Airbus will sanieren
28. Februar 2007Airbus will in den kommenden vier Jahren 10.000 Stellen abbauen. Davon sollen 3700 auf Deutschland entfallen, teilte das Unternehmen am Mittwoch (28.2.07) in Toulouse mit. Weitere 3200 Stellen entfallen auf Frankreich, 1600 auf Großbritannien, 400 auf Spanien sowie 1100 auf die Airbus-Zentrale in Toulouse.
Airbus-Chef Louis Gallois sagte bei der Vorstellung der Umbaupläne in Toulouse: "Wir sind kein integriertes Unternehmen. Es gibt deshalb Überlappungen und parallele Hierarchien. Und es gibt nationale Konflikte. Das ist Gift für Airbus." Die geplanten Kostensenkungen von 2,1 Milliarden Euro bis zum Jahr 2010 seien ein Minimum: "Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen sie erreichen." Er verwies dabei auch auf den Konkurrenten Boeing, der sich schon längst den neuen Herausforderungen gestellt habe.
Standorte und Aufteilung festgelegt
In Deutschland sollen laut dem Mutterkonzern EADS die Werke in Varel in Niedersachsen und Laupheim in Baden-Württemberg geschlossen werden. Das Werk in Nordenham in Niedersachsen soll für Investoren geöffnet werden, hieß es weiter. Dafür lägen bereits Angebote vor. Als Reaktion auf die Sanierungspläne legten die Airbus-Arbeitnehmer in Varel, Nordenham und Laupheim am Mittwochmittag die Arbeit nieder und gingen nach Hause gegangen. Die Produktion soll vermutlich erst am Freitag wieder aufgenommen werden.
Auch die mit Spannung erwartete Aufteilung künftiger Produktionslinien wurde offen gelegt: Demnach wird in Toulouse das neue Langstreckenflugzeug A350 XWB gebaut. Ein Teil der Vorbereitungsarbeiten für die A380-Kabinenausstattung wird von Hamburg nach Toulouse verlagert. Die Kabinenausstattung verbleibt aber in Hamburg. Der A380 wird sowohl in Hamburg als auch in Toulouse ausgeliefert werden, wie EADS mitteilte.
In Hamburg wird den Angaben zufolge unverzüglich eine dritte Endmontagelinie für die A320-Familie eingerichtet. Dort könnten künftig auch alle weiteren A320-Flugzeuge jenseits der monatlichen Produktionsrate von 14 Flugzeugen endmontiert werden. "Darüber hinaus wird die Endmontage einer neuen Singe-Aisle-Familie (A320) in Hamburg erfolgen", hieß es.
Management sieht "keine Notwendigkeit für Entlassungen"
Airbus will im Zuge des Sanierungsprogramms keine Arbeitnehmer entlassen. Die beschlossenen Anpassungen sollen durch natürliche Fluktuation, Vereinbarungen über freiwilliges Ausscheiden und weitere Maßnahmen erfolgen, teilte das Unternehmen mit. "Bislang sieht das Management keine Notwendigkeit für Entlassungen", heißt es wörtlich. 5000 der genannten Stellen seien ohnehin mit "Zeitarbeitskräften oder Unterauftragnehmern" besetzt. Diese Arbeitsplätze sollen sofort abgebaut werden. Die Reduzierung weiterer 5000 Stellen betrifft die festangestellte Airbus-Belegschaft.
Der Mutterkonzern EADS sieht in dem Airbus-Sanierungsprogramm "Power8" eine gerechte Lastenverteilung. Es sei darum gegangen, die Lasten und Härten der Airbus-Restrukturierung ebenso "einigermaßen fair" zu verteilen, wie die Zukunftschancen, erklärte der deutsche EADS-Co-Chef Tom Enders. "Ich denke, das ist uns jetzt gut gelungen".
Der Finanzchef von EADS und Airbus, Hans Peter Ring, erklärte: "Wir müssen 'Power8' rasch umsetzen, damit die Rentabilität von Airbus nicht deutlich unter den Branchenstandard und die berechtigten Erwartungen abfällt."
Gewerkschaften wollen kämpfen
Arbeitnehmervertreter haben den Sanierungsplan dagegen scharf kritisiert und wollen die Maßnahmen nicht akzeptieren. Die Beschlüsse des Management seien ein falscher Schritt mit "wenig Licht und viel Schatten", teilten IG Metall Küste und der Airbus Gesamtbetriebsrat am Mittwoch mit. Den Entscheidungen beim Erhalt der Endmontage des A380 und der Stärkung der Single-Aisle-Familie (A320) in Hamburg stehe ein massiver Personalabbau und eine weitere Unsicherheit für einzelne Werke gegenüber. Die Arbeitnehmervertreter wollen mit Beschäftigten und Gremien nun das weitere Vorgehen beraten. Für Freitag wurden außerordentliche Betriebsversammlungen an allen deutschen Standorten einberufen. (tos)