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"Homophobe religiöse Führer"

Sarah Berning / cr17. Mai 2016

Homosexualität wird in Uganda strafrechtlich verfolgt. Die Aktivistin Kasha Nabagesera spricht im DW-Interview über den Kampf für die Rechte Homo-, Bi- und Transsexueller in dem ostafrikanischen Land.

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Lesbisches Paar in Afrika (Foto: dpa)
Lesbisches Paar in AfrikaBild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Woher kommt die Aggression gegen homo-, bi und transexuelle Menschen (LGBT) in Uganda?

Kasha Nabagesera: Die Regierung hat es nicht geschafft, Staat und Kirche zu trennen. Deshalb gibt es hier viele aggressive, homophobe religiöse Führer, die teilweise auch im Parlament sitzen. Ihr Konservatismus findet den Weg in die politischen Entscheidungen. Es ist sehr schwierig: Jeden Tag predigen Menschen in den Kirchen hasserfüllt gegen homo, bi- und transsexuelle Menschen. Das macht unsere Arbeit vielleicht schwerer als in den Nachbarländern, wo es nicht so starke Anti-LGBT-Bewegungen gibt.

Also ist diese Aggressivität gegen Homosexualität religiös motiviert?

Ja. Das Christentum ist vorherrschend in diesem Land. Wir haben all diese Fundamentalisten. Aber es wurde noch schlimmer, als evangelikale Christen aus den USA hierher kamen und Panik unter den religösen Führern und in der Gesellschaft verbreiteten. Sie sagten, Homosexuelle würden das Land übernehmen, Kinder missbrauchen, sie mit Krankheiten infizieren. Selbst normale Ugander, die sich zuvor überhaupt nicht für Homosexualität interessiert haben, gerieten in Panik. Diese Angst hat die religiöse und politische Elite dazu gebracht, noch aggressiver zu werden.

Welche Hilfe leistet ihre Organisation FARUG, Freedom and Roam for Uganda, homo-, bi- und transsexuellen Menschen?

Freedom Roam ist die älteste Organisation in Uganda, die für die Rechte Homosexueller kämpft, allerdings exklusiv für die Rechte homosexueller Frauen. Ich komme aus der Frauenrechtsbewegung und ich fand, es müsse einen Platz für lesbische Frauen geben - zu einer Zeit, in der selbst die Frauenrechtsbewegung nicht akzeptiert wird.

Wir brauchen einen Raum für lesbische Frauen, um über bestimmte Themen zu sprechen. Wir reden viel über Gesundheitsfragen. Es gibt viele Frauen, die zur Heirat gezwungen werden, wir bieten Beratung und Information. Wir zeigen Frauen, wie sie sich selbst schützen können - etwa wie sie bei einer Verhaftung mit der Polizei umgehen können.

Wir bringen ihnen bei, wie sie sich juristisch verteidigen und für ihre Rechte kämpfen können. Wir dokumentieren ihre Lebensgeschichten und gehen an die Öffentlichkeit. FARUG ist für Frauen, aber wir haben auch Organisationen für homosexuelle Jugendliche, für Gesundheitsfragen, für Menschen mit HIV/AIDS, für homosexuelle Männer. Wir alle zusammen sind die Sexual Minorites Uganda (SMUG) und kämpfen auf nationaler und internationaler Ebene.

Welchen Trend sehen Sie bei der LGBT-Bewegung in Uganda und weltweit?

Der Trend im Westen und in Ländern wie beispielsweise Brasilien und Chile macht uns Hoffnung, denn diese Länder waren einmal dort, wo wir heute sind. Ich glaube, es ist die Zeit der LGBT-Bewegung, so wie es die Zeit der Schwarzen-Bewegung und der Frauenbewegung gab. Es gibt Fortschritte und manchmal auch Rückschritte. Aber wir können davon lernen.

Ihr kämpft heute für die gleichgeschlechtliche Ehe oder dafür, dass homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen. Wir kämpfen dafür, so zu sein, wie wir sind. Aber immerhin haben wir diesen Kampf begonnen, auch für die folgenden Generationen. Alles, was im Westen funktioniert, funktioniert natürlich nicht unbedingt in unserem Kontext. Aber ich bin sicher, wir können einige Dinge nutzen, um unsere Bewegung zu stärken.

Noch eine persönliche Frage: Sie wurden im Alter von 19 Jahren führende Aktivistin der LGBT-Bewegung in Uganda. Wie haben Sie und Ihre Familie das empfunden?

Wegen meiner Familie war ich in der Lage, für diese Bewegung einzustehen. Wegen der Unterstützung durch meine Familie habe ich die Entscheidung getroffen, etwas zu tun. Ich habe meinen Altersgenossen gesagt, ich muss kämpfen, damit nicht nur ihre Eltern das Verständnis haben, das meine Eltern haben. Es geht auch um das Verständnis von unseren Nachbarn, Lehrern und unserer Regierung.

Ich habe zu vielen Menschen gesagt: "Ich werde für Dich sprechen, denn ich werde nicht auf der Straße schlafen müssen, ich habe immer ein Zuhause." Ich hatte sehr viel Unterstützung in meinem Umfeld mit meinen Freunden und meiner Familie. Ich will, dass ich nicht die einzige privilegierte Person unter meinen Gleichaltrigen bin.

Kasha Nabagesera ist die Gründerin von FARUG und eine der führenden LGBT-Aktivistinnen in Uganda.

Das Interview führte Sarah Berning.