Aktivisten schicken erneut Ballons nach Nordkorea
23. Juni 2020Die Gruppe "Fighters for Free North Korea", die von geflüchteten Nordkoreanern geführt wird, teilte mit, sie habe 20 Ballons mit hunderttausenden Pjöngjang-kritischen Flugblättern nahe der Grenzstadt Paju aufsteigen lassen. Neben den 500.000 Flugblättern hefteten die Gegner der autokratischen Führung Nordkoreas auch 1000 USB-Sticks und 2000 Ein-Dollar-Scheine als Anreiz an, damit die Pakete auch von der nordkoreanischen Bevölkerung eingesammelt würden.
Kommunikation gekappt
Ende Mai hatten südkoreanische Aktivisten und nordkoreanische Flüchtlinge schon einmal Flugblätter mit Ballons über die Grenze geschickt und damit große Verärgerung bei der Regierung in Pjöngjang ausgelöst. Die Volksrepublik drohte daraufhin mit der Einstellung aller Kontakte zu Südkorea. Demonstrativ sprengte sie ein gemeinsames, aber zuletzt ungenutztes Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong.
Das Vereinigungsministerium in Seoul bestätigte, dass es Versuche der Aktivisten gegeben habe, an der Grenze Flugblätter in das Nachbarland fliegen zu lassen. Ob diese auch über die Grenze gelangten, sei unklar, sagte eine Sprecherin. Ihr Ministerium habe "tiefes Bedauern" über die Aktion geäußert. Nord- und Südkorea trennt eine vier Kilometer breite militärische Pufferzone.
Anzeige gegen Aktivisten läuft
Das Ministerium hatte zuvor Anzeige gegen die "Fighters for Free North Korea" und eine andere Gruppe gestellt, um weitere Propagandaaktionen an der Grenze zu verhindern. Die Ermittlungen dauern an. Ziel dieser häufig unternommenen, in Südkorea selbst nicht unumstrittenen Ballonaktionen ist es, die Nordkoreaner zum Umsturz der kommunistischen Führung aufzurufen. Pjöngjang wirft der Regierung in Seoul vor, diese Kampagnen zu tolerieren.
Am Wochenende kündigte Nordkorea selbst eine großangelegte Propaganda-Aktion an, bei der Flugblätter mit Seoul-kritischen Botschaften über die Grenze zu Südkorea gebracht werden sollen. Beide Länder hatten sich in der Vergangenheit regelmäßig gegenseitig Propaganda über ihre Grenze geschickt. Bei einem Gipfel im Jahr 2018 einigten sie sich jedoch darauf, künftig auf solche Aktionen zu verzichten.
Die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Staaten haben sich nach dem Scheitern eines Gipfeltreffens zwischen dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump im Februar vergangenen Jahres deutlich verschärft. Nordkorea hatte gedroht, seine Truppenpräsenz um die entmilitarisierte Zone wieder zu verstärken. Experten sehen darin den Versuch Pjöngjangs, den Druck auch auf die USA zu erhöhen.
sam/ww (afp, dpa)