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'Power 8' verschoben

19. Februar 2007

Ein Streit über das Ausmaß geplanter Sparmaßnahmen verzögert den Start des Airbus-Sanierungsprogramms "Power8". Auch über die Arbeitsaufteilung beim A350-Projekt herrscht Uneinigkeit.

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Airbus-Chef Louis Gallois vor Airbus-Foto
Er kriegt die Eigner nicht unter einen Hut: Airbus-Chef Louis GalloisBild: picture alliance / dpa
Airbus A380 hebt ab
Probleme beim A380-Großraumflugzeug stürzten das Unternehmen in die KriseBild: AP

Der Airbus-Mutterkonzern EADS hat kurzfristig die mit Spannung erwartete Bekanntgabe des Sanierungsprogramms "Power8" für diesen Dienstag abgesagt. Wegen weiterer Konsultationen verschiebe der Verwaltungsrat seine Arbeiten an diesem Programm, teilte der Flugzeugbau- und Rüstungskonzern am Montag (19.2.2007) mit. Begründet wird der Aufschub mit der Notwendigkeit weiterer Beratungen über die Arbeitsaufteilung der nationalen Standorte für das geplante neue Langstreckenflugzeug A350 XWB.

Nationale Interessen

Airbus teilte mit, es habe keine Lösung für die Arbeitsteilung zwischen den beteiligten Ländern gegeben. Airbus-Chef Louis Gallois sagte, er habe Vorschläge gemacht, die industriell und technologisch ausgewogen seien und dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit von Airbus dienten. "Ich hoffe, dass sie zu einem Konsens führen, den wir dringend benötigen. Airbus kann die Umsetzung von 'Power8' nicht weiter verzögern." Auch die Beschäftigten wollten über ihre Zukunft endlich Klarheit, mahnte Gallois.

Von Seiten der Bundesregierung und des Bundeswirtschaftsministeriums gab es dazu keinen Kommentar. EADS-Sprecher Michael Hauger sagte: "Wir müssen sicher stellen, dass 'Power8' nicht zur kurz springt." Die Einsparungen müssten ausreichen, um Airbus für die Zukunft wettbewerbsfähig zu halten. Zudem müssten die Einschnitte fair verteilt werden. "Das ist auch zu schaffen", sagte er. Wann mit einer Einigung zu rechnen sei, ließ er offen. Möglicherweise um Ende Februar herum.

10.000 Jobs sollen gestrichen werden

Nach einem Bericht der "Welt" entschied die Airbus-Führungsspitze am Sonntag, die Arbeitsteilung beim Großraumflugzeug A380 beizubehalten. Der Superjumbo werde demnach weiterhin in Toulouse und Hamburg montiert und ausgeliefert. Für die Airbus-Werke in den niedersächsischen Orten Varel und Nordenham oder zumindest einen der beiden Standorte sollen externe Partner gefunden werden. Der Standort Buxtehude stehe auf der Kippe.

Das Pariser Wirtschaftsblatt "Les Echos" meldete, dass europaweit 10.000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, darunter jeweils 3000 bis 4000 in Deutschland und Frankreich. Airbus beschäftigt in Europa 52.000 Menschen. Der Stellenabbau solle ohne Entlassungen erreicht werden. Insbesondere Zeitarbeiter könnten deshalb betroffen sein.

Wulff beschwichtig: Gründlichkeit vor Schnelligkeit

Airbus-Chef Gallois im Gespräch mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (r.)
Airbus-Chef Gallois im Gespräch mit Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (r.)Bild: AP

In den vergangenen Wochen hatten sich deutsche Politiker vehement dafür eingesetzt, dass die Sparmaßnahmen nicht allein auf Kosten der deutschen Standorte gehen, sondern gleichmäßig auf die vier Airbus-Länder Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien verteilt werden. Anlass für die geplante Airbus-Umstrukturierung sind die Pannen beim Superjumbo A380, die EADS Kosten von mindestens 4,8 Milliarden Euro verursachen.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bewertete die kurzfristige Verschiebung positiv. Es sei ein Signal dafür, dass Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehe, sagte Wulff in Hannover. Ein Konzept zur langfristigen Sicherung des Luftfahrtstandortes Deutschland sei besser als ein Schnellschuss. Betriebsräte zeigten sich von der Absage des Termins überrascht. Die Mitteilung sei völlig unerwartet gekommen, hieß es in den Werken in Bremen und im niedersächsischen Stade.

Pleiten und Pannen

Mit "Power8" will der europäische Flugzeugbauer in den kommenden Jahren Kosten in Höhe von mindestens zwei Milliarden sparen. Dabei sollen die Verwaltungskosten um 30 Prozent sinken sowie die Fertigung gestrafft und rationaler auf die Werke verteilt werden. Ein größerer Teil der Produktion als bisher soll an Firmen außerhalb des Konzerns gehen, Werke möglicherweise an Investoren abgegeben werden. Wegen der A380-Krise müssen zudem neue Finanzquellen erschlossen werden. Hier sind vor allem der Markt und die Aktionäre gefragt. Notfalls könnten aber auch die Staaten, in denen die Werke beheimatet sind, mit Entwicklungskrediten gefordert sein. (mas)