Afrikaner fordern Respekt statt schöner Worte
7. August 2014US-Präsident Barack Obama verbreitete Aufbruchstimmung beim USA-Afrika-Gipfel in Washington: Er sprach von einem "neuen Afrika" - und versprach Investitionen in Höhe von 33 Milliarden US-Dollar für den Kontinent. Eine Zusage, die bei afrikanischen DW-Nutzern gemischte Reaktionen hervorrief. Amosi Ephraim fordert auf der Facebook-Seite des DW-Kisuaheli-Programms, auf die Worte sollten nun auch Taten folgen. "Obama sollte die afrikanischen Staatschefs nicht nur mit Festessen und schönen Worten abspeisen. Die 33 Milliarden sollten eine sichtbare wirtschaftliche Verbesserung für Afrika bringen", schreibt der Tansanier.
Noch skeptischer gibt sich sein Landsmann Simon Sulle: Er erwartet "nichts Neues aus Washington, Brüssel oder Peking" - und schlägt so den Bogen zu anderen Investoren auf dem Kontinent. "Sie machen sich mit unseren Rohstoffen aus dem Staub. Es ist die gleiche Ausbeutung und Sklaverei wie früher, nur unter einem anderen Namen."
Für Richard Shaba von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tansania steht der Nutzen des Engagements in Afrika für die amerikanische Wirtschaft außer Frage. Doch auch afrikanische Länder würden die Investitionen, mit denen sie in dieser Höhe nicht gerechnet hätten, mit offenen Händen empfangen, sagt Shaba im DW-Interview.
Ein chinesisches Modell für die USA?
Damit Afrika wirklich von amerikanischen Investitionen profitiere, müssten aber gewisse Bedingungen erfüllt sein, sagt Lucien Pambou. Der Volkswirt aus der Republik Kongo lehrt zurzeit an der Université Paris 13. "Es muss auch in die verarbeitende Industrie und in die Ausbildung von Fachkräften investiert werden", sagt Pambou im Gespräch mit der DW. "Wenn weiter nur der Handel und der Aufbau von Tochterfirmen internationaler Konzerne in Afrika gefördert werden, wird es keine nachhaltige Beschäftigung geben."
Beim Handelsvolumen mit Afrika haben die USA noch Luft nach oben: Nach China und der Europäischen Union steht das Land beim Import und Export mit afrikanischen Länder an dritter Stelle. Eine Tatsache, die auch dem nigerianischen Analysten Kole Shattima nicht entgangen ist. Er hat den Vorsitz in der Denkfabrik Zentrum für Demokratie und Entwicklung und beobachtet die Bestrebungen der USA, aufzuholen. "Sie versuchen, einen Fuß nach Afrika zu bekommen, indem sie das chinesische Erfolgskonzept kopieren: Sie setzen auf Handel und andere weniger kontroverse Themen."
Menschenrechte? Fehlanzeige
Mit anderen Worten: Menschenrechtsthemen sind beim US-Afrika-Gipfel kaum zur Sprache gekommen. Für die versammelten afrikanischen Staats- und Regierungschefs sei dies überraschend gewesen, sagt der kenianische Jurist und Analyst Martin Oloo. Streitpunkte gab es in letzter Zeit genug: etwa die zunehmenden Repressionen, denen sich Homosexuelle in Ländern wie Uganda, Kamerun und Nigeria ausgesetzt sehen. Oder die Initiative afrikanischer Staaten gegen den Internationalen Strafgerichtshof, vor dem sich auch Sudans Präsident Omar Hassan al-Baschir und sein kenianischer Amtskollege Uhuru Kenyatta verantworten müssen. Baschir war einer der wenigen Präsidenten, die nicht nach Washington geladen waren.
Die großen Verlierer der Veranstaltungt stehen für Oloo fest: "Die einfachen Afrikaner, die sich nach guter Regierungsführung und Wahrung der Menschenrechte in ihren Ländern sehnen, ziehen den Kürzeren." Das sieht Richard Shaba von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tansania anders. Von den versprochenen Investitionen würden gerade diejenigen Länder profitieren, die auf gute Regierungsführung und Bürgerbeteiligung Wert legten und bei denen Rechtssicherheit herrsche. "Denn die Investoren müssen sicher sein können, dass geltendes Recht auch zur Anwendung kommt."
50 auf einen Streich
Enttäuscht vom Umgang der USA mit den afrikanischen Staats- und Regierungschefs zeigt sich der kongolesische Historiker und Journalist Anicet Mobe. Er verweist auf die lange Amtszeit von Präsidenten wie Yoweri Museveni, der Uganda seit 1986 mit harter Hand regiert. "Solange er den Musterschüler von Weltbank, Internationalem Währungsfonds und internationalen Wirtschaftsinteressen gibt, stört es die internationale Gemeinschaft nicht, dass er sich immer wiederwählen lassen kann."
Doch im Gegensatz zu Baschir, dem Simbabwer Robert Mugabe und Issaias Afewerki aus Eritrea, die international in der Kritik stehen, war Museveni in Washington zu Gast - genau wie knapp 50 seiner Amtskollegen. "Obamas großen Coup" nennen einige Analysten aus Afrika den Gipfel. Der Nigerianer Kole Shattima von der Denkfabrik Zentrum für Demokratie und Entwicklung gibt zu bedenken: "Dass sie in Massen nach Washington, Delhi oder Peking eingeflogen werden, lässt afrikanische Staats- und Regierungschefs nicht gut dastehen." Das sage viel über die Schwäche afrikanischer Staaten aus. "In Zukunft sollten solche Treffen in Afrika stattfinden - der Sitz der Afrikanischen Union böte sich an", so Shattima. Dieses Maß an Respekt und Würde habe Afrika verdient.