Airbus vor Komoren abgestürzt
30. Juni 2009Die Luftfahrtbehörde des Inselstaats der Komoren teilte am Dienstag (30.06.2009) mit, der Airbus des Typs 310-300 habe sich im Anflug auf den Flughafen der Inselhauptstadt Moroni befunden, bevor er vom Radarschirm verschwand. Das Flugzeug der staatlichen Gesellschaft "Yemenia" kam aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Es hatte elf Besatzungsmitglieder und 142 Passagiere an Bord. Unter ihnen soll sich auch der jemenitische Kommunikationsminister befunden haben.
Teenager klammerte sich an Wrackstück
Nach letzten Meldungen soll ein 14-Jähriges Mädchen den Absturz überlebt haben. Der Teenager sei erschöpft, aber weitgehend unverletzt. "Das ist wirklich ein Wunder", sagte der komorische Regierungssprecher Abdourahim Said Bacar. Das Mädchen, das nun in einem örtlichen Krankenhaus untersucht werde, hatte sich demnach stundenlang verzweifelt an ein Wrackstück geklammert. Nach unbestätigten Berichten soll das Mädchen zudem eine Rettungsweste getragen haben. Es war von einem der Boote gerettet worden, die vor der Hauptstadt Moroni im Indischen Ozean nach Überlebenden suchten. Nach Angaben der komorischen Polizei wurden zudem drei Leichen gefunden.
Zahlreiche Schiffe suchen unterdessen nach weiteren Opfern und Wrackteilen. Der nahe liegende Inselstaat Madagaskar beteiligt sich an der Suche. Frankreich hat ein militärisches Transportflugzeug mit zwölf Tauchern, drei Ärzten und zwei Psychologen nach Moroni geschickt. Auch zwei französische Kriegsschiffe sollen am Mittwoch am Unfallort eintreffen. Auch der Hersteller Airbus sagte Unterstützung zu, ein Expertenteam sei bereits unterwegs zu den Komoren.
Die Fluglinie teilte mit, der Unfall habe sich etwa 15 Minuten vor der Landung des Fluges IY 626 in Moroni auf der Hauptinsel Grande Comore ereignet. Die Unglücksursache ist unklar. Zum Zeitpunkt des Absturzes war es in der Region sehr windig und regnerisch. Nach Angaben der komorischen Botschaft in Südafrika hat ein örtlicher Fischer den Absturz beobachtet. Aus der Maschine sollen Flammen geschlagen sein.
Die meisten Passagiere waren offenbar komorischer Abstammung und wollten aus Paris und Marseille kommend über den Jemen in ihre Heimat reisen. 66 Passagiere seien französischer Nationalität, sagte der französische Außenminister Bernard Kouchner. Die elf Besatzungsmitglieder waren nach Angaben der jemenitischen Flugaufsichtsbehörde Jemeniten.
Unglücksmaschine hatte schon früher Mängel
Die abgestürzte Maschine war 19 Jahre alt. Sie sei 1990 ausgeliefert worden und seit 1999 im Dienst von Yemenia gewesen, teilte der Hersteller Airbus mit. Das Flugzeug hatte 52.000 Flugstunden hinter sich. Derzeit sind weltweit 214 Maschinen des Typs im Einsatz. Airbus sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Die Fluggesellschaft "Yemenia" stand bereits unter Beobachtung der französischen Behörden. Die Unglücksmaschine habe bei einer Überprüfung 2007 zahlreiche Mängel aufgewiesen, sagte Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau. Er fügte hinzu: "Die Fluggesellschaft stand nicht auf der schwarzen Liste, aber wir haben sie im Auge gehabt. Sie sollte demnächst von einem Sicherheitskomitee der EU überprüft werden."
Die Komoren-Inseln liegen im Indischen Ozean zwischen der Nordspitze Madagaskars und dem afrikanischen Festland. Mit einer Fläche von knapp 1900 Quadratkilometern ist der tropische Inselstaat etwa halb so groß wie die spanische Ferieninsel Mallorca. Zur föderalen islamischen Republik gehören die Hauptinseln Grande Comore, Anjouan und Mohéli. Die vierte Insel, Mayotte, hatte gegen die Unabhängigkiet gestimmt und blieb französisch.
Bereits 1996 stürzte eine Boeing 767 vor den Komoren ins Meer. Von den 175 Menschen an Bord überlebten damals 50. Das Flugzeug gehörte einer äthiopischen Gesellschaft und war zuvor gekidnappt worden.
Schon wieder ein Airbus-Absturz
Der jüngste Absturz ist bereits das zweite Unglück mit einem Airbus innerhalb weniger Wochen. Am 1. Juni war eine Maschine des Typs A330 der Air France auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris abgestürzt. An Bord waren 228 Menschen, unter ihnen 28 Deutsche. Wie es zu dieser Katastrophe kam, ist noch immer ungeklärt. (as/mas/dpa/rtr/afp/ap)