Afrikanische Schweinepest: Die wichtigsten Fakten
10. September 2020Die für Menschen ungefährliche, für Haus- und Wildschweine aber hochansteckende und meist tödliche Afrikanische Schweinepest hat Deutschland erreicht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat am 10. September 2020 den Fund eines positiv getesteten Wildschweinkadavers bestätigt. Das Tier wurde im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg gefunden, nicht weit entfernt von der polnischen Grenze.
Der Fund kommt nicht unerwartet. Seit die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, im November 2019 zum ersten Mal im äußersten Westen Polens bei einem Wildschwein diagnostiziert wurde, haben sich die Nachbarstaaten und auch die angrenzenden Landkreisen in Deutschland auf eine Einschleppung vorbereitet.
Die Hoffnung ist, dass es sich bei dem Fund um einen Einzelfall handelt. Laut Thomas Mettenleiter, dem Chef des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, ist der positiv getestet Kadaver allerdings schon stark verwest und hat vermutlich schon längere Zeit im Wald gelegen.
Afrikanische Schweinepest: Was für eine Krankheit ist das eigentlich?
Die Afrikanische Schweinepest ist ein Virus, das Hausschweine und Wildschweine befällt. Infizierte Tiere bekommen hohes Fieber und innere Blutungen. Über 90 Prozent der erkrankten Schweine sterben, meistens innerhalb einer Woche.
Übertragen wird die Krankheit durch den Kontakt mit infiziertem Blut, Körperflüssigkeiten oder Kadavern. In den toten Körpern kann sich das Virus Monate bis Jahre halten. Menschen können sich allerdings nicht anstecken.
Woher kommt die Seuche?
Das Virus ist eigentlich eine Warzenschwein-Krankheit aus Afrika, daher auch der Name. Die erste Diagnose stammt aus dem Jahr 1910, als die Briten Kenia besetzt hatten.
Mit den damaligen Kolonialherren kamen auch viele europäische Hausschweine nach Ostafrika. Die großen Herden waren eine ideale Brutstätte für das Virus und machen den afrikanischen Bauern im Laufe des letzten Jahrhunderts immer wieder Probleme.
Im Jahr 2007 wurde die Afrikanische Schweinepest dann in den Kaukasus eingeschleppt. Von dort hat sie sich innerhalb weniger Jahre über Russland bis in die Wildschweinpopulationen des Baltikums, Polens und weiterer Osteuropäischer Länder ausgebreitet.
Im September 2018 wurde die Afrikanische Schweinepest in Belgien nachgewiesen, dort ist die Lage mittlerweile unter Kontrolle. Im September 2020 wurde der erste ASP-Fall in Deutschland bestätigt.
Gibt es eine Impfung?
Bisher gibt es keinen in der EU zugelassenen Impfstoff gegen ASP. Weltweit wird an verschiedenen Ansätzen geforscht. Relativ weit vorne liegt China, wo ASP bereits großen wirtschaftlichen Schaden angerichtet hat. Seit die Krankheit im Spätsommer 2018 erstmals in China auftrat, ist die dortige Schweineproduktion um 40 Prozent zurückgegangen.
Im März 2020 berichteten chinesische Forscher dann, einen sicherenLebendimpfstoffentwickelt zu haben, der Schweine erfolgreich vor ASP schützt. Erste Feldversuche waren erfolgreich, die Tests sollen jetzt weiter ausgeweitet werden.
Eine zügige Zulassung für die EU ist aber unwahrscheinlich, denn der chinesische Impfstoff wird in Knochenmarkszellen von Schweinen hergestellt. In der EU müssen Impfstoffe dagegen in zertifizierten Zelllinien aus dem Labor produziert werden.
Hinzu kommt, dass der chinesische Impfstoff für einen Einsatz bei Hausschweinen entwickelt wird. Wegen der strengen Biosicherheitsvorschriften für Schweineställe in der EU, ist ein Hausschweinimpfstoff hier aber nicht unbedingt notwendig.
Anders wäre es mit einem Impfstoff für Wildschweine. Aber selbst wenn ein sicherer Hausschwein-Impfstoff auf den Markt käme, müsste seine Anwendung bei Wildschweinen, möglichst als Schluckimpfung, viele Testphasen und Entwicklungen erneut durchlaufen.
Wie kann die Krankheit in Deutschland kontrolliert werden?
Die nationale Schweinepestverordnung sieht für den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen in Deutschland eindeutige Maßnahmen vor.
Rund um den Fundort wird ein mindestens drei Kilometer großes Hochrisikogebiet festgelegt. Das Gebiet wird umzäunt und für die Bevölkerung gesperrt, in dem Gebiet liegende Felder dürfen nicht abgeerntet werden.
Außerdem wird systematisch nach weiteren Kadavern gesucht. Wenn die Suche abgeschlossen ist, findet in einer zweiten Phase eine zielgerichtete Jagd auf Wildschweine statt.
Und zwar nicht nur in der Kernzone, sondern auch im sogenannten gefährdeten Gebiet, einem 15 Kilometer großen Radius rund um den Fundort. In diesem Gebiet gelten dann auch bestimmte Einschränkungen für Schweinezüchter. Zum Beispiel ist Freilandhaltung von Schweinen verboten.
Wie sinnvoll sind Zäune?
Zäune sind nicht perfekt, aber letztlich das wirksamste Mittel zur Eindämmung eines ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen. Nachdem die Tierkrankheit im November 2019 vom Osten in den Westen Polens gesprungen ist, wurden entlang der Grenze zu Deutschland mobile Wildschutzzäune aufgestellt. So auch im jetzt betroffenen Landkreis Spree-Neiße.
Wie sinnvoll solche Grenzzäune sind, ist umstritten. Eine lückenlose Absperrung über weite Strecken ist oftmals nicht möglich, Gleichzeitig zerschneiden solchen Zäune aber auch zusammenhängende Ökogebiete und das betrifft nicht nur Wildschweine.
Anderseits hat die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Tschechien von 2017 bis 2019 und in Belgien seit 2018 gezeigt, dass die Umzäunungen von akut betroffenen Gebieten eine Ausbreitung der Seuche im Wildschweinbestand stoppen kann. Tschechien gilt mittlerweile wieder als ASP-frei und auch Belgien ist auf dem besten Weg dorthin.
Wieso sind die Wildschweine in den betroffenen Gebieten nicht alle tot?
Das liegt daran, dass die Ansteckungsrate niedrig ist und nur wenige Tiere pro Population krank werden. Bei wenigen Infektionen und einer hohe Todesrate hätte sich die Krankheit eigentlich schnell totlaufen müssen.
Leider hält sich das Virus aber extrem gut in allem, was feucht und kühl ist. Deshalb kommt es immer wieder vor, dass sich Wildschweine anstecken, wenn sie im Boden nach Eicheln wühlen oder wenn sie mit Kadavern in Kontakt kommen.
Wie verbreitet sich das Virus?
In Afrika übertragen Lederzecken das Virus. In Europa geschieht es hauptsächlich durch den Import von infizierten Schweinen, infizierter Wurstware oder durch mangelnde Hygiene. Wildschweine spielen bei der Ausbreitung insgesamt nur eine untergeordnete Rolle.
Der größte Risikofaktor bei der Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest ist der Mensch. Das allerwichtigste: FLEISCHRESTE GEHÖREN IN DIE HEIMISCHE MÜLLTONNE!!! Für Landwirte und Schweinehalter ist eine lückenlose Hygiene der einzige Weg, sich zu schützen.