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Musik

Afrobeat-Erfinder Tony Allen ist tot

2. Mai 2020

Der nigerianische Drummer spielte mit Fela Kuti und schuf an der Seite seines Landsmanns einen ganz neuen Musikstil: den Afrobeat. Jetzt starb Tony Allan überraschend in seiner Wahlheimat Paris. Er wurde 79 Jahre alt.

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Tony Allen
Bild: Imago Images/S. Rieussec

"Er war in guter Form", so Allens Manager Eric Trosset zum Tod des Drummers am 30. April. "Es war überraschend. Um 13 Uhr sprach ich noch mit ihm, zwei Stunden später ging es ihm schlecht und er musste ins Krankenhaus Pompidou, wo er starb." Der Musiker war nicht mit dem Coronavirus infiziert, sondern erlag offenbar einem Herzanfall.

Tony Allen kam am 12. August 1940 in Lagos zur Welt. Im Alter von 18 Jahren brachte er sich selbst das Schlagzeugspielen bei. Die Technik habe er sich einfach beim US-amerikanischen Jazz-Schlagzeuger Max Roach abgeschaut, sagte Allen einmal. Die Lieblingsmusik seines Vaters, die traditionelle Zeremonienmusik der Yoruba, aber auch amerikanischer Jazz sowie die sich in Nigeria und Ghana entwickelnde Highlife-Musikszene: All das beeinflusste seinen Stil.

Zusammenarbeit mit Fela Kuti

Aus dem jungen Afrikaner wurde später der "womöglich besten Schlagzeuger der Welt" - so jedenfalls adelte ihn später der britische Mulitinstrumentalist und Musikproduzent Brian Eno. Maßgeblich geprägt wurde Tony Allens Karriere allerdings von seiner Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Fela Kuti. Der wollte eine neue Highlife-Band gründen und lud ihn 1964 mit diesen Worten zum Vorspiel ein: "Wie kommt es, dass du der einzige Typ in Nigeria bist, der Jazz und Highlife zusammendenkt?"

Danach spielte Allen mehr als zehn Jahre in Kutis Band Africa '70, rund 40 Alben nahmen die Musiker auf. Amerikanischen Soul mixte die Truppe mit Jazz, Highlife und traditionellen Yoruba-Trommel-Klängen. Gemeinsam prägten sie einen ganz neuen Sound: den Afrobeat. Ohne Tony, so Fela Kuti über seinen Weggefährten, gäbe es diese Musik nicht.

Mit seinem charakteristischen Schlagzeugspiel - einer Symbiose aus Highlife, Soul, Funk, Jazz und traditioneller Musik seiner Heimat Nigeria - gilt Allen als maßgeblicher Architekt des Genres. 1979 überwarfen sich die beiden Musiker beim Streit um Tantiemen. Außerdem strebte Tony Allen eine Solokarriere an.

Tony Allen
Tony Allen suchte immer neue musikalische Wege Bild: picture-alliance/Jazz Archiv/C. Fischer

Zu neuen Ufern in Europa 

1984 emigrierte er nach London, ein paar Jahre später dann nach Paris, wo er als Studio-Drummer mit anderen emigrierten afrikanischen Musikern arbeitete. Er spielte mit Künstlern aus unterschiedlichsten Genres zusammen und lieferte dazu seinen unvergleichlichen Sound am Schlagzeug. Gegen Ende des Jahrtausends erfand sich der Nigerianer nochmal neu. Er mischte Dub, jazzige Electronica und avantgardistischen Hip Hop in seinen modernen Africa-Dance-Ansatz und nannte das Ganze Afrofunk. In den Nullerjahren weitete der Wahlpariser sein Spektrum noch weiter aus: Allen spielte mit Damon Albarns Supergroups The Good, kollaborierte mit Techno-Pionier Jeff Mills undwar auf Alben von von Grace Jones, Charlotte Gainsbourg oder Angelique Kidjo zu hören. 

2013 erschien seine Autobiografie "Tony Allen". Und erst im März dieses Jahres veröffentlichte er das Album "Rejoice". Tony Allen hatte noch viel vor, der Tod traf ihn überraschend - und die Musikwelt ist um eine Legende ärmer.

suc/qu (dpa,afp)