"Alan Kurdi" in großer Not
10. April 2020Die Situation auf dem Rettungsschiff "Alan Kurdi" mit 150 Migranten spitzt sich zu. Der Sprecher der Organisation Sea-Eye, Gorden Isler, berichtete, Kapitänin Bärbel Beuse habe die italienische Rettungsleitstelle um Nahrungsmittel, Medikamente und Treibstoff für das Schiff gebeten. Der Seenotretter befindet sich in der Nähe der Insel Lampedusa.
Das unter deutscher Flagge fahrende Schiff hatte die Migranten am Montag vor Libyen aufgenommen. Die Menschen könnten wegen des Platzmangels kaum schlafen, berichteten die Helfer. Das Schiff ist nur knapp 39 Meter lang.
Sowohl Italien als auch Malta bekräftigten nochmals, sie könnten wegen der Coronavirus-Pandemie die sanitäre Versorgung der Schutzsuchenden nicht garantieren. In einer Erklärung der maltesischen Regierung heißt es: "Malta ist nicht in der Lage, Flüchtlingen einen sicheren Aufenthalt anzubieten." Auch Hilfe für Flüchtlinge an Bord von Rettungsschiffen könne nicht mehr garantiert werden.
Die Regierung in Rom hatte zuvor bereits Deutschland zum Handeln aufgerufen. Die Bundesregierung sei für das Schiff verantwortlich, machte das römische Verkehrsministerium deutlich.
280 Migranten vor Libyens Küste
Ein anderes Drama spielt sich derzeit vor der libyschen Küste ab. Etwa 280 Migranten sitzen auf einem Schiff der libyschen Küstenwache fest. Sie waren nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überfahrt Richtung Europa abgefangen worden und sollten zurück in das nordafrikanische Land gebracht werden. Die libyschen Behörden lassen sie aber nicht an Land. Tripolis sei aufgrund von starkem Beschuss aktuell kein sicherer Hafen, erklärten sie.
Laut IOM sind auch Frauen und Kinder unter den Migranten. Die Organisation versorgt die Menschen an Bord des überfüllten Schiffes mit Lebensmitteln und Wasser. Eine Ausgangssperre in Tripolis wegen des Coronavirus erschwere die Situation zusätzlich, sagte der Chef der IOM-Mission in Libyen, Frederico Soda. Er betonte, Europa müsse sich umfassend Gedanken über die Lage im zentralen Mittelmeer machen. Der Status quo könne so nicht beibehalten werden.
se/cw (dpa, afp)