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Portrait: Al Gore

12. Oktober 2007

In seiner zweiten Karriere als Privatmann hat der US-Amerikaner Al Gore wahrscheinlich mehr für die Umwelt erreicht, als in drei Jahrzehnten Regierungspolitik.

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Al Gore bei der Präsentation seines Buches 'An Inconvenient Truth' in Tokyo', Foto: AP
Werbung für eine gute Sache: Al GoreBild: AP
Seit seiner Niederlage gegen George W. Bush bei der Präsidentenwahl im Jahr 2000 hat sich Al Gore dem Klimaschutz verschrieben. Der heute 59-Jährige rüttelte seine Landsleute wach: Er hält ihnen vor, dass sie mit ihrem verschwenderischen Konsum von Erdöl, Benzin und Energie den Planeten zerstören. Dafür bekommt er in diesem Jahr den Friedensnobelpreis, zusammen mit dem Weltklimarat.
Al Gore in der Szene seines Filmes: 'An Inconvenient Truth', Foto: AP
Mehr erreicht als zu Politikerzeiten: Al GoreBild: AP

Der langjährige demokratische Abgeordnete und Senator aus Tennessee gehört in den USA zur kleinen aber feinen Gruppe von Politikern, die es fast, aber eben nur fast geschafft haben, Präsident zu werden. Nach Einschätzung des "Time"-Magazins trug Gore wesentlich zu einem "Meinungsumschwung historischen Ausmaßes" bei: Die Mehrheit der Amerikaner habe unter anderem wegen Gores Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" von 2006 eingesehen, dass man sofort etwas gegen die drohende Klimakatastrophe tun müsse. Gore bediente sich innovativer Medien. Im September 2007 erhielt er für seinen Internet-Sender Current.TV, der dem konservativen Establishment Paroli bieten soll, den amerikanischen Fernsehpreis "Emmy".

Der Mann, der Bush überzeugte

Selbst Präsident George W. Bush räumt inzwischen ein, dass Treibhausgase etwas mit der Klimaerwärmung zu tun haben könnten. Der Öko-Aktivist Gore ist aber noch lange nicht zufrieden. Er verstehe nicht, "dass die jungen Leute nicht Bulldozer blockieren" und "den Bau neuer Kohlekraftwerke stoppen", sagte er kürzlich der "New York Times". Gore schlägt vor, die Einkommenssteuer abzuschaffen und durch eine Steuer auf Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids zu ersetzen.

Filmplakat zu Al Gores Film über die globale Erwärmung. Deutscher Titel: 'Eine unangenehme Wahrheit', Quelle. climatecrisis.net
Al Gores Film: 'An Inconvenient Truth'Bild: www.climatecrisis.net

In liberalen Kreisen in Amerika mehren sich Forderungen, Gore solle 2008 noch einmal kandidieren. "Das Land braucht Sie jetzt, Ihre Partei braucht Sie, und der Planet braucht Sie, für den Sie doch so hart kämpfen", hieß es Mitte Oktober in einer ganzseitigen Anzeige in der "New York Times". Diese wurde von mehr als 100.000 Klima-Aktivisten und Demokraten platziert, die sich sorgen, dass die demokratischen Kandidaten zu unerfahren seien oder zu zaghaft. Keiner habe Gores Weitsicht und politischen Mut. Zugute gehalten wird ihm auch, dass er schon ein halbes Jahr vor dem Angriff auf den Irak im März 2003 vor einem Krieg in dem Land gewarnt habe.

In den Fußstapfen des Vaters

Albert Arnold Gore Jr. wurde am 31. März 1948 geboren. Sein Vater Albert Gore war US-Senator und gehörte zu den Gegnern des Vietnamkriegs. Gore Junior, obwohl ebenfalls gegen den Krieg, meldete sich zur Army, offenbar um seinem Vater Rückendeckung und Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Gore diente mehrere Monate in Vietnam, arbeitete danach als Zeitungsreporter und trat mit 29 Jahren in die Fußstapfen seines Vaters, als er zum Kongressabgeordneten gewählt wurde. 1985 wurde Gore Senator. Im Kongress machte er sich einen Namen als Rüstungsexperte.

Vor den US-Wahlen 2000: Der Kandidat der Republikaner George W. Bush (l.) und der Demokraten Al Gore (r.) (Archiv), Foto: AP
Knapp unterlegen - oder auch nicht?Bild: AP

Das Wunderkind aus Tennessee kandidierte 1988 erstmals für die Präsidentschaft. Er präsentierte sich als Mann der Mitte. Nur er besitze die Kraft und das Wissen, sich bei Abrüstungsgesprächen mit dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow zu messen, sagte Gore. Er legte 1992 ein Buch mit dem Titel "Marshallplan für die Erde" vor, und war 1993 bis 2001 Vizepräsident unter Bill Clinton. Wie Clinton ist Gore Baptist und ein Mann aus dem Süden der USA.

Doch noch Kandidat 2008?

Von Gores acht Jahren als Vizepräsident sind kaum umweltpolitische Initiativen bekannt. Auch als er im Jahr 2000 gegen das vermeintliche republikanische Leichtgewicht George W. Bush für das Präsidentenamt kandidierte, spielte Umweltschutz keine Rolle. Die Wahlen endeten mit einem Fiasko für Gore: Er erhielt landesweit eine halbe Million mehr Stimmen als Bush, aber aufgrund des Wahlsystems weniger Wahlmänner.

Wochenlang stritten Bush und Gore sich um das alles entscheidende Wahlergebnis in Florida, bis das Oberste US-Gericht die Nachzählung stoppte und Bush den Sieg zusprach. Nach Untersuchungen gibt es inzwischen kaum Zweifel, dass Gore in Florida mehr Stimmen bekommen hat als Bush. (ina)