersten Afrika-Klimagipfel in NairobiBild: Khalil Senosi/AP/picture alliance

Für eine grüne Transformation der Wirtschaft in Afrika sei eine massive Aufstockung der Mittel erforderlich, hieß es in der in Nairobi beschlossenen Abschlusserklärung zum ersten Afrika-Klimagipfel. Afrika besitze "sowohl das Potenzial als auch den Ehrgeiz, ein wesentlicher Teil der weltweiten Lösung beim Klimawandel zu sein", hieß es in der "Erklärung von Nairobi". Der verstärkte Ausbau erneuerbarer Energien "in einer Größenordnung, die sinnvoll zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft beitragen kann", bedürfe aber massiver finanzieller Unterstützung, "die Afrikas Bedürfnisse berücksichtigt, darunter Umschuldungen und Schuldenerleichterungen".

Dekarbonisierung in Afrika braucht Finanzierung  

Der Kontinent benötigt der Erklärung zufolge in den kommenden sieben Jahren eine "Verzehnfachung des in erneuerbare Energien fließenden Finanzkapitals" - eine Summe, die sich demnach auf rund 600 Milliarden Dollar beläuft.

Afrika-Klimagipfel in Kenia
Delegierte aus 54 nahmen am ersten Afrika-Klimagipfel in Nairobi teilBild: Khalil Senosi/AP/picture alliance

Reiche Industrieländer, die mit ihren Emissionen besonders stark zum Klimawandel beitragen, werden in der Erklärung ermahnt, ihre Klimazusagen an ärmere Länder zu erfüllen und eine CO2-Steuer auf den Handel mit fossilen Brennstoffen, den Schiffsverkehr und die Luftfahrt zu unterstützen.

Finanzierungszusagen von 23 Milliarden Dollar

Der Gastgeber der Konferenz, Kenias Staatschef William Ruto, sagte zum Abschluss, dass sich die Summe der Finanzierungszusagen bei dem Gipfel auf 23 Milliarden Dollar belaufe. Eine detaillierte Aufschlüsselung nannte er aber nicht. Ruto forderte im Namen der afrikanischen Gipfelteilnehmer "faire Bedingungen für unsere Länder, damit sie Zugang zu den Investitionen erhalten, die sie benötigen, um ihr Potenzial freizusetzen und in Chancen zu verwandeln".

Kenias Staatschef hatte sich dafür eingesetzt, dass sich die 54 afrikanischen Staaten bei dem Gipfel mehr mit den Chancen der erneuerbaren Energien als mit Afrikas Rolle als hauptsächlich Leidtragendem der Klimakrise befassen. In den drei Gipfeltagen sei klar geworden, dass Afrika "nicht nur die Wiege der Menschheit, sondern auch die Zukunft" sei, sagte Ruto nun.

Afrikas neuer Weg vom Opfer zum Akteur

Die Energie-Referentin der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, Leonie Beaucamp, nannte den Afrika-Klimagipfel eine "erfolgreiche Premiere". Das Treffen sende "das Signal, dass afrikanische Staaten eine aktive Rolle in der Klimadebatte übernehmen wollen" - und dies nicht nur als Leidtragende der Erderwärmung, sondern auch "als Akteur, der die großen Chancen der grünen Transformation nutzen will".

Afrika-Klimagipfel in Kenia
Ein Vertreter der kenianischen indigenen Gemeinschaft der Ogiek übergibt Präsident William Ruto eine KlimaerklärungBild: Khalil Senosi/AP/picture alliance

So hätten sich die afrikanischen Unterzeichnerstaaten auf das Ziel einigen können, ihre Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 auf einen Umfang von 300 Gigawatt auszubauen, hob Germanwatch hervor. Allerdings gebe es "noch massiven Druck einzelner Staaten wie Nigeria und Senegal, die auch weiterhin auf fossile Energieträger setzen wollen", mahnte Germanwatch-Energieexpertin Kerstin Opfer.

Die Organisation rief die EU-Länder und andere große Staaten auf, "die afrikanischen Staaten als Partner auf Augenhöhe" zu behandeln. Mit Schuldenerleichterungen sollten sie dazu beitragen, dass Afrika mehr Geld für die Klimapolitik habe.

"Afrikanische Lösungen" für die Bewältigung der Klimakrise

Zu dem Afrika-Klimagipfel waren eine Reihe afrikanischer Staatschefs sowie Vertreter anderer Länder und zwischenstaatlicher, privatwirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Organisationen angereist. Auch UN-Generalsekretär António Guterres sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahmen teil. Deutschland wurde in Nairobi von Entwicklungsstaatssekretärin Bärbel Kofler und der Sonderbeauftragten für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan, vertreten.

Beide nannte den Gipfel eine wichtige Etappe vor der Weltklimakonferenz in Dubai. Die dreitägigen Beratungen seien "einer der wichtigsten Schritte" vor der COP28 gewesen, sagte Morgan. Kofler fügte hinzu, bei dem Gipfel sei "ein neuer Ton" angeschlagen worden, um zukunftsorientierte Lösungen zu finden. Erklärtes Ziel des Treffens war es gewesen, von den Staaten des Kontinents gemeinsam getragene "afrikanische Lösungen" für die Bewältigung der Klimakrise zu finden.

nob/ww (afp, epd)