Airbus-Transporter Beluga hebt erstmals ab
19. Juli 201863 Meter lang und fast 19 Meter hoch ist der Beluga XL, der nun vor rund 10.000 Zuschauern auf dem südfranzösischen Flughafen Toulouse-Blagnac zu einem gut dreistündigen Flug abhob. Der Frachtflieger, der offiziell A330-743L Beluga XL heißt, soll ab kommendem Jahr den Beluga ST ersetzen, der 1994 seinen Erstflug absolvierte. Der Beluga ST war sechs Meter kürzer und einen Meter schmaler. Beide Modelle sind dazu bestimmt, Flugzeugteile von Airbus zwischen den verschiedenen Produktionsstandorten des europäischen Flugzeugbauers hin- und herzutransportieren.
Der neue Frachtflieger kann dank seiner größeren Abmessungen zwei Tragflächen eines A350 transportieren, das Vorgängermodell nur eine Tragfläche. Insgesamt ist der Bau von fünf "Beluga XL"-Maschinen vorgesehen, die schrittweise die alten Beluga ST ersetzen werden. Der Beluga XL beruht auf der Frachter-Variante des Großraumflugzeugs A330, von dem zahlreiche Komponenten übernommen wurden. Das kleinere Vorgängermodell war auf Grundlage der A300 entwickelt worden. Die fliegenden "Lastesel" gehören wegen ihrer Wal-ähnlichen Silhouette zu den markantesten Flugzeugen am Himmel.
Erfreuliche Bilanz
Airbus zog derweil eine positive Bilanz der Luftfahrtschau im britischen Farnborough. Auf der wichtigsten Flugzeugmesse des Jahres habe man Bestellungen und Kauf-Absichtserklärungen für 431 Maschinen erhalten, teilte Airbus mit. Davon seien 93 feste Bestellungen. In diesem Jahr kommt Airbus damit nach eigenen Berechnungen bereits auf 354 fixe Aufträge und 398 Absichtserklärungen. Davon entfielen 481 auf die A320-Baureihe und 120 auf die von Bombardier übernommene CSeries, die kürzlich in A220 umbenannt wurde. "Ich bin besonders mit der starken Resonanz zufrieden, derer sich unsere Langstrecken-Familie erfreut", sagte der neue Airbus-Verkaufschef Eric Schulz. Er geht davon aus, dass Airbus auch in diesem Jahr mehr Flugzeuge verkaufen als bauen werde.
Kurz vorher hatte Airbus einen Prestigeerfolg verbucht: Die malaysische Fluggesellschaft AirAsia stockt ihre A330-Order für die Langstrecken-Tochter AirAsia X um 34 auf 100 Jets auf, wie Airbus mitteilte. Um den Auftrag hatten sich die Europäer ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem US-Rivalen Boeing geliefert, der ihnen den Stammkunden abspenstig zu machen drohte. AirAsia-Gründer Tony Fernandes hatte parallel auch mit Boeing verhandelt. Zu Listenpreisen - ohne die üblichen Rabatte - sind die 34 zusätzlichen Flugzeuge fast zehn Milliarden Dollar wert. Der Abschluss mit AirAsia war für Airbus besonders wichtig, hatte der A330 mit dem neuen Rolls-Royce-Triebwerk doch zuletzt einige Male den Kürzeren gegen die Boeing 787 gezogen. Auf eine Bestellung von AirAsia für 100 A321neo darf Airbus allerdings nicht mehr hoffen.
Boeing zieht an Airbus vorbei
Bei Hawaiian Airlines zog Airbus gegen Boeing in Farnborough dagegen den Kürzeren. Die Fluglinie bestellte für einen Listenpreis von 2,8 Milliarden Dollar zehn Boeing 787-9 und sicherte sich Optionen für zehn weitere. Zugleich bestellte Hawaiian A330neo-Maschinen ab.
Im direkten Vergleich stach der ewige Rivale Boeing den europäischen Hersteller in Farnborough klar aus. Auf der britischen Flugzeugmesse schrieb Boeing 528 bestellte Flugzeuge und Absichtserklärungen in die Auftragsbücher - fast 100 mehr als Airbus. . Auf das laufende Jahr gesehen, liegen die Amerikaner den Angaben zufolge noch deutlicher vor Airbus: Den 752 bestellten Maschinen bei Airbus stehen mehr als 1000 bei Boeing gegenüber.
Anonyme Bestellungen
Auffallend war auf der Luftfahrtschau diesmal die große Zahl an Bestellungen, die Airbus und Boeing vermeldeten, ohne einen Käufer zu nennen. Boeing verkündete eine solche Order zum Listenpreis von 11,7 Milliarden Dollar für 100 737-MAX-Maschinen. Bei Airbus summierten sich diese "Tarnkappen-Bestellungen" in Farnborough auf mehr als 200 Flugzeuge im Wert von 25 Milliarden Dollar, bei Boeing war es eine ähnliche Zahl. Branchenkreisen zufolge stecken dahinter zumeist chinesische Flugzeugleasing-Firmen, die um Vertraulichkeit bitten.
Airbus-Verkaufschef Schulz vermutet hinter der Zurückhaltung die Handelsstreitigkeiten mit den USA und anderen Ländern, die die Chinesen nicht anheizen wollten, wie er vor Analysten sagte. "Geheim oder offengelegt - jedenfalls ist der Auftrag da", sagte Schulz. Dazu kommen komplizierte Genehmigungsprozesse - gerade in China -, vor deren Abschluss die Käufer sich nicht offenbaren dürfen.
kle/sti (dpa, rtr, afp)