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Ai Weiwei darf nach Deutschland reisen

Ananda Bräunig (mit dpa)25. Juli 2015

Vier Jahre lang konnte der chinesische Künstler Ai Weiwei sein Heimatland nicht verlassen. Jetzt hat er endlich wieder einen Pass und ein Visum für Deutschland - in Berlin wird er nicht nur von seinem Sohn erwartet.

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Ai Weiwei Reisepass
Bild: picture-alliance/EPA/Ai Weiwei

Seine Fans auf Instagram konnten erst ihren Augen nicht trauen. Ai Weiwei darf wieder ausreisen. Nach über vier Jahren erhielt der chinesische Künstler und Regimekritiker seinen Reisepass von den lokalen Behörden zurück. Am 22. Juli postete der 57-jährige ein Bild von sich und dem Pass bei Instagram. Zwei Tage später postete er ein Bild seines Deutschland-Visums. Etliche Tweets von Presse und Fans verbreiteten die freudige Nachricht.

Ai gilt als Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler und war 2011 wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen von der Polizei festgenommen worden. Nach 81 Tagen in Einzelhaft kam er wieder auf freien Fuß. Danach stand er zunächst unter Hausarrest. Anklage wurde nicht erhoben. Aber sein Pass wurde einbehalten.

Nach vier Jahren Ausreiseverbot darf Ai nun endlich wieder ausreisen. Der Künstler will nach eigenen Angaben seinen sechsjährigen Sohn in Berlin besuchen, der dort zur Schule geht. Außerdem wolle er sich in Deutschland einer Nachuntersuchung seiner Kopfoperation unterziehen. Ai war 2009 in München operiert worden, um die Spätfolgen eines brutalen Übergriffs chinesischer Beamter auf ihn zu behandeln.

Screenshot von Ai Weiweis Instagram-Channel
Am 24.7. postete Ai sein Deutschland-Visum bei InstagramBild: https://instagram.com

Regimekritische Kunst

Die von Ai in seinem Pekinger Atelier erstellten Werke wurden lange Zeit in zahlreichen Galerien und Museen weltweit gezeigt - nicht aber in China. Im Berliner Martin-Gropius-Bau war ihm im vergangenen Jahr eine große Ausstellung gewidmet, die rund 240.000 Menschen sahen. Ai Weiwei gilt als "soziales Gewissen" des Landes, weil er sich immer wieder kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in seiner Heimat auseinandersetzt.

Dann entspannte sich das Verhältnis der Behörden zu Ai in den vergangenen Monaten. Innerhalb kurzer Zeit konnte Ai in Pekings Künstlervierteln 798 und Caochangdi gleich vier neue Ausstellungen eröffnen. Unter anderem seine Ausstellung "Tiger, Tiger, Tiger", die seit Mitte Juni zu sehen ist. Nach seiner Festnahme war das für lange Zeit undenkbar gewesen.

Screenshot von Ai Weiweis Instagram-Channel
Ai setzte jahrelang in den Sozialen Medien Zeichen - zum Beispiel mit Blumensträußen in seinem FahrradkorbBild: https://instagram.com

Blumen als friedlicher Protest

Bis zuletzt hatte Ai Weiwei regelmäßig Blumen in seinen Fahrradkorb gelegt und ein Foto davon bei Instagram gepostet - als friedlicher Protest gegen sein Ausreiseverbot. Fans und Künstler auf der ganzen Welt taten es ihm gleich.

Menschenrechtsgruppen wie Amnesty und Human Rights Watch begrüßten die Rückgabe des Reisepasses. "Es ist eine großartige Nachricht, dass er den Reisepass bekommt, der ihm ohne Grund vorenthalten wurde", sagte Sophie Richardson von der Organisation Human Rights Watch in New York. Die chinesischen Behörden missbrauchten zunehmend das Recht auf Bewegungsfreiheit, um Druck auf kritische Stimmen auszuüben, beklagte Richardson gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Einige bekämen keinen Pass genehmigt, andere dürften nicht wieder zurückkommen oder würden "im Ausland gejagt".