Arabische Umweltbewegung
18. Januar 2013DW: Als Sie in Bahrain aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, fand das Thema Klimawandel keine Beachtung in den dortigen Medien. Wurden Sie darauf aufmerksam, als Sie Ihr Studium in London begannen?
Reem Al Maella: Vom Klimawandel hatte ich nie etwas gehört, bis ich mein Studium der Meeresbiologie aufnahm. Zu der Zeit fand die Konferenz der Parteien (COP) in Kopenhagen statt. Die Leute nannten sie "Hopenhagen", und das ließ mich aufhorchen. Als ich erfuhr, dass alle Länder eigene Vertreter dorthin schickten, um über die Bekämpfung des Klimawandels zu diskutieren, fragte ich mich, was macht denn eigentlich mein Land? Als ich nach Bahrain zurückkehrte, hörte ich mich um. Und die Leute sagten: 'Reem, wovon redest Du denn überhaupt?'.
Viele Leute haben noch nie etwas davon gehört. Es gibt auch einige Ausnahmen, vor allem junge Leute, die gereist sind und sich für die Umwelt interessieren. Die meisten Jugendlichen vor Ort wissen jedoch nicht wirklich viel über Klimawandel. Das ist nicht gerade ein heißes Thema.
Wie sind Sie dazu gekommen, eine eigene Organisation zu gründen?
Ich hatte das Glück einen Umweltaktivisten kennenzulernen, der bei Rio+20 dabei gewesen war. Dort wurde ihm erzählt, dass es diese Idee gäbe, eine Klimabewegung der Arabischen Jugend (AYCM) zu gründen. Davon waren wir beide ganz begeistert. Ich wußte, dass es in anderen nahegelegenen Ländern auch Araber gab, die so wie ich dachten. Daher fand ich es sehr aufregend, dass es nun die Idee und auch eine Gelegenheit gab, uns alle zu einer Gruppe zusammenzuschließen. Wir haben in der gesamten Region die Leute durch Proteste, Erziehungsseminare und Diskussionsrunden mobilisiert. Es war höchst interessant, die unterschiedlichen Meinungen zu hören.
Wie erklären Sie den Menschen den Klimawandel?
Wir haben uns hingesetzt und eine Landkarte von Bahrain ausgebreitet, eine Karte der Insel, und wir haben ihnen gezeigt, was eine Ansteigung des Meeresspiegels um einen Meter in diesem Land bewirken würde. Wir verlieren über 30 Prozent unserer Landmasse. Bahrain ist eine Insel und die meisten Einwohner leben entlang der Küste. Also baten wir die Leute, ihre Häuser anhand einer Google-Karte zu identifizieren - und das hat ihnen die Augen geöffnet.
Was sollten die Politiker Ihrer Region tun?
Das wichtigste ist, dass Araber bei der Weltklimakonferenz in Doha die Führungsrolle übernehmen. Sie sollten die Verhandlungen leiten und ehrgeizige Ziele bei der Reduzierung von Treibhausgasen formulieren. Wir wollen eine Reduzierung um 30 oder 40 Prozent anstreben - und auch tatsächlich durchführen.
Was hofft die Klimabewegung der Arabischen Jugend während der Klimagespräche in Doha zu erreichen?
Wir wollen unseren Regierungen klarmachen, dass wir junge Araber hier sind. Wir hören zu, wir verfolgen die Gespräche, wir haben hohe Erwartungen. Es ist ihre Verantwortung uns gegenüber, sicherzustellen, dass die Verhandlungen erfolgreich verlaufen.
Der Nahe Osten wird als eine problematische Region gesehen, mit der nur schwer zu verhandeln ist. Warum, glauben Sie, ist das so?
Diese Region ist der größte Exporteur von fossilen Brennstoffen. So ist es nicht nur ein Umweltthema, sondern auch ein politisches Thema. Ich glaube, man kann Wirtschafts- und Umweltinteressen miteinander verknüpfen.
Falls die Gespräche so verlaufen, wie Sie sich das wünschen: Wie wird dann der Planet aussehen, wenn Sie ihn übernehmen?
Falls die Gespräche so verlaufen, wie wir uns das vorstellen, sodass dieser Teil der Welt in erneuerbare Energien investiert, dann wäre das ein sehr großer Erfolg, weil wir das ganze Jahr über Sonne haben, 365 Tage im Jahr. Auch Windenergie würde für eine sauberere Umwelt sorgen. Ich sehe die Welt als einen wundervollen Ort zum leben an. Inschallah, das ist es, was wir uns alle erhoffen.