Afrikas leistungsstärkste Staudämme
Nil, Kongo, Niger: Afrikas längste Flüsse bergen großes Potenzial für die Energiegewinnung. Die Regierungen haben das erkannt und setzten immer wieder auf Megaprojekte. Ein Überblick über die größten Wasserkraftwerke.
Der Grand Renaissance Dam in Äthiopien
Im Südwesten Äthiopiens soll Afrikas leistungsstärkster Staudamm entstehen. Die Bauarbeiten am Grand Renaissance Dam begannen 2011, in diesem Jahr soll er fertiggestellt werden. Der Staudamm liegt nahe der sudanesischen Grenze am Blauen Nil und hat eine Leistung von 6000 Megawatt - unerreicht in Afrika. Der Stausee wird mit 63 Kubikkilometer Stauvermögen einer der größten des Kontinents sein.
Der Assuan-Staudamm, Ägypten
Der Assuan-Staudamm, im Arabischen es-Sadd el-Ali, liegt nahe der gleichnamigen Stadt im südlichen Ägypten. Der See Nasser hinter dem Damm fasst bis zu 169 Kubikkilometer Wasser. Sein größter Zufluss ist der Nil. Die Turbinen haben eine Leistung von 2100 MW. Es dauerte elf Jahre, ihn zu bauen. Eröffnet wurde er 1971.
Der Cahora-Bassa-Staudamm in Mosambik
Eine der größten Talsperren der Welt befindet sich in Mosambik. Die Cahora-Bassa-Talsperre hat eine Leistung von 2075 Megawatt und liegt damit knapp hinter dem Assuan-Staudamm. Der Großteil des erzeugten Stroms wird nach Südafrika exportiert. Allerdings verhinderten Sabotageakte während des Bürgerkriegs ab 1981 die Stromproduktion mehr als zehn Jahre lang.
Der Gibe-III-Staudamm in Äthiopien
350 Kilometer südwestlich von Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba wurde vergangenes Jahr ein weiteres Mega-Projekt fertiggestellt. Der Gibe-III-Damm kann maximal 1870 Megawatt generieren und ist somit der drittgrößte Staudamm in Afrika. Der Bau dauerte fast neun Jahre und wurde zu 60 Prozent von der chinesischen Exim-Bank finanziert.
Der Roseires-Staudamm im Sudan
Am Blauen Nil im Sudan gelegen, ist der Roseires-Staudamm ein weiterer großer Energieerzeuger Afrikas. Durch die Aufstockung der Krone des Damms um zehn Meter, die 2013 fertig gestellt wurde, wurde auch die Leistung des Staudammes auf 1800 Megawatt erhöht. Das war nötig, weil sich das Volumen des Stausees aufgrund von Sedimentation um fast ein Viertel verringert hatte.
Die Inga-Staudämme in der DR Kongo
Die Inga-Staudämme bestehen aus zwei einzelnen Dämmen: Inga I kann 351 MW und Inga II 1424 MW produzieren. In Auftrag gegeben wurden sie 1972 und 1982 als Teil des industriellen Entwicklungsplans des Diktators Mobutu Sese Seko. Der Plan ging nicht auf: Da sich Kongos Elite lieber selbst bereicherte und Wartungen ausblieben, erbringen die Dämme momentan nur noch 50 Prozent ihrer möglichen Leistung.
Die Inga-Staudämme in der DR Kongo
Die zwei Dämme liegen nahe der Mündung des Kongo-Flusses und sind mit einem der größten Wasserfälle der Welt verbunden, den Inga-Fällen. Die kongolesische Regierung plant bereits den Start des neuen Projekts, Inga III, das eine 13 Milliarden Euro teure, 4800 MW Wasserkraft-Anlage beinhaltet. Gemeinsam wären die drei Staudämme die leistungsstärkste Wasserkraftanlage Afrikas.
Der Kariba-Staudamm in Simbabwe/ Sambia
Um den See 1961 hinter dem Kariba-Staudamm füllen zu können, mussten 6000 Tiere in der "Operation Noah" eingefangen und umgesiedelt werden, sowie die 57.000 Menschen, die dort am Sambesi lebten. Der Staudamm liegt an der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia und versorgt die beiden Länder mit 1320 Megawatt. Der Kariba-Stausee war nach seiner Füllung 1961 immer wieder für Erdbeben verantwortlich.
Der Merowe-Staudamm im Sudan
Ein weiterer Koloss unter den afrikanischen Staudämmen ist der Merowe-Staudamm, auch Hamdab High Dam genannt, der 2009 in Betrieb ging. Seine Leistung beträgt 1250 Megawatt. Er beliefert den Sudan aber nicht nur mit Strom - bald sollen auch 400 Kilometer lange Kanäle von ihm abgehen, die das Wasser zur landwirtschaftlichen Bewässerung nutzbar machen sollen.
Der Akosombo-Staudamm in Ghana
Unter den Spitzenreitern findet sich auch der Akosombo-Staudamm. Er staut den Volta-See auf, der mit seiner Fläche von 8502 km² der größte Stausee der Erde ist. Die sechs Turbinen haben zusammen eine Leistung von 912 Megawatt, doch der Damm dient nicht nur zu Erzeugung von Strom, sondern auch als Hochwasserschutz. Der Volta-Stausee hat eine wichtige Bedeutung als Handels- und Verkehrsweg.
Der Kainji-Staudamm in Nigeria
Am Fluss Niger liegt der Kainji-Staudamm. Er hat eine Leistung von insgesamt 760 Megawatt. Der Kainji-Damm ist 65 Meter hoch, 550 Meter lang und erzeugt elektrische Energie. Durch das kontrollierte Ablassen von Wasser wurde ein großer Teil des Flusses beschiffbar. Der Damm dient auch seitdem als Straße über den Niger.
Der Tekeze-Staudamm in Äthiopien
Auch Afrikas elft größte Staudamm liegt in Äthiopien. Der Tekeze-Damm befindet sich zwischen den Regionen Amhara und Tigray. Mit einer Höhe von 188 Meters ist er der höchste Staudamm Afrikas. Trotzdem kann er nur 300 MW generieren und somit nur ein Zwanzigstel der Leistung, die sein großer Bruder, der Grand Renaissance Damm, bringen soll. Bis zu seiner Eröffnung 2009 vergingen sieben Jahre.
Der Bujagali-Staudamm in Uganda
Der Bujagali-Damm in Uganda liegt in der Nähre des Viktoriasees und kann 250 MW Strom generieren. Seine Kraft bezieht er aus den Bujagali-Fällen. Der Staudamm ist seit 2012 in Betrieb und ist die größte Wasserkraft-Quelle Ugandas. Der Bau zweier neuer Kraftwerke, Karuma und Ayago, könnte dies ändern, würde aber auch die Umsiedlung Tausender Bauern und die Überflutung geschützter Gebiete bedeuten.